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04 - Spuren der Vergangenheit

04 - Spuren der Vergangenheit

Titel: 04 - Spuren der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Weinland
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neue Verläufe.
    Fassungslos starrte der in so vielen Mysterien bewanderte Oxlaj auf das fein marmorierte, fremdartige Ding. Als es wieder zum Stillstand kam, bemerkte der Priester, dass die beiden seitlichen Einkerbungen nun mit dem Zeichen in der Mitte im Einklang standen und eine noch größere, unten geschlossene Speerspitze bildeten – ein perfektes Dreieck.
    Oxlaj löste den Blick und machte einen Schritt auf Ts’onot zu. Prompt kam erneut Bewegung in das Schmuckstück. Kurzzeitig brach das Dreieck auf, doch als Oxlaj den Arm in die ursprüngliche Richtung hielt, fand es wieder zusammen.
    »Was hat das zu bedeuten?«, fragte Ts’onot.
    »Ich weiß es nicht«, erwiderte Oxlaj. »Geh! Verständige den Kaziken, deinen Vater! Er muss kommen und es sich ansehen. Ich bleibe hier.«
    Ts’onot blickte verstört. »Wäre es nicht besser –«
    Der Priester besann sich seiner Autorität und scheuchte seinen Schüler davon.
    ***
    Als der mächtigste Mann des Reiches in Gefolgschaft seines Sohnes und einiger Krieger eintraf, ging Oxlaj ihnen entgegen und sprach zu Ah Ahaual, wie es nur Wenigen gestattet war.
    »Folge mir allein, Erhabener. Befiehl den Kriegern, am Rand der Lichtung zu warten. Je weniger Augen es sehen, umso geringer sind die Folgen.«
    »Folgen?«, fragte der Kazike, dessen Goldschmuck das Licht der Sonne reflektierte. »Ts’onot sprach wirr, ließ aber keinen Zweifel an der Dringlichkeit. Er habe jemanden erschlagen, sagte er.«
    »Etwas«, präzisierte Oxlaj, »das uns in Schwierigkeiten bringen könnte.« Er drehte sich um und ging zum Ende der Lichtung, wo das Unerklärliche wartete. Hinter sich hörte er Ah Ahaual seinen Männern befehlen, zurückzubleiben. In Sichtweite.
    Am Schrittgeräusch erkannte Oxlaj wenig später, dass nicht nur eine Person ihm folgte. Ohne sich umdrehen zu müssen, war er sicher, dass Ts’onot seinen Vater begleitete.
    Ts’onot, der ihm fast wie ein eigener Sohn geworden war.
    Oxlaj führte den Kaziken zu der Stelle, wo Ts’onot das erschlagene Wesen abgelegt hatte. Es hatte sich verändert!
    »Was hast du damit gemacht?«, herrschte Ah Ahaual seinen höchsten Opferpriester an, als er vor den Überresten stand.
    »Nichts«, erwiderte Oxlaj wahrheitsgemäß und starrte auf den sich auflösenden Leichnam.
    Ts’onot stöhnte hinter ihm auf. »So … sah es nicht aus, als ich ging.«
    »Der Prozess muss eben erst eingesetzt haben«, versuchte Oxlaj eine Erklärung zu finden. »Es verwest schneller als jedes andere Geschöpf. Aber noch kann man grob erkennen, wie es zu Lebzeiten ausgesehen hat. Beschreibe es deinem Vater, Ts’onot!«
    Der junge Maya kam der Aufforderung nach. Fast schien es, als hätten die Worte schon eine Weile auf seiner Zunge gelegen und darauf gewartet, ausgesprochen zu werden.
    »Wir kennen kein solches Wesen«, sagte Ah Ahaual, nachdem sein Sohn geendet hatte. »Was könnte es gewesen sein?«
    »Ich weiß es auch nicht, Erhabener«, antwortete Oxlaj und zeigte auf den Armreif, der von dem Toten abgefallen war. »Aber es trug das hier. Demnach kann es kein Tier gewesen sein. Euer Sohn meint, es habe mich hier auf der Lichtung belauert. Nur deshalb griff er es an und tötete es.« Er warf Ts’onot einen undeutbaren Blick zu und fuhr fort: »Doch möglicherweise war bereits das ein Irrtum …«
    »Du hast einen Verdacht?«, fragte Ah Ahaual in strengem Ton. »Dann sprich ihn aus!«
    Der Opferpriester wand sich sichtlich. Dann aber sagte er: »Vielleicht war es ein Gott.«
    Zu seiner Überraschung lachte der Kazike heiser auf. »Ein Gott, der sich von meinem Sohn töten lässt? Das ist nicht dein Ernst, Priester! Haben dir deine Gifte den Verstand zerfressen?«
    Oxlaj überging die Anspielung auf die Selbstversuche, mit denen er seine eigene Hellsichtigkeit zu wecken versuchte, indem er sich stark verdünnte Dosen von Spinnen- und anderen Giften zuführte. Er zeigte erneut auf den Armreif, der fest um sein Handgelenk lag. Obwohl der Arm des Wesens, das Ts’onot erschlagen hatte, deutlich dünner gewesen war, passte der Reif Oxlaj wie angegossen.
    »Es ist ein Zauberding«, sagte er so ruhig wie möglich. Er schilderte, wie es sich von selbst geöffnet und wieder geschlossen hatte.
    Ah Ahaual musterte ihn noch kritischer. »Gib es mir.«
    Oxlaj verzog das Gesicht, umfasste den Rand des Reifs mit der Rechten und zerrte daran, ohne dass sich der Gegenstand auch nur am Arm verschieben ließ. »Ich habe es schon viele Male versucht, während ich auf

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