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0418 - Zwei Orchideen für eine Tote

0418 - Zwei Orchideen für eine Tote

Titel: 0418 - Zwei Orchideen für eine Tote Kostenlos Bücher Online Lesen
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Gegenwart von Fremden nicht einmal deinen verdammten Mund halten?« fuhr er seine Frau an. »Mußt du jedesmal auf dein verdammtes Geld pochen, immer wieder betonen, daß auch ich von deinem Geld lebe? Du machst mich wahnsinnig mit deiner billigen Rache. Mit deiner Rache dafür, -daß ich dich geheiratet habe, daß ich dich wegen deines verdammten Geldes und nicht wegen deiner — Schönheit genommen habe. Schließlich kann ich nichts dafür, daß du so aussiehst.«
    Die Frau ließ sich gegen die Lehne der Couch zurücksinken und maß ihn mit kaltem Blick.
    »Eigentlich«, sagte sie langsam, »weiß ich gar nicht, warum ich dich nicht längst zum Teufel gejagt habe. Nichts als Ärger mit dir. Nichts als Scherereien. Sogar dein Sohn wird dir ähnlich.«
    »Was meinst du damit?« Er war plötzlich hellwach.
    »Er hat deinen Charakter. Nur nicht arbeiten, aber mit dem Geld um sich werfen. Wie sein Vater.«
    Elroy Hammer atmete erleichtert aus. »Er ist auch dein Sohn.«
    »Ich habe keinen Sohn mehr.«
    Der Mann wischte sich über das schweißnasse Gesicht. Wieder bohrten die Schmerzen in seinen Schläfen. Wenn ich nicht genau wüßte, daß ich gesund bin, dachte er, daß die Krankheit gutartig ist, wenn ich das nicht genau wüßte, wenn‘s mir Doktor Holms nicht ausdrücklich bestätigt hätte — ich würde sonstwas denken. Diese Schmerzen… es läßt sich kaum ertragen.
    Er schloß die Augen und lehnte sich zurück.
    Seine Frau beobachtete ihn aufmerksam. Ihr dünner, gehässiger Mund verzog sich verächtlich. Sie hatte einen Trumpf in der Hand, der alles stechen würde. Einen Trumpf, den der Tod ausspielte. Bis jetzt hatte sie davon keinen Gebrauch gemacht. Hatte die tückische Karte, im Ärmel verborgen, zurückgehalten. Hatte den Zeitpunkt des Ausspielens immer wieder aufgeschoben. Sie wollte von ihrem Trumpf im besten Augenblick Gebrauch machen. Er sollte Elroy vernichtend treffen.
    Margret Hammer, geborene Adams, wußte, daß ihr Mann sie haßte. Anfangs war sie froh gewesen, überhaupt einen Mann zu bekommen, Mutter zu werden — wie die anderen jungen Mädchen. Bald hatte sie gemerkt, daß es die Hölle war, neben einem von Ekel und Haß erfüllten Mann zu leben. Sie fühlte sich von ihm ausgebeutet, sah in ihm nur einen Parasiten.
    Sie hatte darauf bestanden, daß das Vermögen getrennt blieb, daß alles Geld nur ihr gehörte. Mochte er abhauen, wenn er wollte. Außer ein paar Schmuckstücken im Hause konnte er nichts mitgehen lassen.
    Margret Hammers Haß gegen ihren Mann hatte sein höchstes Maß erreicht, seit sie wußte, daß Elroy eine Freundin aushielt. Vor zwei Wochen hatte sie es durch Zufall erfahren. Ein Brief war in seiner Manteltasche geblieben. Von einer gewissen Janet Queed. Postlagernd. Ein eindeutiger Brief. Aus Florida. Dort verbrachte die Frau ihre Ferien, nur deshalb schrieb sie an Elroy, denn ihr ständiger Wohnsitz schien New York zu sein, wie aus dem Inhalt des Briefes unschwer zu entnehmen war.
    »Fühlst du dich schlecht?« fragte Margret Hammer.
    Der Mann öffnete die Augen.
    Es war plötzlich kalt im Zimmer. Er fühlte den Schweiß auf seiner Stirn und wunderte sich. Er fühlte sich sehr elend.
    Als er das Gesicht seiner Frau betrachtete, ahnte er nichts Gutes.
    Margret Hammer hatte eine anteilnehmende Miene aufgesetzt. Ihre blaßgrauen Augen waren geweitet, der Kopf schob sich vor wie bei einer Schildkröte.
    »Ja, ich fühle mich elend«, knurrte er.
    »Elroy«, begann sie zögernd, »ich habe lange überlegt, ob ich es dir sagen soll…« Sie stockte. Ihr Gesicht spiegelte scheinheiligen Schmerz. »Eigentlich dürfte ich ‘s dir auf keinen Fall sagen. Aber es ist in letzter Zeit so schrecklich zwischen uns geworden. Wir quälen uns gegenseitig. Vincent hat sein junges Leben verpfuscht; Er war die einzige wirkliche Aufgabe, die wir hatten. Wir haben versagt. Du haßt mich. Täglich Szenen. Und…« Sie zögerte wieder, als könne sie die Worte nicht über die Lippen bringen, »… ich meine, wir sollten uns versöhnen, sollten Frieden schließen — solange noch Zeit dazu ist.«
    Er starrte sie benommen an.
    »Es ist nicht mehr viel Zeit, Elroy«, sagte sie und war plötzlich sehr ernst.
    »Ich habe mich entschlossen, es dir zu sagen. Ich nehme es auf mich. Ich halte es für meine Pflicht.«
    »Was ist denn los?« fragte er beunruhigt.
    »Du — wirst nicht mehr lange leben, Elroy.«
    Sekundenlang war es totenstill.
    »Was sagst du da?« fragte er flüsternd.
    »Du bist krank.«

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