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0410 - Tödliche Perücken

0410 - Tödliche Perücken

Titel: 0410 - Tödliche Perücken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Friedhof und Tod. Sabre verrieb die Flüssigkeit, fuhr durch sein weiches Gesicht und warf einen Blick auf seine Uhr.
    Es war fast Mitternacht.
    Und genau um diese Zeit hatte er die Mädchen bestellt. Bei einer hatte er die große Ausnahme gemacht. Sie war missglückt. Jetzt brauchte er die fünf anderen, und er glaubte fest daran, dass sich ein solcher Fehler wie bei Lisa nicht mehr wiederholen würde.
    Fünf Mädchen.
    Er kannte sie alle. Sie arbeiteten bei ihm. Waren Friseusen, Kosmetikerinnen oder Maskenbildnerinnen. Er hatte sie gefragt, und sie hatten zugestimmt.
    Flüsternd zählte er die Namen der Mädchen auf. »Lydia, Harriet, Eve, Dora und Kim.«
    Sie waren seine Vertrauten, sie hielten zu ihm, sie würden ihn nicht verraten, aber sie wussten auch nicht, dass sie dazu ausersehen worden waren, eine gefährliche Herrschaft anzutreten.
    Er hatte ihnen von besonderen Perücken erzählt, die er ihnen an diesem Tag, genau um Mitternacht, schenken wollte.
    Sie waren begeistert gewesen.
    Und sie würden kommen.
    Lucien Sabre warf einen letzten affektierten Blick in den Spiegel.
    Er nickte sich zu, ein Beweis dafür, dass er mit sich selbst zufrieden war. Dann verließ er den Keller, ging die Holzstiege hoch und erreichte den quadratischen Flur, der mit Möbeln eingerichtet war, wie er sie liebte. Antik und dunkel gebeizt. Oft sogar pechschwarz, wie der Schrank, den ein wahrer Künstler hergestellt hatte. Ein Kleinod, das Sabre aus Paris, seiner Heimatstadt, mitgebracht hatte.
    Zwischen den antiken, dunklen Möbeln wirkten die Sitzgelegenheiten wie hochgeworfene Wellen in Dunkelrot und Türkis. Sofas und Sessel im Wellenmuster, hinzu kamen die breiten Kissen, die gepolsterten Fußbänke, niedrige Tische, die verzierten Lampen. Er hatte den ehemaligen Verkaufsraum gut genutzt und zusätzlich eine Wand herausgerissen.
    Diele nannte er das.
    Natürlich fehlten auch hier nicht die Spiegel. Übergroß waren sie vorhanden, auch rund oder oval, je nachdem, an welch einem Möbelstück sie standen.
    Flaschen und geschliffene Kristallgläser standen bereit. Einen Kühlschrank hatte er sich in eine alte mittelalterliche Kirchenbank einbauen lassen. Wenn er eine Flasche seines Lieblingschampagners hervorholte, musste er sich zwar bücken, aber das nahm er in Kauf.
    Beherrschend wirkte das gewaltige Bild an einer Wandseite.
    Auf schwarzem Untergrund war ein dunkelrotes Gesicht gezeichnet.
    Die Fratze des Teufels.
    Dreieckig, widerlich, aber auch künstlerisch verfremdet, da sich die Farben zu den Seiten hin mit dem Schwarz des Hintergrunds vermischten.
    Es war sein Bild!
    Er, der Narziss, liebte es wie sich selbst. Denn er gehörte zu den Menschen, die den Satan vergötterten, die ihm vieles verdankten.
    Immer wenn ihn sein Weg in diesen Raum führte, das war sehr oft am Tag, blieb er vor dem Bild stehen, um dem Gemälde einen langen Blick zu widmen.
    Besucher, die er empfing und die sich über das Bild wunderten, speiste er mit der Erklärung ab, dass es sich bei dem Gemälde um die reine Kunst handelte und er vom Strich des Meisters so begeistert gewesen war.
    Lucien Sabre erinnerte sich. Eine Schauspielerin hatte einmal von der dämonischen Ausstrahlungskraft dieses Gesichts gesprochen, und Sabre hatte daraufhin nur still vor sich hin gelächelt. Der Teufel war sein Essen und Trinken. Ihm hatte er sich verschrieben, und er würde ihn beschützen.
    Noch einmal ging er durch den Raum, schaltete die Lampen unter der Decke an. Es waren vier Strahler an einer kreisförmigen Metallscheibe, von denen eine Lichtlanze direkt in das Gesicht des Teufels fiel. Sabre schaute nach den Getränken und nach dem Knabbergebäck, das er für seine Mädchen besorgt hatte.
    Noch waren es seine Angestellten, schon bald würden sie zu Dienerinnen werden.
    Er rieb seine Hände. Dabei zuckte eine graurote Zungenspitze zwischen seinen Lippen hervor und malte mit geschickten Bewegungen den kleinen Mund nach.
    Wieder warf er einen Blick auf die Uhr. Sie bestand aus Gold, war sehr schwer und mit einem Kranz von Brillanten besetzt. Noch war nichts zu hören, obwohl in fünf Minuten die Tages-Wende erreicht war. Er hatte die Mädchen angewiesen, mit Taxen zu kommen. Wie er seine Mitarbeiter kannte, würden sie auch davon Gebrauch machen.
    Allmählich stieg seine Spannung. Er spürte das Prickeln, als würde unter seiner blassen Haut der Champagner fließen. Aus einem kleinen Elfenbeinkästchen nahm er eine Zigarette mit Goldmundstück und schob es zwischen

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