Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0400 - Ich und die grauen Hyänen

0400 - Ich und die grauen Hyänen

Titel: 0400 - Ich und die grauen Hyänen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren:
Vom Netzwerk:
einmal. Sie fuhren erst auf, als das Licht zweier aufgeblendeter Scheinwerfer sie in helles Licht tauchte und der Fahrer eines Chevrolet mehrmals hupte, als er an ihnen vorbeifuhr.
    »Blöder Kerl!« fluchte der junge Mann und fuhr sich mit der Rechten durch das Haar.
    »Jetzt muß ich aber wirklich gehen, Lieber«, mahnte das Mädchen.
    »Rauchen wir denn wenigstens noch eine Zigarette?« bat er.
    »Na ja, aber dann ist Schluß! Ich muß jetzt wirklich nach oben.«
    Dann rauchte der junge Mann schweigend.
    »Morgen ist Sonntag«, sagte Mary Rittman. »Kommst du mich wieder um vier Uhr abholen?«
    »Heute«, berichtigte der junge Mann, »wir haben schon Sonntag.«
    »Dann muß ich aber wirklich nach oben.«
    Das Mädchen langte seine Handschuhe vom Rücksitz und schloß den Mantel. Beim Umdrehen fiel der Blick auf das Haus ihres Vaters.
    »Er hat noch Licht im Atelier brennen«, sagte das Mädchen erschrocken. »Bestimmt ist Vater noch auf. Er wird noch arbeiten.«
    »Mitten in der Nacht arbeitet doch kein vernünftiger Mensch mehr«, widersprach der junge Mann.
    »Doch, doch! Vater ist bestimmt noch bei der Arbeit. Das ist bestimmt der Frack für den verrückten Honey well.«
    »Der Millionär?«
    »Ja, der«, sagte das Mädchen. »Vater erzählte beim Frühstück davon. Bis morgen früh wollte er den Frack fertig haben. Ich muß jetzt ganz schnell gehen. Vater wird bestimmt nicht in bester Laune sein.«
    Das Mädchen beugte sich zu dem jungen Mann hinüber und verabschiedete sich mit einem flüchtigen Kuß. Dann klinkte es die Tür auf.
    »Du solltest dir wenigstens die Schuhe anziehen, auch wenn du es so eilig hast«, sagte der junge Mann.
    Das Mädchen schlüpfte in die Sandaletten, huschte aus dem Wagen und ging mit kleinen schnellen Schritten fort. An der Tür des Geschäftes blieb sie stehen, blickte sich noch einmal um und winkte. Der junge Mann schaltete das Licht ein und startete den Wagen. Das Mädchen kramte aus seiner Handtasche den Schlüssel heraus und sperrte die Tür zum Laden auf.
    An der rechten Seite des Ladens, neben der Glastheke, war der Schalter für die Beleuchtung. Mary Rittman drehte einige Knöpfe herum und schaltete die Nachtbeleuchtung ein.
    »Ich bin’s, Dad«, rief das Mädchen und ging hinter der Theke her zu der Tür, die zum Atelier führte. Es war eine breite Mauernische mit zwei schwarzen Marmorsäulen an den Seiten. Der schwere Vorhang aus dunkelrotem Samt war in der Mitte geteilt und verbarg die dahinterliegende Tür.
    Das Mädchen schlug den Vorhang auseinander und klinkte die Tür auf.
    Mary Rittman sah zuerst nur die Beine und die seltsam verrenkten Füße. Die Türklinke entglitt ihrer Hand, und die Tür schwang weiter auf.
    Da sah sie die am Boden liegende Gestalt richtig und erkannte ihren Vater.
    Fassungslos starrte das Mädchen auf den zusammengesackten Körper. Als es die Wunde am Kopf sah, ließ es die Handtasche fallen und stieß einen schrillen Schrei aus.
    Das Mädchen schrie wie von Sinnen und schlug die Hände vor die Augen. Sie wankte zurück, bis sie an die Wand stieß. Die Berührung im Rücken ließ Mary Rittman zusammenfahren. Voller Schreck drehte sie sich um. Dann fiel ihr Blick wieder auf den Vater. »Hilfe!« Ihre Schreie gellten durch die gespenstische Stille, bis ihr bewußt wurde, daß sie allein im Haus war.
    Allein mit dem Vater, dessen Kopf in einer getrockneten Blutlache lag.
    Mary Rittman wollte zur Tür, die zu den Wohnräumen führte. Der Blick des Mädchens fiel auf das Telefon, das neben der Tür auf einem kleinen Tischchen stand.
    Mit zitternden Fingern nahm sie den Hörer ab und wählte die Nummer des nächsten Polizeireviers. Sie schluchzte laut auf, als sich eine müde Männerstimme meldete.
    ***
    Über Sonntag hatte sich ein ganzer Stapel von Papieren auf meinem Schreibtisch angesammelt. Ich ordnete das Zeug und stellte fest, daß nichts von großer Bedeutung dabei war. Ein Blatt Papier interessierte mich allerdings sehr. Ich las es aufmerksam zum zweiten Male.
    Mein Freund und Kollege Phil Decker platzte mit so viel Vehemenz in unser Office, daß ich Angst hatte, er würde die Tür aus den Angeln reißen.
    »Morning, Phil«, begrüßte ich ihn. »Du solltest weniger stürmisch und mehr pünktlich im Office erscheinen. Kennst du diesen Brief von Van Doren?«
    »Ja, kenn’ ich. Da steht doch nur drin, daß er uns für Stümper hält und daß wir unfähig sind, ihn vor den Gangstern zu schützen, die ihm gestern wieder eine neue Forderung

Weitere Kostenlose Bücher