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0381 - Die schwebenden Leichen von Prag

0381 - Die schwebenden Leichen von Prag

Titel: 0381 - Die schwebenden Leichen von Prag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Man kann sie gewissermaßen als die Pfadfinder bezeichnen. Wenn wir sie entdeckt haben, dürfte es uns keine Schwierigkeiten mehr bereiten, auch ihren Herrn und Meister zu finden. Er folgt ihnen, weil sie ihn zum Versteck bringen wollen.«
    »Dort schlagen wir dann zu!«
    »So ähnlich.«
    »Hört sich leicht an«, meinte Golenkow, »obwohl ich dem Braten nicht traue.«
    Da hatte er auch in meinem Sinn gesprochen. Alles war mir nicht über die Lippen geflossen. Die Veränderung des Kreuzes hatte ich ihm wohlweislich verschwiegen. Das waren Dinge, die einfach zu tief in die Magie und Geschichte, ja, in die Entstehung der Welt und des Lebens hineingriffen. Sollte sich Lilith noch einmal zeigen, war es früh genug, ihn über verschiedene Dinge zu informieren.
    Wladimir hatte bereits die Hand auf dem dunklen Telefonhörer liegen, als er sagte: »Wenn die schwebenden Leichen unsere einzige Spur sind, müssen wir sie finden.«
    »Sehr richtig.«
    »Und auch verfolgen.« Er grinste breit. »Deshalb werde ich für uns einen Hubschrauber anfordern.«
    »Die Idee ist gut.«
    Während er telefonierte, dachte ich daran, daß es schon wieder in die Luft ging. Erst der Ballon, danach die Fahrt mit dem Hubschrauber, anschließend meine Übung an der Fahnenstange, und jetzt würde es wieder durch die Luft weitergehen. Ich war wirklich gespannt darauf, wie das alles noch enden sollte.
    Golenkow, als hoher Geheimoffizier, bekam durch seine Stellung und seine Beziehungen alles, was er benötigte, in kurzer Zeit. Ich hatte das Gefühl, daß sogar die tschechischen Generäle vor ihm kuschten, wenn er die Anordnungen gab.
    Bei einem Telefongespräch ließ er es nicht bewenden. Er sprach noch ein zweitesmal. Was er sagte, verstand ich nicht. Nach dem Gespräch erklärte er es mir, während er aufstand und zu einem schmalen Rollschrank ging, dessen Vorderteil zur Hälfte heruntergezogen war.
    »Ich habe die entsprechenden Stellen informiert, daß man den Luftraum über und um Prag genau im Auge behalten soll. Wenn die Leichen wieder schweben, müssen wir Bescheid bekommen.«
    »Darauf warte ich.«
    »Und ich auf den Wodka.« Er hatte eine Flasche aus dem Schrank geholt sowie zwei Gläser. Kräftige Schlucke goß er ein, schob mir ein Glas rüber und sagte: »Also, Towaritsch. Ich heiße für dich ab sofort Wladimir. Einverstanden?«
    Mein Grinsen fiel zweifelnd aus, weil ich noch überlegte. »Und wie sieht es mit der Überwachung aus?«
    »Vergiß es, aber du kennst das System«, ließ er sich noch zu einer Bemerkung hinreißen.
    »All right, keiner kann aus seiner Haut. Ich bin John.« Wir stießen an, tranken, und nach russischer Sitte gaben wir uns gegenseitig den Bruderkuß auf die Wange.
    Wladimir machte es wie seine Vorväter. Das leere Glas schleuderte er über seine Schulter hinweg. Es krachte gegen die Wand und zersplitterte dort.
    Ich ließ meines heil.
    Dann warteten wir.
    Allmählich legte sich die Dämmerung über die Stadt. Der Hubschrauber war ebenfalls gelandet. Er stand nicht weit vom Haus entfernt auf einem kleinen Platz, wie man uns gemeldet hatte. Dort wartete ein Pilot, der uns zu einem jetzt noch unbekannten Ziel bringen sollte.
    »Geduld ist nicht meine starke Seite«, sagte der Russe und begann mit einer Wanderung durch das Zimmer.
    »Manchmal kommt man ohne sie nicht aus.«
    »Leider.«
    Endlich meldete sich das Telefon. Wladimir hämmerte seine Hand auf den Hörer, riß ihn hoch und preßte ihn an sein Ohr. Er sprach schnell, ich sah das Leuchten in seinen Augen und wußte Bescheid.
    »Gefunden!« rief er. »Verdammt, John, wir haben sie gefunden.«
    Ich sprang auf. »Nichts wie hin!«
    »Es geht los!« Golenkow eilte zur Tür. Ich konnte ihm kaum folgen, so schnell war er.
    Auf der Straße nahmen wir den Brandgeruch wahr. Feine Rauchschwaden trieben uns entgegen. Rußteilchen lagen in der Luft und verteilten sich wie schwarzer Schnee.
    Flammen sah ich nicht mehr. Die Männer der Feuerwehr hatten den Brand zum Glück unter Kontrolle bekommen.
    Ich holte den Russen ein und hielt mich an dessen Seite. Sein Gesicht war hart, die Lippen zusammengepreßt. Er machte den Eindruck eines Menschen, der unbedingt Erfolg haben mußte, weil man das von ihm verlangte.
    In nicht einmal zwei Minuten hatten wir den Platz erreicht, wo der Hubschrauber wartete. Kinder umstanden und bestaunten ihn.
    Der Pilot gab geduldig Erklärungen ab und scheuchte die Halbwüchsigen erst weg, als er uns sah.
    Natürlich nahm er Haltung an und

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