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0403 - Die Straße der Container

Titel: 0403 - Die Straße der Container Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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und dabei Aktivierungssignale ausstrahlen. Das wäre Chusa natürlich nicht lange verborgen geblieben.
    Deshalb hatte Anson Argyris einen seiner tüchtigsten Spezialisten als Zeitspurermittler eingesetzt. Er bewegte sich immer genau fünf Sekunden unterhalb der Gegenwartsschwelle, also, anders ausgedrückt, fünf Sekunden in der Vergangenheit. Dort brauchte er nicht zu befürchten von Mersin Chusa gesehen zu werden. Allerdings vermochte auch er ihn nicht zu sehen; selbst eine zeitliche „Entfernung" von nur fünf Sekunden war für die menschlichen Sinne unüberbrückbar. Aber nicht für die Zeitspurmarkierungsplatte.
    Wie das funktionierte, das war Argyris' Geheimnis. Er behandelte sie in einem selbst konstruierten und gebauten Gerät vor, wodurch sie effektiv nur durch eine Art unsichtbarer Schutzschicht in der Normalzeit gehalten wurden.
    Diese Schutzschicht zerfiel eine Stunde nach der Ablösung des betreffenden Segments von der Markierungsplatte, und das Segment stürzte automatisch um fünf Sekunden in die Vergangenheit.
    Dort wurde sie dann später von Argyris' Zeitspurermittler aufgespürt, wodurch sich der Weg Mersin Chusas genau rekonstruieren ließ.
    Anson Argyris fühlte sich nicht ganz wohl in seiner Haut, wenn man einmal davon absah, dass seine derzeitige Haut nur eine Maske war.
    Zeitexperimente waren im Solaren Imperium noch immer strengstens verboten, wenn es für Anson Argyris auch offenkundig war, dass die Wissenschaftler des Imperiums noch nie so intensiv an der Erforschung des Phänomens der „Zeitreise" gearbeitet hatten, wie in den vergangenen fünfhundert Jahren und ganz sicher auch heute noch.
    Doch das war nicht das gleiche wie private Forschungen, deren Ergebnisse gar zu leicht missbraucht werden konnten, weil niemand sie überwachte.
    Eigentlich hatte Argyris nie die Absicht gehabt, sich mit Zeitexperimenten zu befassen - bis er eines Tages bei Berechnungen für einen neuartigen Computer zufällig auf eine Spur gestoßen war, die ihn schließlich zum Prinzip der Zeitversetzung geführt hatte.
    Vielleicht hätte Kaiser Anson Argyris alias Vario-500 seine Entdeckung sofort an die Solare Abwehr gemeldet, wenn er nicht noch rechtzeitig gemerkt hätte, dass er mit dem von ihm gefundenen Prinzip nicht weiter als genau fünf Sekunden in die Vergangenheit „gehen" konnte. Warum das so war, wusste er nicht. Aber bevor er sich mit der SolAb in Verbindung setzte, wollte er das herausfinden. Bis dahin wandte er seine private „Zeitmaschine" für Nachforschungen im Interesse der Menschheit an, freilich ohne zu wissen, dass eine Geheimprogrammierung in seinem positronischen Gehirnsektor ihn niemals gegen die Interessen der Menschheit würde handeln lassen.
    „Haben Sie neue Befehle für mich?" fragte der Zeitspurermittler. Argyris blickte auf das Identifizierungssymbol seines Gesprächspartners und erwiderte lächelnd: „Keine neuen Befehle. Bleiben Sie weiterhin auf Distanz ...!"
    Aus dem Lautsprechersystem drang verhaltenes Lachen. Der Begriff „Distanz" musste im Zusammenhang mit einer Zeitversetzung freilich seltsam klingen, zumindest für einen Menschen.
    Anson Argyris brauchte eine Mikrosekunde, um das zu begreifen. Es verwirrte ihn wie so manche andere emotionell überbetonte menschliche Reaktion.
    Diese Menschen waren schon seltsame Lebewesen.
    Sie besaßen Intelligenz und Erkenntnisdrang genug, um schlussendlich allen Geheimnissen des Universums auf den Grund zu gehen - aber sie handelten manchmal so gefühlsbetont, dass man nicht mehr von den „dominierenden Kräften des Verstandes" sprechen konnte.
    „Ende!" erklärte Argyris und schaltete den Hyperkorn aus.
    Etwa fünf Minuten saß er mit geschlossenen Augen in seinem Schalensessel. Er konzentrierte sich ganz auf den bevorstehenden „Auftritt", wie er es ironisch nannte.
    Das war wieder so eine Sache, die nur deshalb in dieser Form veranstaltet werden musste, damit es bei der Masse der Zuschauer genau berechnete emotionale und intellektuelle Reaktionsanteile erzeugte. Aber obwohl das „Drehbuch" von Terranern für Terraner „geschrieben" worden war, musste die Hauptrolle von einem Wesen gespielt werden, dessen Bewusstsein zur Hälfte von einer positronischen Gehirnkomponente erzeugt wurde.
    Ein Mensch hätte sich eventuell von seiner eigenen Rolle in eine Art Rauschzustand hineinsteigern lassen, in dem dann das eigentliche Programm zur Nebensächlichkeit abgerutscht wäre.
    Eine halbe Stunde später betrat Kaiser Anson Argyris das

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