0398 - Die Töchter von Atlantis
fiel mir so verdammt schwer, und ich hatte das Gefühl, als wäre mein Gehirn weich geklopft worden. Der Blickwinkel war verengt worden. Ich sah nur mehr die Nixen, hörte ihre Stimmen, die mich an das kleiner Glocken erinnerten und von einer Welterzählten, die sich für mich, den Menschen, lohnen würde. Vor wenigen Minuten noch hatte ich die Sense gehalten. Sie war mir so nutzlos vorgekommen, und ich hatte sie kurzerhand weggelegt.
Nein, bei diesen Wesen brauchte ich keine Waffen. Sie waren so friedlich, und sie wollten mich endlich hineinziehen in die Tiefe des Meeres, in ihr Reich.
Der sanfte und gleichzeitig fordernde Druck ihrer Hände machte mir dies klar. Die Nixen wollten mich von dem Felsen vertreiben, damit ich endlich in ihr Reich, das Wasser, hineingelangte.
Doch auch ich hatte Widerstände. Mein Körper sperrte sich gegen den äußeren und inneren Druck.
Man hatte mir das Meer so herrlich, so freundlich und ohne Gefahren beschrieben, ich aber wusste es besser.
Das Meer war zu einem Feind geworden.
Zu einem tödlichen sogar!
Ich war keine Wassernixe, sondern ein Mensch. Ich brauchte Luft, Sauerstoff, ich musste atmen, um leben zu können, aber in der Tiefe würde ich elendig ertrinken.
Auch dachte ich an mein Kreuz, doch es reagierte nur bei Gefahr aus einem bestimmten Bereich. Das war hier nicht der Fall. Wollten die Nixen nicht nur Gutes von mir? Hatten sie nicht versprochen, mich in das ewige Glück zu führen?
Aber sie waren sehr sensibel, denn sie spürten, dass sich mein Widerstand regte.
»Nicht, Geliebter!« hauchte Isabell. »Du sollst nicht über Dinge nachdenken, die selbstverständlich sind. Wir werden dich mitnehmen. Das Meer wartet. Jetzt…«
Isabell drückte mich vor. Sie wollte mich nicht mehr loslassen, während Sina, die vor mir saß, bereits zurückglitt, sodass mein Blick über ihren Kopf hinwegstreifte und ich Myxin erkannte.
Er stand in seinem leicht schwankenden Boot, schaute uns zu und sagte: »John, ich habe dich gewarnt. Du bist in ihren Bann geraten. Sie werden dich in die Tiefe zerren und über dich lachen, weil sie wieder ein menschliches Opferbekommen haben. Schönheit und Tod liegen bei ihnen dicht zusammen. Unzählige Menschen sind auf sie reingefallen. Damals in Atlantis, als sie noch existierten, und jetzt wollen sie es in der Gegenwart wiederholen, und du sollst ihr erstes Opfer sein, John!«
»Opfer?« flüsterte ich und glaubte nicht daran, dass Myxin mich verstanden hatte.
»Komm schon, John, komm…« Isabell sagte es. Sie wollte nicht länger warten.
Sina befand sich bereits im Wasser. Nur ihre Arme hielt sie noch vorgestreckt, die Hände zudem offen, damit sie mich halten konnten, wenn ich ebenfalls eintauchte.
Ich hatte Isabells Worte gehört, aber ich hörte noch mehr, und dieses Geräusch ließ allen Zauber innerhalb einer Sekunde verschwinden.
Es war das helle Klingeln der Sensen!
***
Da wusste ich Bescheid!
Eine Falle. Verdammt, das war eine Falle, in die mich die Nixen gelockt hatten. Gesponnen aus dem glänzenden Garn verführender Worte und mädchenhafter Körper. Das alte Spiel zwischen Mann und Frau.
Und Isabells Druck wurde fester, während ich den Kopf hob und in die Höhe schaute.
Sie standen auf den Felsen.
Nein, sie schwebten, aber ich sah die beiden schwarzen Wolken und darin die roten Kapuzen der Henker, und aus den Wolken schauten die blanken Klingen der mörderischen Sensen, deren geschliffener Stahl gegeneinander klirrte und mich gewarnt hatte.
Auch Myxin hatte das Geräusch vernommen, und plötzlich drehte er sich, deutete schräg in die Höhe und erklärte mit harten Worten: »John, ich kann dir nicht helfen! Du musst es allein schaffen! Ich kümmere mich um die Henker!«
Für einen Moment erstarrte die Szene. Ich dachte daran, dass, wenn einer der Henker vernichtet wurde, dies auchgleichzeitig auf die Nixen übertragbar war. Aber konnte ich noch so lange warten?
Hatte ich überhaupt diese Chance?
Der Druck kam von Isabell.
Plötzlich rutschte ich über den Felsen, konnte mich auch nicht mehr halten und glitt direkt in die auffangbereiten Arme der Nixe Sina hinein, deren Lachen ich vernahm, bevor sie die Hände anhob und sie sofort wieder zurückdrückte, sie auf meine Schulter legte und mich so unter Wasser stemmte.
Jetzt hatten sie mich!
***
Auch ein Magier wie Myxin war in der Lage, eine echte Freundschaft zu empfinden. Früher, zu seiner Zeit in Atlantis, hatte er anders darüber gedacht. Da hatte es
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