0385 - Horrornacht im Himmelbett
»Hier unten bleibst du!« Und dann schlug er zu. Es war ein blitzschneller Hieb und so kraftvoll geführt, daß er den Kopf des anderen hatte zerschmettern sollen.
Der Zwerg wich aus. Mit einer Schnelligkeit, die Ed diesem Wesen nicht zugetraut hätte. Ein kraftvoller Sprung brachte den Winzling auf die Seite, so daß der Knüppel fehlte und mit einem klatschenden Laut auf die Rezeption knallte.
Sofort schlug der Mann wieder zu und unterschätzte den Kleinen abermals. Der handelte noch im gleichen Moment. Durch einen Griff gelang es ihm, die Hand des Mannes am Gelenk zu packen und es herumzudrehen.
Ed Ghiara hatte das Gefühl, in eine Presse geraten zu sein. Er drehte sich, den Knüppel ließ er los, und der Zwerg faßte mit der freien Hand gedankenschnell zu.
Plötzlich begann der Schlagstock in seiner Faust zu tanzen. Er hämmerte von oben nach unten. Diesmal traf er ein Ziel. Ghiara schaffte es nicht, auszuweichen. Er mußte die Hiebe voll nehmen, die gegen seinen Kopf krachten und kaum eine Stelle ausließen, denn sie erwischten nicht nur die Stirn, auch den Nacken, das Ohr und den Hinterkopf sowie die dunklen Haare des Portiers.
Homunkulus hatte so schnell zugeschlagen, daß es Ghiara nicht einmal gelungen war, einem Treffer zu entgehen. Vor der Rezeption brach er zusammen und fiel schwer auf den Rücken, denn erst jetzt hatte das Menschlein ihn losgelassen.
Es hielt die Waffe fest, stand am Rand des Tresens und starrte nach unten. In den Augen leuchtete es, der Mund war verzogen, denn er wußte genau, daß es noch nicht am Ende war.
Mit einem Satz sprang Homunkulus nach unten. Fast war der Schlagstock größer als er, den er hinter sich schleuderte, weil er ihn nicht mehr benötigte.
Dann packte er den Liegenden an der Schulter, wuchtete ihn dort auch hoch und schleifte ihn mit erstaunlicher Kraft aus dem Sichtbereich der Tür hinter der Rezeption, wo er ihn niederlegte.
Tot war der andere nicht. Das hätte Homunkulus auch nie zugelassen. Seine große Aufgabe lag noch vor ihm.
Er wollte sich schon daran begeben, als die Tür aufgestoßen wurde und ein Gast die Absteige betrat.
Der Bursche war volltrunken. Er sang zwar nicht, dafür brummte er eine Melodie und schwankte beim Gehen so, daß er mit seinen Schultern gegen die beiden Wände stieß.
»He, Ed, du alter Penner!« rief er mit unsicherer Stimme. »Wo steckst du denn wieder?« Er hatte die Rezeption erreicht, hinter der sich der Zwerg und der Portier befanden. Der betrunkene Gast verlor den Halt und fiel über den Tresen. Dabei ruckte auch sein Kopf nach vorn. Es war eine Folge seiner eigenen Unzulänglichkeit.
Wahrscheinlich sah er den liegenden Portier nur verschwommen, ebenso erging es ihm bei Homunkulus, aber er lachte trotzdem. Es war ein blödes Gelächter, wie es nur Betrunkene ausstoßen können.
»Da liegt einer – und schläft. Und wer bist du, Kleiner?«
Wäre er nüchtern gewesen, hätte er vielleicht den grausamen und brutalen Blick des Zwerges bemerkt, so aber schob er alles seinem Zustand zu und sah gewissermaßen weiße Mäuse.
»Schlaf weiter, Ed, ich verzieh mich auch. Den Schlüssel habe ich.« Er stieß sich ab und bewegte dabei seine Arme wie ein Schwimmer auf dem Trockenen.
Stolpernd und wankend schaffte er die Treppe. Zum Glück war ein Geländer vorhanden, sonst hätte er sich lang auf sein Gesicht gelegt.
Oben polterte er noch weiter, bis er seine Zimmertür gefunden hatte, die laut hinter ihm ins Schloß knallte.
Währenddessen wartete Homunkulus, und er gab noch eine kurze Zeitspanne zu. Danach beugte er sich über den bewußtlosen Portier und begann damit, seine unheimlichen und kaum erklärbaren Kräfte einzusetzen…
***
Die beiden Männer brauchten eigentlich kein Licht. Dennoch brannte die kleine Lampe mit dem bunten Schirm und warf ihr Licht auch auf die schmutzige Tapete hinter dem Bett, auf dem es sich ein großer Mann bequem gemacht hatte.
Es war eine Gestalt, für die das Bett kaum lang genug war. Auch im weichen Lichtschein wirkte sein Gesicht düster und knochig. Das fahlblonde Haar umrahmte es in einer schon fraulichen Länge. Aus diesem Grunde hatte der Mann es im Nacken auch zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden. Er trug eine Hose und eine ärmellose Lederweste ohne Hemd darunter. Ein Hemd hätte den Verband gestört, der seine linke Schulter umspannte, wo er eine schon verheilende Messerwunde abdeckte, die der Killer Kamikaze dem Chinesen Suko zu verdanken hatte.
Dieser Inspektor hatte
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