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04 - Spuren der Vergangenheit

04 - Spuren der Vergangenheit

Titel: 04 - Spuren der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Weinland
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mir deine Hand. Es tut nicht weh, und es fügt dir auch keinen Schaden zu.« Zumindest hoffte er das.
    Nach einigem Sträuben traute sie sich.
    »Es … es fühlt sich an wie ein … Kristall. Mit vielen Kanten.«
    Tom ließ das Artefakt selbst los, sodass nur Maria Luisa es noch hielt. »Es wiegt so gut wie nichts. Noch so eine unbegreifliche Eigenschaft. Aber ich fürchte, es hat noch andere Geheimnisse, auf die es die bösen Jungs abgesehen haben.«
    Maria Luisa gab ihm das Artefakt zurück. Sie wartete, bis er es zurück in den Beutel gesteckt hatte. »Warum lässt es nicht auch das Ledersäckchen verschwinden?«, fragte sie dann.
    »Der Stoff schirmt das Dunkelfeld ab – frag nicht, wie.« Er zuckte mit den Schultern. »Ich habe keine Ahnung.«
    Sie bohrte nicht weiter. »Ich glaube, ich bin jetzt so müde, dass ich trotz all der Aufregungen einschlafen werde«, sagte sie. »Dieses Ding da wird mich wahrscheinlich bis in meine Träume verfolgen.«
    Besser das als dein Vater – wie er im Kugelhagel stirbt.
    Tom nickte.
    Sie stand auf, ging aber noch nicht. »Und das da? Bist du schon vorangekommen mit der Übersetzung?«
    Er schüttelte den Kopf. »Aber ich habe einen Anfang und werde noch zwei, drei Stunden dranbleiben … Willst du wissen, wie das Dokument beginnt? Es sind Aufzeichnungen von Ereignissen, die Hunderte von Jahren zurückliegen, und es ist mehr als erstaunlich, welche historische Figur sie betreffen.«
    Maria Luisa sah ihn fragend an. »Du machst mich neugierig. Welche historische Figur?«
    Tom nahm den Block und hielt ihn so, dass er seine Schrift lesen konnte. Er räusperte sich, dann begann er vorzulesen: » Mein Name ist Francisco Hernández de Córdoba . Wir schreiben den 7. Februar 1517, und schon morgen lichten wir die Anker, um in unbekannte Gefilde vorzustoßen. Dorthin, wo noch kein Mensch vor uns war. Möge uns Gott der Allmächtige gnädig sein und seine Hand schützend über uns halten auf all unseren Wegen …«
    »Oh«, entfuhr es Maria Luisa beeindruckt. »Francisco Hernández de Córdoba.« Der Name schien ihr tatsächlich etwas zu sagen. »Aber was hat dieser berühmte Entdecker mit dem Artefakt zu tun? Hatte ich dich richtig verstanden, dass sie in einer Verbindung zueinander stehen?«
    Tom zuckte die Schultern. »Wir werden sehen, was der Text offenbart. Es scheint ein Expeditionsbericht zu sein, der von Córdoba höchstpersönlich diktiert wurde.«
    »Diktiert? Nicht verfasst?«
    Tom schüttelte den Kopf. »Das war damals nicht üblich. Männer wie Córdoba hatten zweifellos ihre Qualitäten, aber lesen und schreiben konnten die Wenigsten. Dafür gab es Schreiber, die sie auf ihren Reisen begleiteten.« Er blickte Maria Luisa tief in die Augen. »Du weißt, von welcher Expedition hier die Rede ist? Francisco Hernández de Córdoba – 1517?«
    Sie schüttelte den Kopf, dass ihr schwarzes Haar hin und her flog. »Sag du es mir.«
    »Nun, Córdoba entdeckte auf diesem Vorstoß ins Unbekannte die Halbinsel Yucatán. Und knüpfte dabei die ersten verbrieften Kontakte zu den dort heimischen Maya … Dieses Dokument ist, falls es echt ist, ein Vermögen wert! Darüber hinaus muss es aber einen Grund geben, warum Tirado es zusammen mit dem Artefakt aufbewahrte.«
    Maria nickte und machte Anstalten, sich endgültig zurückzuziehen. Zuvor aber fragte sie noch: »Wäre es möglich, dass die Verfolger gar nicht hinter dem Artefakt, sondern dem Buch her sind?«
    Tom lächelte vielsagend. »Möglich ist alles, Maria. Alles.«
    Sie verabschiedeten sich.
    Dann wandte sich Tom Ericson wieder dem Reisebericht des Francisco Hernández de Córdoba zu, der ihn in eine längst vergangene Zeit entführte. Und mit Dingen vertraut machte, über die die Geschichtsbücher schwiegen.
    Dinge, die ihn spätestens elektrisierten, als Córdoba schilderte, wie ihn am Vorabend seines Aufbruchs eine Erscheinung heimsuchte, die einen unauslöschlichen Eindruck bei ihm hinterließ.
    Er nannte sie zunächst den »Weißen Ritter«.
    Kurz darauf aber schon »den leibhaftigen Teufel« und »unheimlichen Versucher« …
    ENDE
    [1] Siehe 2012 - Das Jahr der Apokalypse Nr. 3 »Tödliches Vermächtnis«

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