0405 - Mit Blut geschrieben
der zupackenden Hand des Mönchs und Magiers Rasputin versickern.
Eine Hand hatte der Mönch noch frei. Und sie verschwand kriechend unter seiner Kutte. Dabei verzog er das Gesicht zu einem so hässlichen Grinsen, dass dieser Ausdruck sogar dem Verletzten auffiel und dieser seine Schmerzen vergaß.
Rasputin holte etwas aus seinem langen Mantel hervor.
Es war ein breites Messer.
Boris wusste genau, was diese Klinge zu bedeuten hatte. Als Rasputin seine rechte Hand anhob, fiel der Widerschein des Feuers über die Klinge und ließ sie rötlich schimmern. Rot wie das Blut.
Rasputin hob seine Hand noch höher. Er sah die Angst auf dem bleichen Gesicht des Verletzten, stieß ein schauriges Lachen aus, das den harten Stich begleitete.
Der Mönch und Magier brauchte nur einmal zuzustechen. Boris erstarrte in seinen Armen, wäre fast herausgerutscht. Rasputin griff nach und hievte ihn herum. Es war Rasputins Pech, dass sich das Blut auf dem Tisch verteilte und auch die aufgeschlagenen Seiten des Buchs nicht verschonte.
Rasputin verzog den Mund. Das hatte er nicht gewollt. Er wuchtete den Toten herum und ließ ihn neben dem Tisch liegen. Das Petroleum brannte weiter. Letzte Reste flackerten noch auf, und dort, wo das Feuer geflackert hatte, befand sich als zurückgebliebener Rest ein schmieriger Film auf dem Boden.
Rasputin aber nahm wieder auf seinem Stuhl Platz. Er schrieb sein Testament weiter, als wäre nichts geschehen. Noch nie hatte er sich um Tote gekümmert, auch dann nicht, wenn sie von ihm selbst umgebracht worden waren.
***
Vier Tarock-Karten, ein Dolch und mein Kreuz!
Das waren genau die drei Dinge, die miteinander in Verbindung standen, wobei ich nicht wusste, wie sich dies im Einzelnen verhielt, denn neue Fragen waren aufgetaucht.
Begonnen hatte es mit Akim Samaran, der aus dem Dunkeln wie ein Zombie aus dem Grab erschienen war. Zum alleinigen Manager des Konzerns Acron hatte er sich aufschwingen wollen und die Erbmasse eines Sternenvampirs dazu benutzt.
Es war ihm nicht gelungen. Meine Freunde, Bill Conolly und Suko, hatten ihm zusammen mit mir ein Bein gestellt. Die Spur hatte nach San Francisco geführt, wo Suko und Yakup Yalcinkaya auf die Feuer-Lady Belisana getroffen waren, die ihre Kraft auf Samaran übertragen hatte. Dort hatte er auch den Opferdolch des starken Götzen Baal gefunden, und mir war es in einem gewaltigen Kampf gelungen, ihm den Dolch zu entreißen, wobei Bill Conolly noch Kamikaze, Samarans Leibwächter, mit der Pistole getötet hatte.
Ich besaß nun den grünen Opferdolch, aber eine weitere Spur tat sich nicht auf. Plötzlich mussten wir feststellen, dass dieser Opferdolch mit dem russischen Mönch und Magier Rasputin in Verbindung stand. Aufgedeckt worden war dieses Phänomen von der Russin Ludmilla Prokowa, die es durch die fünf Tarock-Karten herausgefunden hatte, von denen eine, der Tod, inzwischen vernichtet war.
Sie lebte nicht mehr, aber Rasputins Geist war nach wie vor vorhanden, sogar sichtbar. Das Gesicht dieses gefährlichen Mannes zeichnete sich auf meinem Kreuz ab, und zwar dort, wo Lilith, die weibliche Kraft an Luzifers Seite, die von mir noch nicht enträtselten Zeichen des Kreuzes hatte verschwinden lassen.
Ich besaß also den Dolch und mein manipuliertes Kreuz. Weiter waren wir noch nicht gekommen, gingen aber davon aus, dass die Spur nur über Rasputin führen konnte.
Diese Meinung vertrat auch Lady Sarah Goldwyn, die überhaupt den letzten Fall erst ins Rollen gebracht hatte. Sie hatte einen Artikel der Prokowa in einer esoterischen Zeitschrift gelesen. Darin war von einem Götzen namens Baal die Rede gewesen, und bei so etwas reagierte die Horror-Oma, wie sie scherzhaft genannt wurde, allergisch.
Denn nicht nur sie wusste, dass der Götze Baal meinen geweihten Silberdolch an sich genommen und ihn somit außer Gefecht gesetzt hatte.
Natürlich hatte sich Lady Sarah wieder in Lebensgefahr begeben.
So etwas blieb bei ihr zumeist nicht aus, aber die alte Dame sah es gelassener als wir.
Nach dem letzten Fall waren zwei Tage vergangen. Noch immer hatte sich nichts verändert. Nach wie vor war mein Kreuz durch Rasputin gezeichnet, und auch der Opferdolch des Götzen Baal befand sich in meinem Besitz. Es stand gewissermaßen unentschieden.
So etwas ist auf die Dauer kein Zustand. Ich wollte ihn ändern und ging davon aus, dass der Götze Baal sicherlich Interesse daran zeigte, sein Opfermesser zurückzubekommen.
Er besaß meinen Dolch, und vielleicht
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