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0385 - Gefangene der Echsen

0385 - Gefangene der Echsen

Titel: 0385 - Gefangene der Echsen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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hatten und noch vor ein paar Stunden die gesamte Bevölkerung einer kleinen Welt dargestellt hatten, die einmalig im Universum gewesen war. Menschen, die nicht einmal gewußt hatten, daß sie von der Erde geraubt worden und in eine andere Identität gezwungen worden waren.
    Er begann zu erklären.
    Daß hier einiges nicht mit rechten Dingen zugegangen war, wußten sie inzwischen alle selbst. Wie schlimm es war, erfuhren sie durch Zamorra und Teri Rheken, die ihn bei seinen Erklärungen unterstützte. Als Zamorra sie auf die andersartige Färbung der Pflanzen und auf die kreisenden Flugsaurier aufmerksam machte, begriffen sie endlich, daß sie sich tatsächlich nicht auf der Erde befanden.
    »Aber wo dann, Sie Schlaumeier?« schrie einer ihn an, der früher einmal zu Olsons Sklavenjägérn gehört hatte, davon jetzt aber nichts mehr wissen wollte.
    Zamorra erzählte, was er von dieser Welt wußte.
    Er vereinfachte die Geschichte und verzichete darauf zu erklären, daß die DYNASTIE DER EWIGEN vor Jahrmillionen ihre Hände im Spiel gehabt hatte und einer unwahrscheinlichen Existenzebene eine fragwürdige Daseinsberechtigung verlieh.
    »In jeder Sekunde unseres Lebens werden Entscheidungen getroffen«, versuchte Zamorra zu erklären. »Es sind Ja-Nein-Entscheidungen. Erhebe ich mich aus meinem Sessel, oder bleibe ich sitzen? Wenn ich mich erhebe, gehe ich zur Hausbar und schenke mir ein Getränk ein, oder verlasse ich das Zimmer? Wenn ich das- Zimmer verlasse, gehe ich in einen anderen Raum, oder verlasse ich das Haus ganz? Wenn ich es ganz verlasse, wende ich mich an der Straße nach rechts oder nach links?«
    »Schon gut, zur Sache, Mann«, mahnte jemand.
    »Ich bin schon dabei«, erklärte Zamorra. »Es gibt ständig, bei allem, was wir tun oder lassen, immer wenigstens zwei, manchmal mehr Möglichkeiten. Eine davon, und nur eine einzige, wird jeweils verwirklicht. Sie erhält die Wahrscheinlichkeit von hundert Prozent. Die andere Möglichkeit hat eine geringere Wahrscheinlichkeit und scheidet demzufolge aus. Daß ich mich aus dem Sessel erhebe, hat den Wahrscheinlichkeitswert 80, daß ich sitzenbleibe, den Wert 20. In dem Moment, in dem ich das Zimmer verlasse, erhält das Aufstehen den Wert 100, weil es durch eine weitere Entscheidung bestätigt wurde, und das Sitzenbleiben fällt auf Null zurück; dieser Handlungsvorgang existiert nicht mehr. Verstehen Sie, was ich damit meine? Nur eine Handlungsfolge bleibt erhalten. Die anderen sind zwar zunächst möglich, verlieren sich aber immer weiter in der Unwahrscheinlichkeit, je länger sie zurückliegen. Sie hören einfach ganz auf zu existieren, obgleich sie vor der Entscheidung beide den Wert 50 hatten.«
    »Was hat das mit unserer Welt zu tun?«
    »Vor einigen Jahrmillionen«, fuhr Zamorra unbeirrt fort, »stand die Entscheidung an, entweder die Saurier weiterexistieren zu lassen und ihnen die Entwicklung zu intelligenten, menschenähnlichen Wesen zu ermöglichen, wie wir es sind - und damit uns Menschen, uns warmblütigen Säugern, jegliche Möglichkeit zu versperren. Gäbe es die Saurier noch, wären wir Menschen nicht da. Die Entscheidung fiel aber anders. Die Saurier starben aus. Sie fielen auf annähernd Null hinab, während wir annähernd 100 erreichten und das wurden, was wir jetzt sind.«
    »Weiter, Mann«, drängte der ständige Nörgler. »Was hat das nun alles mit uns zu tun?«
    »Ich sagte, die Saurierwelt fiel auf annähernd Null«, sagte Zamorra. »Aber etwas ist bei dieser Entscheidung schiefgelaufen.« Die Dynastie griff ein, dachte er, sprach es aber nicht aus. »Die Welt der Saurier existierte mit einem ganz schwachen Wahrscheinlichkeitswert weiter, obgleich sie eigentlich völlig ausgelöscht hätte werden müssen. Aber die Welt krankt. Sie ist ständig am Rande der Auslöschung, und je mehr Zeit verstreicht, desto größer wird das Chaos der Auflösung, desto höher der Entropiewert. Entropie ist, salopp ausgedrückt, das Maß der Unordnung. Je größer die Entropie, desto größer das Chaos. Und in dieser Echsenwelt erhöht sich der Entropiewert seit Millionen von Jahren ständig. Die Welt zerfällt mehr und mehr und schrumpft. Pausenlose Veränderungen sind an der Tagesordnung; sie ist längst nicht mehr so groß wie unsere Erde. Kaum etwas hat noch absoluten Bestand. Es ist abzusehen, daß sie nur noch einige hunderttausend Jahre existieren wird. Rings um diese Schrumpfwelt breitet sich das Nichts aus. Die Temperaturen sinken. Die Bewohner

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