Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
038 - Bis die Ratten dich zerfetzen

038 - Bis die Ratten dich zerfetzen

Titel: 038 - Bis die Ratten dich zerfetzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
Vom Netzwerk:
Doree machte mich auf eine winzige Insel
vulkanischen Ursprungs zwischen den Fidschis und Neukaledonien aufmerksam.
    Ich war verrückt, als ich mich entschloß, die Reise anzutreten.
Niemand wußte davon, nicht einmal Du. Jetzt, da ich
dies zu Papier bringe, kommt mir alles lächerlich und absurd vor, denn ich
befinde mich in meinem Arbeitszimmer, mitten in Melbourne, und wenn ich das
Fenster auf mache, dann kann ich hinuntersehen, und überall umgibt mich Leben.
    Ich weiß nicht, ob Du jemals diesen Brief in der Hand halten
wirst. In vierzehn Tagen kann ich zurück sein, und alles war nur eine
Seifenblase. Möglich, daß ich einem Hirngespinst nachjage, einem Dämon aus den
unheimlichen Geschichten des alten Doree , aber wenn
Du diesen Brief aus dem Schließfach entnommen hast, dann stimmt die
Gedankenwelt nicht mehr, in der ich mich jetzt noch bewege. Ich habe irgendwie
einen Endpunkt in meinem Leben erreicht. Du sollst nicht in Ungewißheit leben,
Helen. Von dem Augenblick an, da Du diesen Brief in den Händen hast, mußt Du
mich aus Deinem Leben und Deinem Gedächtnis auslöschen.
     
    Helen
schluckte. Ihre Augen füllten sich mit Tränen. Das Ganze kam ihr so unwirklich
vor. Auf was für eine Sache hatte Ted sich da eingelassen?
    Die
Reporterin starrte auf den Brief und konnte den Blick nicht davon wenden.
Mechanisch griff sie nach der dampfenden Kaffeetasse. Sie stieß gegen das
Gefäß, und die Tasse fiel zu Boden. Erst das Geräusch des klirrenden Geschirrs
riß die Australierin in die Wirklichkeit zurück.
    »Entschuldigen
Sie bitte«, murmelte sie benommen und kam sich hilflos und tolpatschig vor, als
die Bedienung kam und die Scherben mitnahm. »Das macht nichts«, entgegnete die
Serviererin. »So etwas kann passieren .« Mit einem
stillen Lächeln wechselte sie die Tischdecke und brachte gleich darauf eine
neue Tasse.
    »Danke .« Helen hob nicht den Kopf. Sie wollte nicht, daß man ihre
verschleierten Augen sah.
    Sie schlürfte
den heißen Kaffee und starrte vor sich hin.
    Sie
versuchte, Klarheit über sich und Burton zu gewinnen. Auf der einen Seite
schilderte er seine Kenntnisse von einer fernen Insel, die er hatte aufsuchen
wollen, unterließ es aber, darüber nähere Angaben zu machen. Andererseits
wiederum gab er ihr zu verstehen, daß er sie nicht im Unklaren lassen wolle.
Das war ein nicht zu übersehender Widerspruch. Ein Widerspruch war auch der
ganze Brief und das Verhalten Burtons!
    Warum hatte
er zuvor nicht mit ihr über seine Pläne gesprochen und sie schon vor vier
Wochen daraufhingewiesen , was er zu unternehmen
gedachte?
    Helen Powell
wußte nicht mehr, was sie noch glauben sollte. Sie war verwirrt. Sie bestellte
eine zweite Tasse Kaffee, leerte diese aber nur zur Hälfte. Unvermittelt packte
sie alles zusammen, nachdem sie gezahlt hatte, und verließ das Restaurant.
    Sie schleuste
den Simca durch den Verkehr, und viele Handgriffe
machte sie ganz automatisch. Mechanisch war auch ihre Fahrt in den Randbezirk.
Sie wußte, daß es hier eine Kneipe gab, in der ein gewisser Jean Doree verkehrte.
    Das war nicht
viel, aber immerhin etwas.
    In Helen
Powell war die Jägerin erwacht. Sie wußte, daß sie von nun an keine Ruhe mehr
haben würde - nicht eher, als bis sie genau wußte, welches Schicksal Ted Burton
ereilt hatte.
     
    ●
     
    Die Wellen
des Pazifik spülten an den weichen, weißen Strand. Die
Insel ragte wie ein Kegel aus den Fluten des Meeres. Es war ein kleines Gebiet,
nur acht Meilen lang und fünf Meilen breit.
    Am Ufer
standen abwartend drei Eingeborene und blickten zu dem Frachtschiff hinüber,
von dem sich jetzt ein Ruderboot löste. Flut herrschte.
    Der Kapitän
und ein Matrose näherten sich der Mole.
    Die drei
Eingeborenen blickten den Fremden stumm entgegen. Sie kannten den Kapitän und
auch den Matrosen. Der fette Amerikaner mit dem roten Gesicht hieß Warner.
Irgendwann war er als Tourist nach Neukaledonien gekommen, und er war dort
schließlich hängengeblieben. Da er schon als Junge am Hafen von New York
herumgelungert hatte und als Dockarbeiter tätig geworden war, schien er der
Ansicht zu sein, daß es gar nicht so übel wäre, den Seemannsberuf ernsthaft zu
betreiben und auf der Insel zu bleiben. Er hatte eine Eingeborene geheiratet
und einen alten, furchtbar zugerichteten Frachtdampfer wieder einigermaßen
flottgemacht, den er sinnigerweise Sweet Home nannte. Mit der Sweet Home kurvte
er zwischen den Inseln herum und trieb hier Handel.
    Sechs- bis
achtmal im Jahr

Weitere Kostenlose Bücher