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038 - Bis die Ratten dich zerfetzen

038 - Bis die Ratten dich zerfetzen

Titel: 038 - Bis die Ratten dich zerfetzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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großen Augen an sich herankommen.
    »Vielleicht
kann ich Ihnen helfen. Es ist doch möglich, daß Burton diesmal in der Tinte
sitzt. Er hat sich vielleicht an eine Sache gewagt, die ein paar Nummern zu
groß für ihn ist. Nun hat er Ihnen offensichtlich eine Nachricht zukommen
lassen, scheint mir...«
    »Sie hätten
zur Kripo gehen sollen. Man braucht dort Leute, die gut kombinieren können .«
    »Für eine
Frau ist möglicherweise das, was Burton aufgespürt hat, zu gefährlich. Sie
sollten mich nicht einfach abweisen .«
    In seinen
Augen flackerte es. Croft war ein Nervenbündel, ein Mann, der viel rauchte,
kaum schlief und ständig auf der Suche nach einem Knüller war. Im Grunde
genommen tat Helen dieser Mensch leid. Er litt unter seinem krankhaften Ehrgeiz
und seinem Neid.
    Die
Australierin legte die Hand auf den Türgriff. »Wenn irgend etwas sein sollte,
Croft, dann werde ich mich bei Ihnen melden. Sie werden dann Ihren Wunsch
erfüllt bekommen, Ihren Namen gemeinsam mit dem Burtons unter einem Bericht zu
sehen .«
    Ihm kaum
merklich zunickend, verschwand Helen Powell aus dem Zimmer, ließ die Tür aber
offen stehen. Croft verharrte auf der Schwelle und starrte der Davoneilenden
nach.
     
    ●
     
    Sekunden
später hielt ihn nichts mehr in der Redaktion. Er verließ das Verlagsgebäude,
stand sekundenlang auf der obersten Treppenstufe und blickte dem roten Auto
nach, das sich gerade in den Verkehr einfädelte.
    Edward Croft
winkte einem Taxi.
    »Ich darf die
Dame da vom nicht aus den Augen verlieren«, machte er den Fahrer aufmerksam.
»Wenn es Ihnen gelingt, dem Simca in angemessener
Entfernung zu folgen, gibt es einen Schein extra .«
    Der Chauffeur
riß seinem Fahrgast die Tür auf. »Dann steigen Sie mal ein, Mister. Muß wohl
die große Liebe sein, wie? Nun, wen’s mal packt, den
läßt es nicht mehr los .«
    Croft
erwiderte nichts darauf. Er sah die Dinge aus einem ganz anderen Blickwinkel.
     
    ●
     
    Helen Powell
hörte das Gewirr der Stimmen, das Rauschen der sich nähernden oder abfahrenden
Züge, Lautsprecheransagen. Sie liebte das Leben auf einem Bahnhof, konnte hier
oft Stunden damit zubringen, die Reisenden aus allen Teilen des Landes zu
beobachten und das Verhalten der Menschen zu studieren.
    Doch dazu
hatte sie schon lange keine Zeit mehr gehabt. Sie war selbst zur Reisenden
geworden.
    Sie fand das
von Ted Burton angegebene Schließfach auf Anhieb. Eine seltsame Erregung hatte
sich ihrer bemächtigt. Helen Powell war bekannt für ihren kühlen Kopf und ihre
klaren Überlegungen. Aber die Ungewißheit, in der sie sich seit vier Wochen
befand, machte sich nun doch in ihrer zunehmenden Erregung Luft. Im Schließfach
lag ein dunkelbraunes, verschlossenes Kuvert. Helen nahm es an sich und stopfte
es mit zitternden Fingern in ihre Handtasche.
    Sie suchte
das Bahnhofsrestaurant auf und achtete nicht darauf, daß ganz in der Nähe zwei
dunkelbraune Augen jede ihrer Bewegungen verfolgten. Auch als Helen Powell an
dem kleinen Ecktisch in der stillen Nische saß, konnte Edward Croft die
Reporterin genau sehen. Er hielt sich im angrenzenden Raum auf, der durch eine
Glaswand von dem unterteilten Restaurant abgetrennt war. Zahlreiche, dicht
nebeneinanderstehende Blumen bildeten eine gute Tarnung.
    Helen riß den
Umschlag auf. Darin befand sich nochmals ein verschlossenes Kuvert, weiß und
ohne Beschriftung. Und hier hatte Burton seinen Brief versteckt.
    Er war an sie
gerichtet.
     
    Liebe Helen,
    wenn Du diesen Brief in Händen hast, bin ich entweder nicht mehr
am Leben, oder ich kann den Ort nicht mehr verlassen, den ich freiwillig auf
gesucht habe...
     
    Schon diese
wenigen Zeilen brannten wie Feuer in ihren Augen. Helen überflog den Brief und
fing wieder von vom an. Sie begriff, daß Burton ihr etwas mitteilte, aber
dennoch verstand sie nicht die Einzelheiten.
     
    ... es war anfangs nur ein Gerücht, dem ich nachging. Aber dann
hat es mich gepackt. Ich wollte genau wissen, was es damit auf sich hat. Das
Ganze fing in einer Kneipe am Rande von Melbourne an. Dort lernte ich Jean Doree kennen. Er war Seefahrer, und er erzählt die tollsten
Geschichten, die er erlebt hat. Richtiges Seemannsgarn. Das macht den Zuhörern
Spaß, und der Erzähler selbst scheint auch seine Freude daran zu haben. Doree ist ein Sonderling. Er lebt in einer verfallenen
Hütte abseits von Melbourne. Hin und wieder taucht er in der Kneipe auf,
erzählt seine Geschichten, und man bezahlt ihm ein Essen oder einen Drink
dafür.

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