0400 - Ich und die grauen Hyänen
was ich dir befohlen habe. Und fang die Geschichte richtig an. Du darfst keinen Verdacht erwecken. Nicht, daß der Mann mißtrauisch wird! Was dann noch zu tun ist, werde ich dir früh genug sagen. Mach erst mal die Arbeit. Und hüte dich zu stümpern! Schick keinen von deinen Leuten. Nimm das selbst in die Hand.«
»Aber…«
Chas Fisher brach ab. Das Klicken in der Leitung war deutlich zu hören. Der Mann mit der dumpfen, verstellten Stimme hatte einfach aufgelegt.
Chas Fisher grunzte einen gemeinen Fluch und warf die Gabel auf den Hörer zurück.
***
Nach dem Gespräch mit Stamford ließ mich die Tochter des ermordeten Schneiders allein in dem Atelier. Ein Angestellter eines Beerdigungsinstituts war gekommen. Der Mann sah etwas heruntergekommen aus und hatte einen Zug im Gesicht, der mir absolut nicht gefallen wollte. Ich bot dem jungen Mädchen meine Hilfe an, obwohl das nicht meine Sache war. Aber da Phil noch nicht erschienen war und ich auf den Rückruf aus Stamford warten mußte, hätte ich Zeit dafür gehabt.
Miß Rittman lehnte ab. Anscheinend war sie froh, endlich einen Grund zu haben, aus dem Atelier zu verschwinden. Ich konnte mir vorstellen, daß die Kreideumrisse auf dem Teppich keine angenehmen Erinnerungen in dem jungen Mädchen wecken würden.
Die beiden verschwanden in den Wohnräumen, die vom Atelier durch einen Flur zu erreichen waren. Die eigentliche Wohnung der Rittmans lag allerdings einen Stock höher. Im Erdgeschoß war nur ein größerer Wohnraum, in den mich das Mädchen auch zuerst geführt hatte.
Ich vertrieb mir die Zeit damit, mich noch einmal ganz genau in dem Zimmer umzusehen. Ich stöberte sogar in dem Stofflager herum, das in einem neben dem Atelier liegenden Raum untergebracht war.
Ich gewann lediglich die Überzeugung, daß der ermordete Schneider ein großer Pedant und Ordnungsfanatiker gewesen sein mußte. Alles war übersichtlich geordnet und auf seinem Platz. Und wo ich mal einen Ballen Tuch fand, der nicht genau ausgerichtet in einer Reihe mit den anderen lag, wußte ich, daß dies Spuren von der Arbeit meiner Kollegen von der City Police waren.
Als plötzlich im Atelier wie verrückt das Telefon klingelte, ging ich ’rüber und nahm den Hörer ab.
Jetzt war endlich der Sheriff von Stamford an der Strippe. Ich erklärte ihm, um was es ging, und bat ihn um seine Unterstützung.
Während ich sprach, klingelte es noch immer. Gleichzeitig mit dem Telefon hatte auch die Wohnungsklingel angeschlagen. Ich beeilte mich. Der Sheriff versprach, mir zu helfen und mich später im Office anzurufen. Ich gab ihm meine Nummer und hängte ein.
Es läutete schon wieder. Warum die kleine Rittman nicht öffnete, war mir nicht ganz klar. Ich wollte nicht hinüber in den Wohnraum gehen und sie bei der Besprechung stören. Zu den Wohnräumen im ersten Stock gab es nämlich einen separaten Eingang, der durch einen Flur von diesem Zimmer zu erreichen war.
Ich verließ das Atelier und ging in den Laden. Die eine Seite mit den Schaufenstern war etwas vorgebaut, so daß ich auch den anderen Eingang übersehen konnte. Hinter der herabgelassenen Jalousie vor der Ladeneingangstür bemerkte ich einen Schatten. Ich konnte nicht erkennen, wer draußen stand.
Da klingelte es noch einmal, und jetzt merkte ich, daß es ein Läutwerk war, das für den Laden bestimmt war. Der Schlüssel zu der Tür steckte von innen. Ich schloß auf.
Draußen stand Phil.
»Das wurde auch langsam Zeit!« beschwerte er sich. »Länger konntest du mich wohl nicht hier im Regen stehen lassen, was?«
»Hast du das Schild nicht gesehen, daß der Laden geschlossen ist?« antwortete ich.
»Kann nicht lesen«, murrte mein Freund. »Hier sind die Unterlagen von Captain Helden.«
»Und? Können wir was damit anfangen?«
»Die Kollegen sind sehr gründlich gewesen«, äußerte Phil. »Helden hat sich viel Mühe gegeben. Einen Hinweis auf den oder die Täter hat er allerdings nicht.«
»Ich hatte auch nicht erwartet, daß er uns einen fertig gelösten Mordfall präsentieren würde, Phil. Aber woraus schließt Helden denn, daß mehrere Personen für den Mord an Rittman in Frage kommen?«
»Fußspuren auf dem Teppich, Prints und noch ein paar Kleinigkeiten. Steht alles hier im Bericht. Die Täter sind übrigens von der Hofseite in den Laden eingedrungen. Dort hat man die meisten Spuren gefunden, und zwar die, die später auch am Tatort entdeckt wurden.«
»Dann könnte die These mit dem Racket also stimmen«, meinte
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