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Die drei !!! Bd. 35 - Diebe in der Lagune

Die drei !!! Bd. 35 - Diebe in der Lagune

Titel: Die drei !!! Bd. 35 - Diebe in der Lagune Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henriette Wich
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Erinnerungen
    Von wegen Wonnemonat Mai! Marie kuschelte sich fröstelnd in ihr cremefarbenes Kaschmirjäckchen, das sie mit Shorts aus dunkelblauem Samt und blickdichten schwarzen Strumpfhosen kombiniert hatte.
    Sie stand am Erkerfenster ihres neuen Zimmers und sah in den weitläufigen Garten hinab. Die alten knorrigen Buchen, die kleinen Tannen und Fichten ließen traurig ihre Zweige hängen. Der frisch angesäte Rasen schimmerte froschgrün und die Rhododendronbüsche trieften vor Nässe. Seit Marie vor zehn Tagen mit ihrem Vater, seiner Lebensgefährtin Tessa und deren Tochter Lina in die Villa im Ostviertel gezogen war, regnete es beinahe ununterbrochen. Marie kehrte dem schlechten Wetter den Rücken und sofort hellte sich ihre Laune auf. Ihr neues Reich war perfekt. Das Südzimmer war größer als ihr früheres Zimmer im Penthaus und wurde selbst an einem Regentag wie heute mit Licht durchflutet. Es hatte einen kleinen Balkon und das Beste: ein eigenes Bad! Vorbei die Zeiten, in denen Lina Marie an den Rand des Wahnsinns getrieben hatte, weil sie wieder mal stundenlang das gemeinsame Badezimmer blockierte. Lächelnd startete Marie einen Rundgang durchs Zimmer. Ihre Möbel machten sich ausgesprochen gut in der neuen Umgebung. Der weiße Kleiderschrank mit den Schiebetüren war durch ein Anbauelement ergänzt worden, damit er die volle Breite der rückwärtigen Wand einnahm. Über dem Schlafsofa hing jetzt ein kleiner Kronleuchter mit türkisfarbenen Steinen. Auch der flauschige Teppich auf dem Parkettboden war türkis. Die orangefarbenen Kissen in der Sitzecke beim Erker passten super dazu. Kim und Franzi, ihre besten Freundinnen und Kolleginnen vom Detektivclub Die drei !!!, kamen gleich zu Besuch und würden bestimmt begeistert sein. Marie setzte sich im Schneidersitz auf ihren Bürostuhl und ließ ihn ein paar Mal kreisen. Als sie den Stuhl stoppte, fiel ihr Blick auf die Kommode neben dem Schlafsofa. Drei Fotos in schlichten, silbernen Rahmen standen dort, Fotos ihrer Mutter, die dieses Zimmer nie betreten und auch die Villa niemals kennenlernen würde. Anne Grevenbroich war vor vielen Jahren bei einem tragischen Autounfall gestorben. Marie war damals erst zwei Jahre alt gewesen. Trotzdem konnte sie sich noch an das Lachen ihrer Mutter erinnern und an ihre weiche, zärtliche Stimme. Auf einmal vermisste Marie ihre Mutter so sehr, dass ihr in dem großen Zimmer die Luft zum Atmen fehlte.
    Schnell stand sie auf, ging hinüber zur Stereoanlage und legte eine CD der Beatles ein, wählte automatisch das richtige Lied und drückte anschließend die Repeat-Taste. Paul McCartney begann, Let It Be zu singen. Marie verzog sich in die Sitzecke und lauschte dem Lieblingslied ihrer Mutter. Inzwischen war es ein kleines Ritual geworden: Immer wenn sie sich nach ihrer Mutter sehnte oder Angst hatte, die Verbindung zu ihr könnte nach dem Umzug getrennt werden, hörte sie sich Let It Be an. Das ließ Maries Trauer nicht verschwinden, aber es machte sie erträglicher und die Einsamkeit war danach nicht mehr ganz so schlimm.
    Plötzlich klopfte es an der Tür. »Störe ich dich?« Helmut Grevenbroichs Stimme klang ein wenig dumpf und zögernder als sonst.
    Jeder andere Mensch hätte in diesem Augenblick gestört, nur ihr Vater nicht. Marie tupfte sich vorsichtig zwei Tränen aus den Augenwinkeln, damit ihre Wimperntusche nicht verlief. Dann rief sie so munter wie möglich: »Komm rein!«
    Kaum hatte Herr Grevenbroich das Zimmer betreten, füllte er es mit seiner hochgewachsenen, schlanken Figur und seiner Aura. Als Hauptkommissar Brockmeier in der Fernsehserie Vorstadtwache flogen ihm seit Jahren die Herzen der Krimifans zu. Maries Vater war berühmt und verdiente so viel Geld, dass er seiner Tochter fast jeden Wunsch von den Augen ablesen konnte. Aber den größten Wunsch, dass ihre Mutter wieder lebendig wurde, konnte auch er nicht erfüllen. Marie war ihm dankbar dafür, dass er jetzt nichts sagte. Helmut Grevenbroich kam leise herüber, setzte sich neben sie, legte den Arm um ihre Schultern und gemeinsam hörten sie sich Let It Be an. Als zum dritten Mal das Piano-Intro begann, räusperte er sich. »Weißt du, dass deine Mutter immer davon geträumt hat, in einem Haus am Waldrand zu wohnen? Sie mochte das Rauschen der Blätter im Wind.« »Genau wie ich«, flüsterte Marie und bettete den Kopf auf die Schulter ihres Vaters.
    Helmut Grevenbroich strich ihr sanft übers Haar. »Sie wäre hier glücklich gewesen. Das glaube

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