0403 - Die Straße der Container
hatte.
Im Zusammenhang mit der in der Nähe versteckten Transmitterkapsel erschien das Jargo Capothan bedeutend genug, um eine Probe aufs Exempel zu riskieren.
Unterdessen war der Wirt selbst, ein freundlich lächelnder älterer Herr, an die Theke getreten. Er begrüßte Fürst Capothan und Navigator Chusa, dann widmete er sich der Zeremonie der „Simultan" - Zubereitung.
Das Ergebnis waren zwei unterarmlange Kelchgläser voll einer gelben, leicht rauchenden Flüssigkeit, von der ein eigenartiger Duft ausging.
Jargo Capothan hob sein Glas über, blickte über den Rand hinweg in die Augen Chusas. Er glaubte, darin die ersten Anzeichen von Panik zu sehen, und er fragte sich, ob er den anderen diesem Risiko aussetzen dürfte.
Doch er wusste auch, dass es kein Zurück mehr gab, wenn er nicht „das Gesicht verlieren" wollte.
Und das hätte den Verzicht auf die weitere Verwendung der Capothan-Maske bedeutet.
„Gute Reise!" sagte er schnell und setzte das Glas an die Lippen.
„Viele Träume!" stieß Mersin Chusa hervor. Seine Hand, die das Glas hielt, zitterte.
Aber er setzte es an.
Vario-500 gab die Steuerung der physischen Funktion an die positronische Komponente seines Gehirns ab; die organische Komponente versuchte, sich in eine Rauschbereitschaft hineinzuversetzen, obwohl das posbische Zellplasma von Natur aus weitgehend immun gegen derartige Beeinflussungen war.
Immerhin gelang es ihm nach einigen Sekunden, die Wahrnehmungszentren auf übergeordnete Reize „umzuschalten". Das Bewusstsein des Zellplasmas durchlief die Stadien scheinbarer Freiwerdung, wodurch das Wahrnehmungsspektrum gewissermaßen gespreizt wurde.
Jargo Capothan - beziehungsweise sein Zellplasma-Bewußtsein - nahm eine graue Ballung furchtsam zuckender Bewußtseinsenergie wahr.
Noch schien Mersin Chusa jedoch zu glauben, er brauchte sich nicht zu verraten, um davonzukommen.
Das Zellplasma-Bewußtsein stieß einige unartikulierte Impulse im übergeordneten Raum aus.
Sie trafen Chusas Bewusstsein voll und ließen die Panikreaktionen unkontrolliert „aufschaukeln".
Die Zuschauer im Schankraum sahen von alledem nichts. Es spielte sich auf einer immateriellen Ebene ab, von der die meisten nicht einmal ahnten, dass sie existierte.
Sie sahen aber sehr genau, dass Jargo Capothan plötzlich erstarrte und dann steif umfiel.
Mersin Chusas Rechte umklammerte noch immer den kleinen Paralysator. Die Augen des Raumnavigators waren weit aufgerissen. Schaum trat in seine Mundwinkel.
Allmählich dämmerte den Zuschauern, was hier geschehen war Sie wagten jedoch nicht, gegen Chusa vorzugehen. Der Paralysator drohte.
Sekunden später materialisierte eine grell leuchtende Energieblase zwischen Chusa und dem anscheinend paralysierten Freihändler. Mersin Chusa fiel mehr hinein, als dass er sprang. Im nächsten Augen= blick war die Transmitterkapsel spurlos verschwunden - und mit ihr Mersin Chusa.
Weder er noch sonst jemand hatte gesehen, dass die linke Hand des „Paralysierten" eine winzige Metallplatte in die Transmitterkapsel geschleudert hatte, eine Zeitspurmarkierungsplatte, die den Weg der Transmitterkapsel durch Raum und Zeit aufzeichnen würde.
Während ein Ambulanzgleiter den ‚paralysierten‘ Körper Jargo Capothans zur nächsten Klinik transportierte, erteilte der Hypersender des Roboters bereits jene Befehle, die später zur Aufdeckung eines der raffiniertesten Kommandounternehmen der bekannten Menschheitsgeschichte führen sollten ...
„Chusa gehört nicht zur bisher entdeckten Agentengruppe. Es wurden auch keine Kontakte zwischen ihm und dieser Gruppe festgestellt."
Die Stimme des Zeitspurermittlers schwieg.
Kaiser Anson Argyris nickte sinnend. Die Capothan-Maske hing wieder in der Biostation.
Seit dem Zusammentreffen mit jenem Mann, der sich Mersin Chusa genannt hatte, waren drei Tage verstrichen. Die Markierungsplatte, die Jargo Capothan in die Transmitterkapsel geschleudert hatte, tat noch immer ihren Dienst.
Im Grunde genommen funktionierte die Markierungsplatte recht primitiv. Nach jeder Benutzung der Transmitterkapsel löste sich ein Segment von ihr und blieb an der Stelle liegen an der die Transmitterkapsel zuletzt materialisiert war. Mit einem gewöhnlichen Kodegerät konnte man dieses Segment dann zur Abstrahlung von Peilzeichen veranlassen.
Die Schwierigkeit dabei bestand nur darin, dass weder Argyris noch seine Leute wussten, wo die Kapsel materialisiert war. Sie mussten also ein relativ großes Gebiet absuchen
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