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0447 - Der letzte auf dem Todesstuhl

0447 - Der letzte auf dem Todesstuhl

Titel: 0447 - Der letzte auf dem Todesstuhl Kostenlos Bücher Online Lesen
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Für einen Mann mit einem Gewehr war er vom Strand aus ein leichtes Ziel. Aber vielleicht machten sie sich auch von der anderen Straßenseite an ihn heran. Es fiel dem Mann unendlich schwer, sich nicht umzudrehen, aber er bezwang sich.
    Er rauchte die Zigarette, und er rauchte nicht hastiger und nicht langsamer als gewöhnlich. Dann schnippte er den Rest weg, griff die Aktentasche und stieg die Steintreppe zum Strand hinunter. Auf unerklärliche Weise erfüllte es ihn mit Hoffnung, daß man ihn die Zigarette hatte zu Ende rauchen lassen. Er ging zwischen den Reihen der Strandkörbe entlang. Der Sand knirschte leise unter seinen Schritten.
    Bei der vierten Reihe blieb er stehen. Auch das entsprach der Vereinbarung. Er wartete. Dann hörte er, daß das Korbgeflecht eines Strandkorbes krachte.
    Er atmete tief ein. Sie waren da. Sie warteten auf ihn.
    ***
    Seit vier Tagen saß ich Chuck Donovan so dicht auf den Fersen, daß ich ihm eigentlich auf die Hacken treten mußte, wenn ich um die nächste Ecke bog. Aber es ging mit dem Teufel zu, daß Chuck sich wieder und wieder um noch eine Ecke weiter zurückgezogen hatte. Ich betrat das viertklassige Hotel in der Hudson Street am Mittag des Tages, an dessen Morgen Donovan es verlassen hatte. Den Neubau, den sich eine Gruppe von Tramps als Schlafstätte ausgesucht hatte, durchsuchte ich um sechs Uhr morgens, und ich erfuhr, daß Chuck sich um drei Uhr nachts aus dem Staube gemacht hatte.
    Zu dieser Zeit ging es ihm schon miserabel, so daß er seine Pistole bei einem Waffenhehler für achtzig Dollar versetzte, und zwar ungefähr um ein Uhr mittags. Ich stieß auf den Waffenhändler um drei Uhr, nahm ihm Chucks Kanone ab und ihn selber fest.
    Um zehn Uhr erfuhr ich die Adresse von Denny Hart, die zu Donovans Glanzzeiten seine Freundin gewesen war. Eine Stunde später betrat ich ihre Wohnung mit Hilfe des Hausmeisterschlüssels und eines richterlichen Haftbefehls.
    Ich entdeckte die Kippen von zwei Marihuana-Zigaretten im Aschenbecher und wußte, daß Donovan hier gewesen war, denn Chuck war Hanfraucher und längst so abhängig von dem Zeug, daß er überschnappte, wenn er nicht sein Quantum bekam. Aus diesem Grunde hatte er auch seine Pistole verkauft, denn nur um seine Rauschgiftsucht zu befriedigen, trennte ein Bursche wie Chuck sich von seinem Handwerkszeug.
    Kurz nach Mitternacht ließ ich mich an einem Tisch des Bow-Bow-Nightclub nieder. Denny Haft stand am Mikrophon und heulte den Schlager hinein, den die Band herunterhämmerte. Es war nicht sicher, daß ihr Gesang, die Musik und das Tanzen der Paare auf der Spiegelglasfläche zusammenpaßten, aber darauf achtete im Bow-Bow-Club niemand. Ein infernalischer Krach, an dem sich jeder beteiligte, erfüllte die Bude. Der Kellner brüllte mich an: »Welchen Drink? Welches Girl?«
    »Einen doppelten Whisky und Denny Hart, sobald sie ausgeheult hat.«
    Er warf mir einen schrägen Blick zu. In diesem Club besaßen die Angestellten ein feines Witterungsvermögen für bestimmte Berufe. Ich sah, wie der Kellner mit dem Geschäftsführer drei Worte wechselte, worauf der Geschäftsführer ein besorgtes Gesicht zeigte. Ich bekam meinen Whisky, und ich bin sicher, daß cs der einzige unverwässerte Whisky war, der an diesem Abend ausgeschenkt wurde.
    Fünf Minuten später klappte Denny Hart den Mund zu, zuckte noch einige Male mit den Schultern und ließ dann das Mikrophon stehen. Niemand nahm das Ende ihrer Darbietungen zur Kenntnis. Sie bahnte sich den Weg zur Bar. Der Geschäftsführer fing sie ab und dirigierte sie an meinen Tisch um. Als sie ankam, trug sie ihr Ich-bin-von-dir-entzückt-Darling-Lächeln zur Schau. Sobald sie mich sah, knipste sie es aus, ließ sich resigniert in den Sessel fallen und stützte ihr Gesicht in die Hände.
    »Sie sind doch irgendeine Sorte von Polizist, nicht wahr?« fragte sie. »Ich habe Sie schon mal gesehen.«
    Denny Hart war eine füllige Frau von ungefähr dreißig Jahren. Da sie rote Haare besaß, bevorzugte sie grüne Kleider. Auch an diesem Abend stak sie in einem flaschengrünen Abendkleid aus irgendeinem glitzernden Material. Ihr Gesicht war rundlich und zeigte die ersten Spuren der Erschlaffung. Sie sprach einen ausgewachsenen Bronx-Slang und wußte durchaus, wie ein Gefängnis von innen aussah.
    »Das war vor einem Jahr«, frischte ich ihre Erinnerung auf. »Sie waren dabei, als ich Chuck Donovan auf die Zehen zu steigen versuchte.«
    »Richtig«, erinnerte sie sich. »Aber Chuck hatte sich

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