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0381 - Unternehmen Südsee

Titel: 0381 - Unternehmen Südsee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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fühlte sich Bontainer müde, und er wollte abends im weißen Smoking eine gute Figur machen: Kisilan hatte sicher Photographen im Haus.
    „Ich werde dich rechtzeitig wecken, Liebling", sagte Arsali.
    „Dafür werde ich dir noch im Altersheim danken", schloß Bontainer und küßte sie kurz. Er warf sich auf die Liege in seinem kleinen Arbeitsraum und schlief ein.
     
    2.
     
    „Die Erfolgreichen sind viel attraktiver, wenn sie ihren Erfolg gekonnt verachten.
    Aus dem Zitatenschutz von Pompeo Posar. Erschienen in Interkosmo. Sonderdruck der ‘blue nebula’."
    Als sie in ihrer großen Schirmfeldblase in die Schleuse hineinbugsierten, sahen sie bereits hinter einigen transparenten Wänden die anderen Gäste. Der Volksmund hatte den Südhang Snob Valley genannt.
    „Sir Noel Minth-Kisilan erwartet Sie bereits, meine Herrschaften!"
    Ein Butler, der über seinem Frack eine Taucherbrille trug, stand neben der Schleuse. Er deutete nach hinten und überreichte Arsali eine Orchidee.
    Bontainer nahm eine riesige Chrysantheme, dunkelblau, und heftete sie an den Schalkragen seines weißen Smokings. Die Blume war aus eloxiertem Goldblech, das so kostbar war, daß sich Bontainer fragte, ob der Geruch oder die Tatsache, daß die Blätter seidenweich waren, den Preis ausmachten.
    Jedenfalls sah das Ding sehr gut aus.
    „Danke", sagte er. Arsali lächelte schmelzend, nahm seinen Arm und bewegte sich mit kleinen Schritten vorwärts. Bontainers Frau steckte in einem knöchellangen, weißen Abendkleid. Ihre fast dunkelbraun gebrannte Haut kontrastierte zu dem Kleid.
    „Hier sind sie ja!" rief Noel aus und kam auf sie zu.
    Bontainer stellte vor und schüttelte die Hand des dicken Mannes. Er war fast verblüfft über den knochenharten Händedruck, denn Noel Minth-Kisilan war hundertzwei Jahre alt, bemerkenswert fett und unterstand einer ständigen Zellverjüngung. Er strahlte Geld, Einfluß und Wohlwollen aus.
    „Hier sind wir, richtig. Ich möchte mich für die Einladung jetzt schon bedanken, Noel", sagte Bontainer und sah einen Moment die Belustigung in den Augen des Dicken aufblitzen. Noel war eine schillernde Persönlichkeit. Gleichzeitig hart, schnell, genußsüchtig und ein cleverer Geschäftsmann.
    „Aber ich bitte Sie, Vivier", sagte Kisilan. „Als Psychologe wissen Sie sicher, wie sehr kleine, dicke, entschlußunlustige Menschen die großen, schlanken Draufgänger bewundern!"
    Bontainer ging rechts, Arsali links vom Gastgeber in den riesigen Wohnraum hinein.
    „Sie übertreiben zwar außerordentlich charmant", bemerkte Vivier kurz, „aber Sie übertreiben. Ich fliege ein Schiff, und Sie dirigieren ein Vierteltausend moderne Handelsraumer. Wo ist da der Unterschied?"
    „Jetzt übertreiben Sie - es sind nur zweihundertvierundzwanzig Schiffe", sagte Noel. „Darf ich Ihnen meine Frau vorstellen?"
    Insgesamt schätzte Bontainer die Zahl der Anwesenden auf etwa dreißig, aber von denen war Fanra Minth-Kisilan zweifellos die auffallendste Erscheinung. In ihr steckten zweitausend Jahre Pharaonenreich, etwas von der wilden Schönheit eines Beduinenmädchens und die konzentrierten Erfahrungen einer Brigade von Männern und Frauen, die in der Lage waren, ein unscheinbares Mädchen auf dem Fernsehschirm zum Wachtraum sämtlicher Junggesellen zu machen. Da Fanra überdies erst zweiundzwanzig war und sehr hübsch, wirkte sie wie ein Schwertfisch in einem Heringsschwarm. Nur die gelassene Reife von Arsali konnte mit Fanras gutem Aussehen konkurrieren.
    „Frontalangriff, Vivier", zischte Arsali. „Volle Deckung!"
    „Reagiere gemessen, Gemahlin" flüsterte er blitzschnell zurück.
    Fanra zerteilte die Gäste wie der Bug eines Ozeandampfers, ebenso schnell und ebenso scharf. Sie kam mit ausgestreckter Hand auf Arsali zu, gab einige ausgewogene Nichtigkeiten von sich, wandte sich dann an Bontainer und strahlte ihn an. Bontainer lächelte sarkastisch, nahm ihre Hand und sagte: „Es ist immer wieder faszinierend zu beobachten, wie sich Schönheit und Reichtum paaren. Wobei ich nichts über den Schmuck Ihres reizenden Hälschens gesagt haben möchte, gnädige Frau."
    „Sie machen entzückende Komplimente, Vivier!" sagte Fanra.
    „Kaum", erwiderte er. „Nur Feststellungen." Arsali lächelte gelassen.
    Bald bildeten sich die üblichen Kreise auf einer Party; Menschen mit annähernd gleichen Interessen begannen einander zu erzählen, wie tüchtig sie waren und wie hoch und außerordentlich groß die Verantwortung war, die sie mit sich

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