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0400 - Menschheit im Zwielicht

Titel: 0400 - Menschheit im Zwielicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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knackte es.
    „Haben Sie gerufen, Professor?"
    Waringer schreckte aus seinen Gedanken auf.
    „Nein, danke. Alte Männer sprechen manchmal mit sich selbst. Können Sie die Sonne sehen?"
    „Nur die Korona über der Polrundung."
    „Sie ist schön; atemberaubend schön und gewaltig.
    Dabei ist sie nur ein kleiner Stern, der unter den blauen und roten Riesen der Galaxis soviel bedeutet, wie ein atomarer Schneidbrenner auf der Erde. Ich meine damit die Energieverschickung."
    „Ich verstehe, Professor."
    „Hoffentlich verstehen Sie es in voller Konsequenz. Was wir vorhaben, wird Mutter Sonne doch etwas erschüttern. Sie wird nicht daran erkranken, aber sie wird sich wundern. Aber lassen wir das. Sind neue Meldungen hereingekommen?"
    „Ja. Die Verbände des Carsualschen Bundes sind plötzlich von ihren Sammelpositionen verschwunden.
    Carsual teilt über die Hyperfunkbrücken öffentlich mit, die Manöver nahe der Eastside wären beendet.
    Auch Dabrifas Einheiten sind nicht mehr da."
    „Also will man es doch wagen! Sind diese Leute denn wahnsinnig geworden? Was stört sie an Terra und der solaren Menschheit? Tun wir ihnen etwas?
    Bevormunden wir sie? Drohen wir ihnen die Unterdrückung an?"
    In Waringers Helmlautsprecher klang eine andere Stimme auf. Rhodan hatte sich eingeschaltet.
    „Diese Fragen stelle ich mir seit einigen hundert Jahren, Abel. Kennst du das uralte terranische Sprichwort: ‚je mehr man hat, je mehr man will‘?"
    „Nein. Es scheint aber symptomatisch zu sein."
    „Du bist ein kluger Mann, Abel. Ich weiß gar nicht, weshalb ich dich seinerzeit nicht als Schwiegersohn haben wollte."
    Waringer lachte leise. Es klang etwas wehmütig.
    „Ich war linkisch, unselbständig, ständig verlegen und dürr wie ein Laternenpfahl. Wenn ein Mensch von diesem Typ mit Ideen aufkreuzt, die wissenschaftliche Erkenntnisse radikal umwerfen, dann muß man ihn zwangsläufig als Narren, mindestens aber als Träumer einstufen. Das hast du getan."
    „Es tut mir leid. Die Sonne meint es gut, junger Mann. Atlan möchte dich sprechen."
    „Wie - ist er doch gekommen?"
    „Nein, er steht außerhalb der Plutobahn. Die Ortung der IMPERATOR spricht bereits an. Die ersten Verbände unserer Freunde tauchen auf."
    Waringer ging langsam und schwerfällig auf die riesenhaften Bauwerke zu, die sich über einen Teil des Merkurpols erstreckten.
    Er erreichte die Zwielichtzone mit ihren harten Schatten. Merkur besaß keine Atmosphäre. Er war überhaupt der ungemütlichste Planet in der Trabantenfamilie der Sonne. Experimentierfreudige Terraner hatten es lieber mit Eisplaneten vom Plutotyp zu tun.
    Waringer blieb stehen. Die Gebäude duckten sich flach in die Geröllwüste. Die wichtigsten Anlagen waren tief unter der Oberfläche errichtet worden.
    Die solare Menschheit rätselte seit fünfhundert Jahren daran herum, welchem Zweck diese Anlagen dienen könnten. Noch interessierter waren die aussersolaren Machtgruppen gewesen. Sie hatten alles versucht, herauszufinden, weshalb Rhodan Billionen Solar aufwendete, um ausgerechnet auf dem lebensfeindlichen Merkur Bauwerke zu erschaffen, die ohne weiteres die Ausdehnung der größten terranischen Industriekomplexe besaßen.
    Man konnte stundenlang laufen und erreichte kein Ende.
    Besonders die hochragenden Türme hatten die Gemüter erregt. Sie standen weit außerhalb des bebauten Geländes. Welchem Zweck dienten sie?
    Der in der Second-Genesis-Krise gefallene Abwehrchef Allan D. Mercant hatte es meisterhaft verstanden, die neugierigen Gemüter zu beruhigen.
    Sein Nachfolger, Galbraith Deighton, hatte noch phantastischere Parolen in Umlauf gebracht.
    Schließlich aber, dreißig Jahre nach dem Baubeginn auf Merkur, hatten sich ähnliche Vorkommnisse auf allen anderen Planeten und Monden ereignet.
    Auch dort waren rätselhafte Konstruktionen in den Himmel geschossen, oder sie waren in den Boden hineingeglitten. Es war kein Geheimnis geblieben, daß Geoffry Abel Waringer, der geniale Hyperphysiker, mit einem Team von zweihunderttausend Männern und Frauen die Arbeiten leitete.
    Nur wenige Menschen hatten je erfahren, was sie eigentlich entwarfen, konstruierten und schließlich in die Tat umsetzten. Waringer hatte bei einer intergalaktischen Pressekonferenz einmal eine Auskunft gegeben, die noch Jahrzehnte später belacht wurde.
    Er hatte gemeint, die Schubkarre eines Gärtners wüßte schließlich auch nicht, warum sie schmutzige Erde anstatt Brillanten befördern müsse.
    Dann aber, kurz nach

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