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0381 - Die schwebenden Leichen von Prag

0381 - Die schwebenden Leichen von Prag

Titel: 0381 - Die schwebenden Leichen von Prag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Nachtglas?«
    »Ja.«
    Ich schaute hindurch und war angenehm überrascht.
    »Zufrieden?«
    »Mehr als das.«
    »Und wie fühlen Sie sich?«
    »Jetzt wunderbar.«
    Der Tscheche lachte. »Beim Start nicht?«
    »Nein, es war schon komisch, aber wenn ich den Himmel sehe, seine Weite erkenne, die Ruhe erlebe, dann ist das schon etwas Einmaliges, und ich kann die Ballonfahrer verstehen, die sehr von ihrem Sport oder Hobby schwärmen.«
    »Danke«, meldete sich der Pilot und kam ebenfalls zu uns. »So etwas hört man gern.«
    »Es ist auch ehrlich gemeint.«
    Er lachte und deutete in die Runde. »Gibt es eine größere Freiheit als hier?« fragte er.
    »Wohl kaum. Leider ist sie begrenzt. Stellen Sie sich vor, Sie werden zur Landesgrenze abgetrieben.« Diese Bemerkung konnte ich mir einfach nicht verkneifen.
    »Dann sieht es in der Tat böse aus«, erwiderte Dvorak.
    Dinek griff ein. »Übertreiben Sie mal nicht!«
    Klar, daß er seine Regierung und dessen System verteidigen mußte. Ich heizte die Diskussion auch nicht weiter an, schwieg und schaute in den Himmel.
    Nach Osten blickte ich dabei, dort lag Prag, und dort waren auch die schwebenden Leichen erschienen. Ein Zeuge hatte behauptet, daß sie ungewöhnlich blauweiß leuchten würden, als wären sie von einer strahlenden Aura umgeben.
    Was an diesen Aussagen stimmte, wollten wir herausfinden.
    Und so glitten wir weiter. Hinein in die Weite dieses Landes, über dem wir schwebten. Wir stiegen auch nicht mehr. Dinek ging seiner Arbeit nach. Er hatte sich auf den Boden gehockt und das Funkgerät eingestellt. Mit Prag wollte er Verbindung aufnehmen. Er hatte sich einen Kopfhörer übergestreift, sprach ein Codewort und bekam schließlich Antwort. Dies erkannte ich an seinem heftigen Nicken.
    Der Pilot sprach mich an. »Josef ist kein schlechter Mensch. Er steht nur auf der falschen Seite.«
    »Wieso?«
    »Die Partei, wissen Sie. Er kommt einfach nicht davon los. Das gefällt mir nicht.«
    »Und Sie?«
    »Ich bin parteilos.«
    Er hörte auf zu sprechen, weil sich Dinek erhoben hatte und die Kopfhörer abstreifte. »Ich hatte mit Prag Verbindung«, erklärte er.
    »Aber sie haben leider nichts feststellen können.«
    »Also keine schwebenden Leichen?« fragte ich.
    »So ist es.«
    »Und wenn wir sie in dieser Nacht nicht entdecken?«
    Josef hob die Schultern. »Werden wir noch einmal aufsteigen.«
    Ich zeigte auf die Sterne. »Wobei ich hoffe, daß sich das Wetter weiterhin hält.«
    »Die Berichte hörten sich jedenfalls gut an.«
    »Gehen Sie danach?«
    »Eigentlich nicht«, gab er zu. »Aber was wollen Sie machen?«
    Ich schaute in die Tiefe. Daß wir eine Straße überflogen, war nur an dem wandernden Scheinwerferpaar eines fahrenden Autos zu erkennen. Von der Fahrbahn selbst sahen wir nichts. Auch die Scheinwerfer wirkten, von hier oben aus gesehen, nur wie zwei blasse Punkte.
    Obwohl wir nach Osten flogen und uns der Hauptstadt näherten, sahen wir von ihr nichts. In London ist das anders. Da lag auch nachts ein nie abreißender Widerschein am Himmel, es sei denn, der Strom fiel in der gesamten Stadt aus.
    Ich drehte mich um und ließ mir den Nachtwind ins Gesicht wehen. Es war gut, eine Lederjacke zu tragen, sie hielt den kalten Fahrtwind prima ab.
    Eigentlich hätte ich die Reise im Ballon genießen können, wäre da nicht dieser Druck im Unterbewußtsein gewesen, der mich immer wieder an die schwebenden Leichen erinnerte.
    Ich war fest davon überzeugt, daß wir keiner Halluzination des Zeugen erlegen waren. So etwas dachte man sich nicht aus, obwohl es so unwirklich war. Das mußte man einfach erlebt haben.
    Der Korb war nicht sehr groß. Ich nahm trotzdem meine Wanderung auf. Wer sagte mir überhaupt, daß die Leichen aus östlicher Richtung herangeweht würden?
    Ich schaute in die anderen drei Himmelsrichtungen, hatte aber Pech. Keine Toten zu sehen.
    Dafür entdeckte die Dvorak.
    Er stand in meinem Rücken. Ich hörte seinen überraschten Ausruf, und auch Dinek drehte sich um.
    »Was ist denn?«
    »Da!«
    Mehr brauchte der Pilot auch nicht zu sagen. Er deutete nach Osten. Noch sehr weit entfernt, dennoch zu erkennen, schwebte etwas zwischen Himmel und Erde. Es waren die drei Leichen!
    ***
    Während der Pilot und ich staunten, meldete sich das Funkgerät mit einem hohen Piepton.
    Jo Dinek war sauer. »Ausgerechnet jetzt!« beschwerte er sich, ging aber in die Hocke und nahm Kontakt auf.
    Dvorak und ich schauten in die Richtung, aus der die Leichen herangeschwebt

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