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038 - Bis die Ratten dich zerfetzen

038 - Bis die Ratten dich zerfetzen

Titel: 038 - Bis die Ratten dich zerfetzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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Anne. Er fühlte die zuckende Ratte zwischen
seinen Fingern. Aber er griff eine Zehntelsekunde zu spät zu. Der Schädling,
groß wie ein Kaninchen, aber bis auf die Knochen abgemagert, schnellte heran.
Wie ein Aal entwand sich der Nager dem Zugriff und klatschte in das Fahrwasser
der Sweet Home.
    Henry Anne,
der noch versuchte, das Tier zu fassen, verlor das Gleichgewicht. Sein Hintern
rutschte vom Seil. Geistesgegenwärtig griff er nach dem Tau und baumelte daran
wie ein lästiges Anhängsel. Schweiß perlte auf seiner Stirn. Mit seinem ganzen
Körpergewicht schlug er gegen den Schiffsrumpf der
Sweet Home, während seine Füße die Oberfläche des schäumenden Wassers
streiften.
    Peter Anne,
der Zeuge des Schauspiels wurde, biß sich auf die Lippen. Für Bruchteile von
Sekunden sah es so aus, als ob Henry Anne es nicht mehr schaffen würde, sich an
dem Seil emporzuziehen.
    Aber dann
gelang es ihm doch.
    Schweißüberströmt
konnte Henry Anne wieder seine ursprüngliche Sitzstellung einnehmen.
Minutenlang standen die beiden Männer Todesängste aus. Hatte jemand im Schiff
etwas gehört?
    Nein! Die Motorengeräusche
hatten den dumpfen Schlag kompensiert, den Henry Anne mit seinem Fall gegen den
Schiffsrumpf verursacht hatte.
    »Jetzt
vorsichtiger !« murmelte Peter Anne im Selbstgespräch
vor sich hin. Er reichte die nächste Ratte aus dem Sack. Sie war nicht weniger
groß, nicht weniger abgemagert und nicht weniger wild als das erste Exemplar.
Diesmal hatte Henry Anne mehr Glück. Er konnte die Ratte fassen. Ohne Zeit zu
verlieren, streckte er seine Rechte aus und ließ das Tier einfach durch das
Bullauge in Warners Kajüte fallen.
    Noch drei
weitere Ratten gingen diesen Weg. Die letzte ging ebenso verloren wie die
erste. Sie ersoff in den Fluten des Pazifik .
    Mit beiden
Händen umklammerte Henry Anne das Seil und beugte sich dann weit hinüber, um
einen Blick in die Kajüte zu erhaschen. Er sah die schwachen Umrisse der
Gegenstände, die Koje des Kapitäns und die vier dunklen Schatten, die sich
dieser Koje näherten.
    Henry und
Peter Anne beeilten sich, den Ort ihres Verbrechens zu verlassen. Sie wollten
mit dem, was sich nun in der Kapitänskajüte abspielen würde, nicht in
Zusammenhang gebracht werden. Die beiden Eingeborenen huschten deshalb in ihre
Kajüte zurück.
    Was sie nicht
mehr sahen, war das Werk, das die Ratten verrichteten. Dabei gab es keinen
Zeugen.
    Die erste Ratte
erreichte die Koje des schlafenden Kapitäns, kroch unter die schmutziggraue
Baumwolldecke und schlug die spitzen Zähne sofort in das schwabbelige Fleisch
der Oberschenkel.
     
    ●
     
    Es war ein
gräßlicher Traum! Warner sah sich am Rand eines riesigen Sumpfes. Die Luft war
stickig, der Brei zu seinen Füßen brodelte. Und sie waren hinter ihm her.
Schauerliche Gestalten in zerfetzten Kleidern. Gierige Hände griffen nach ihm,
und er spürte die langen Fingernägel, die seine Haut aufkratzten.
    Sekundenlang
war Warner wie benommen. Er stöhnte und warf sich im Bett hin und her, wollte
aufwachen, aber es ging nicht.
    Der Sumpf - er
mußte ihn überqueren.
    Du mußt
fliegen, schoß es ihm durch den Kopf. Du kannst fliegen!
    Er hob die
Arme und wedelte damit, versuchte, sie wie Flügel zu benutzen.
    Und
tatsächlich - er hob ab, die Erde fiel unter ihm zurück. Er sah die
unheimlichen Gestalten, die dem Morast im Hintergrund entstiegen zu sein
schienen und die nun zu ihm hinaufstarrten. Sie konnten ihn nicht mehr
erreichen. Eine seltsame Leichtigkeit erfüllte ihn.
    Er war ihnen
entkommen!
    Aber seine
Flucht währte nur Sekunden. Er merkte, daß er absackte. Rasend schnell kam ihm
der brodelnde Sumpf entgegen, und er spürte, wie seine Füße darin eintauchten,
seine Beine versanken.
    Dann steckte
er fest wie ein Pfropfen und begriff, daß es nicht weiter abwärts ging. Aber
die Schmerzen um seine Beine nahmen zu. Er senkte den Blick und sah zu seinem
Schrecken, daß der morastige Boden plötzlich durchscheinend war. Nicht mehr
schwarz und brodelnd, sondern hell und gallertartig. Und in dieser
schwabbeligen Masse bewegte es sich. Riesige, glasklare Würmer hüllten ihn ein
und bohrten sich in seine Haut. Er war nackt, und sie rissen ganze
Fleischbrocken aus seinen Waden und seinen Schenkeln...
    Ich muß weg
hier, gellte es durch sein fieberndes Bewußtsein. Die
fressen dich auf. Bei lebendigem Leib.
    Plötzlich
waren die Schmerzen so unerträglich, daß er davon aufwachte.
    Er sah genau
gegenüber das geöffnete Bullauge, hörte das

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