0302 - Dämonen in Dallas
Was dann geschah, lief wie ein Film vor seinen Augen ab. Während vor seinen Augen in wahnsinniger Eile sein ganzes verbrecherisches Leben vorbeiglitt, hörte er um sich die Stimmen von aufgeregten Leuten und das Herannahen eines Krankenwagens.
»Lassen Sie den Doc durch. Der Mann ist schwer verletzt. Vielleicht kann man ihn noch retten!« vernahm er wie aus weiter Entfernung die Stimme eines Polizisten, der sich bemühte, die Ordnung aufrechtzuerhalten. Er sah, daß zwei Träger in weißen Kitteln mit einer Trage in schnellem Schritt herankamen und einen Mann in weißem Kittel.
Daß weder auf dem Krankenwagen noch auf den Armbinden der Sanitäter ein rotes Kreuz zu sehen war, beachtete niemand. Die neugierigen Passanten sahen, wie sich die beiden Sanitäter zu Landers herabbeugten und ihn auf die Bahre hoben. Der Arzt wehrte einen aufgeregten Mann in schwarzer Kleidung ab.
»Sind Sie wahnsinnig, Mann!« klang die scharfe Stimme des Arztes auf. »Wenn er jetzt einen Geistlichen sieht, hat er Angst, sterben zu müssen. Dann bringt ihn der Schock um. - Los, Boys. Beeilt euch!« klang seine Stimme zu den Sanitätern herüber, die den Drogen-Dealer mit schnellen Handgriffen auf der Trage festschnallten.
Die Augen von Frederic Landers begannen plötzlich, in irrer Angst zu funkeln. Er sah die wahren Gesichter dieser Sanitäter.
Boshaft grinsten ihn Teufelsschädel an…
***
»Sir! Verzeihen Sie, daß ich störe!« vernahm Bruce Farlow die Stimme seiner Vorzimmerdame über die Wechselsprechanlage. »Senor Rodriguez ist soeben von der Mission aus Venezuela zurück und bittet, Sie sofort sprechen zu dürfen!«
Die Stirn des korpulenten Mannes zog sich in Falten. Sein Gesicht glich dem eines wilden Ebers, der ein alleiniges Reich für sich beansprucht und niemanden neben sich duldet. Der Schlips mit den schreienden Farben war halb heruntergelassen, denn selbst die Klimaanlage schaffte es nicht, die mörderische Hitze des texanischen Sommers angenehm erträglich zu machen.
»Ich bin nur zu sprechen, wenn es wichtig ist!« knurrte Farlow und legte den Füllhalter aus der Hand. »Was hat er zu sagen?«
In der Anlage war ein Stimmengewirr zu vernehmen. Dann war wieder die Frauenstimme zu hören.
»Er läßt mitteilen, daß Cäsar und Cleopatra die Ehe eingehen können. Sofern Cleopatra jedoch den Reichtum Ägyptens geben soll, muß Cäsar das Gold von Rom bringen. - Etwas rätselhaft, wenn ich mir die Bemerkung erlauben darf. Soll ich den Herrn vom Sicherheitsdienst hinausgeleiten lassen?«
»Unterstehen Sie sich, Clarissa!« rief Bruce Farlow so laut, daß es sogar durch die Doppeltür zu vernehmen war. »Bitten Sie Señor Rodriguez, daß er eintreten möge!«
Schneller, als man es seiner korpulenten Gestalt Zutrauen konnte, erhob sich Bruco Farlow und ging mit schnellen Schritten zur Tür. Trotz seines massigen Körpers, hinter dem sich fast ein ausgewachsenes Walroß verstecken konnte, war er von unglaublicher Behendigkeit.
Bruce Farlow war zwar nicht das Idealbild eines hageren, drahtigen Texaners - aber er gehörte zu den reichsten Männern von Dallas. Seine Vorfahren hatten sich schon zu Beginn des vorigen Jahrhunderts in Texas niedergelassen, und einer der Urahnen hatte sogar im legendären Kampf von Alamo an der Seite von Davy Crocket und Jim Bowie gekämpft.
Als kleiner Junge hatte Bruce Farlow noch auf der öden Ranch mit einem abgerissenen Cow-Pony die mageren Rinder über die Weide getrieben. Das Land, auf dem die Circle-B-Ranch seiner Eltern stand, war eine halbe Wüste und bot kaum genügend Futter für die halbwilden Brasada-Rinder.
Doch dann kam der große Boom, Gerade, als Bruce Farlow erfolgreich sein College-Studium abgeschlossen hatte und eigentlich in den Städten an der Ostküste sein Glück versuchen wollte, wurden in den unwirtlichen Plains von Texas die ersten Erdölfunde gemacht. Bruce ging mit einem befreundeten Geologiestudenten zurück nach Dallas und stellte fest, daß die Circle-B-Ranch auf einem gigantischen Erdölvorkommen stand.
Viele Jahre waren seit diesem Tag vergangen. Durch harte, zähe Arbeit und durch Starrköpfigkeit war Bruce Farlow zu einem der reichsten Männer der texanischen Geschäftswelt aufgestiegen. Doch die Circle-B-Ranch, mehr als 30 Meilen von Dallas entfernt, war immer noch sein Zuhause. Nur, daß er die ganze Ranch luxuriös umgebaut hatte und außerdem ein riesiges Appartement in einem Penthouse im Zentrum von Dallas besaß.
Im Laufe seines
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