0385 - Horrornacht im Himmelbett
in Londons Gruselkammer Nummer 1 ein Messer auf ihn geschleudert. Er war schneller als Kamikaze gewesen, hatte ihn aber nicht tödlich treffen können. Kamikaze war die Flucht gelungen, zusammen mit seinem Herrn und Meister Akim Samaran, der in einem schmalen Sessel hockte und ins Leere starrte.
Sie hielten sich seit einigen Tagen in diesem schäbigen Hotel auf.
Zuerst hatten sie aus London verschwinden wollen, es sich dann überlegt und daran gedacht, daß sie sich in dieser Stadt auch in der Nähe des Geisterjägers befanden, so daß sich irgendwann die Chance ergeben mußte, Sinclair tödlich zu treffen.
Noch war dies Zukunftsmusik, denn Kamikaze mußte seine Verletzung erst auskurieren, obwohl Samaran schon weitere Pläne geschmiedet hatte und kaum noch bereit war, länger zu warten.
Dies war die letzte Nacht. Am Morgen wollten die beiden verschwinden. Kamikaze hatte zugestimmt. Es war ihm sowieso verhaßt gewesen, nur im Zimmer zu liegen und an seine Verletzung zu denken. Dabei dachte er natürlich auch an die Person, die sie ihm beigebracht hatte.
Suko, der Chinese!
Wenn es einen Menschen gab, den Kamikaze haßte, war es dieser Gelbe aus China, wie er immer sagte. Irgendwann würde er ihm so gegenüberstehen, daß Suko keine Chance mehr bekam, und dann wollte Kamikaze ihm die Knochen einzeln brechen.
Akim Samaran saß im Dunkeln. Der Mann, der aus Persien nach London gekommen war, um hier der Schwarzen Magie zu frönen und dem Spuk zu dienen, saß im Dunkeln. Nicht einmal Umrisse seiner Gestalt waren zu sehen. Hin und wieder nur schwang sein schwaches Atemgeräusch durch das Zimmer.
Als Kamikaze einen leisen Fluch ausstieß, erhob sich Samaran. Er kam aus der Finsternis wie ein kompakter Schatten. Da er selbst dunkle Kleidung trug, war eigentlich nur sein Gesicht zu erkennen, das wie ein blasser Mond über dem Schwarz der Kleidung schimmerte.
»Was hast du?«
»Ich will weg!«
Samaran lachte. »Morgen verschwinden wir.«
»Und dann?«
»Laß dich überraschen. Jedenfalls habe ich ein neues Ziel ins Auge gefaßt.«
Der Killer drehte den Kopf. »Wo ist es und was ist es?«
»Laß dich überraschen! Wir müssen eine Basis besitzen. Wobei ich hoffe, den richtigen Ausgangspunkt gewählt zu haben. Aber das sind Dinge, die noch in der Zukunft liegen. Es ist ein Quartier, in dem man uns nicht so leicht finden wird, hoffe ich. Von dort aus können wir unsere Aktivitäten steuern. Dieser Platz befindet sich in einer Gegend, die schon seit langen, langen Jahren unter einer magischen Kontrolle steht. Ich weiß es, und ich weiß auch, daß es wohl der einzige Ort auf der Welt ist, wo sich eine uralte Magie zusammen mit einem gefährlichen Mythos, der einst aus einer Urreligion entstand, erhalten hat.«
Kamikaze wußte nichts. »Kannst du mir nicht wenigstens einen Tip geben.«
»Nein, es ist einfach zu früh. Zudem bedarf es monatelanger Vorbereitungen, um diese Stellung auszubauen. Sie liegt zentral und trotzdem einsam. Hohe Berge umschließen das Gebiet, Täler wirken wie unheimliche Schluchten. Es leben nur wenige Menschen in dem Gebiet. Diejenigen, die dort wohnen, wissen von dem alten Zauber, der mächtiger ist, als vieles auf dieser Welt. Man spricht von Jerusalems verlorenem Schatz, von den Tempelrittern und dem dunklen Gral. Das alles werden wir finden müssen, und dieses wird unsere Aufgabe in der Zukunft sein. Wir werden die Magie und die Mystik zu einem neuen Leben erwecken und Geheimnisse ans Licht der Welt holen, von denen bisher niemand etwas geahnt hat. Diejenigen, die es wußten, haben es bewußt vergessen oder wollen es nicht begreifen. Genau dies wird unsere Zukunft sein, Kamikaze.«
Der Killer war mit der Antwort noch nicht zufrieden. Er richtete sich auf. »Wo kann das denn alles geschehen?«
»In Europa. In einem Land, das sich Frankreich nennt. Und wir werden auch die Verbindung suchen, die es zwischen dem Gral, dem Teufel und dem Druidenreich Aibon gibt. Deshalb will und muß ich die Rätsel der einst so Mächtigen lösen, die sich Templer oder Tempelritter nannten, denn sie müssen, das habe ich herausgefunden, ein immenses Wissen über eine Waffe besitzen, die unserem Feind John Sinclair gehört. Es ist das geheimnisvolle Kreuz, in dem vieles von dem eingefangen worden ist, von dem ich dir berichtet habe. Nur weiß Sinclair es selbst noch nicht. Wie gesagt, so sieht unsere Zukunft aus, die sich über Jahre hinziehen kann.«
Kamikaze richtete sich in eine sitzende Stellung auf.
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