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0418 - Zwei Orchideen für eine Tote

0418 - Zwei Orchideen für eine Tote

Titel: 0418 - Zwei Orchideen für eine Tote Kostenlos Bücher Online Lesen
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sagte ich. »Aber es liegt ein Kapitalverbrechen vor, das wir klären müssen. Zunächst einmal«, ich wandte mich an den Mann, »darf ich um Ihren Namen bitten!«
    »Ich heiße Elroy Hammer. Das ist meine Frau Margret.«
    »Haben Sie einen Sohn?«
    Die beiden blickten sich an, bevor Hammer antwortete: »Ja«.
    »Er heißt Vincent?«
    »Ja.« Etwas Erstaunen schwang in der Stimme mit. Dann wurde das knochige Gesicht dfes Mannes starr wie eine Maske. »Warum fragen Sie? Was hat Vincent mit der Polizei zu tun?«
    Ich nahm meine Brieftasche hervor, öffnete sie und zog das Bild heraus, das die elektronische Kamera von dem Bankräuber geschossen hatte. »Ist er das?« Hammer starrte auf das Foto, ohne es zu berühren. »Ja, das ist unser Sohn.«
    »Wo ist er jetzt?«
    Der Mann zuckte die Achseln, wandte sich zur Seite und ließ sich in einen schweren Sessel fallen.
    Phil und ich, wir blieben stehen. Uns wurde kein Platz angeboten. Die Unhöflichkeit dieser Leute war so deutlich, daß ich mir keine weiteren Hemmungen auferlegte.
    »Wollen Sie damit sagen, daß Sie nicht wissen,' wo sich Ihr Sohn befindet?«
    »Ja, das will ich«, sagte der Mann aufgebracht. Seine grünen Augen musterten mich böse. Plötzlich ließ er die Lider sinken. Sein Gesicht verzog sich wie im Krampf. Er begann mit dem Kopf zu wackeln. Seine Rechte suchte in der Rocktasche, kam mit einem Fläschchen zum Verein. Es enthielt kleine rote Pillen. Drei davon schluckte der Mann. Dann öffneten sich seine Augen wieder. »Entschuldigung«, murmelte er, »ich bin krank. Leide an chronischen Kopfschmerzen und Schwindelanfällen. Also, was ist los mit Vincent?«
    Ich blickte von ihm zu der Frau und räusperte mich. »Leider muß ich Ihnen eine sehr betrübliche Mitteilung machen. Ihr Sohn Vincent hat gestern morgen in Manhattan eine Bank überfallen, 80 000 Dollar geraubt und einen Bankbeamten erschossen. Das Foto, das ich Ihnen eben gezeigt habe, ist von einer in der Bankhalle verborgenen Kamera aufgenommen worden.«
    Sekundenlang war es totenstill. Dann sagte die Frau: »Nein. Das ist ja Unsinn. Das ist völliger Unsinn. Vincent hat zwar… Aber… Nein, Vincent ist kein Mörder.«
    Ich ließ ein paar Augenblicke vergehen, bevor ich antwortete. »Leider gibt es an diesem Tatbestand nicht mehr den geringsten Zweifel, Madam. Ihr Sohn ist der Täter. Hinzu kommt, daß wir heute abend einen Hinweis auf sein Versteck erhielten. Der Tip stimmte. Ihr Sohn hatte sich in einer Mietskaserne in der Bleeker Street verborgen. Wir spürten ihn auf. Aber er konnte uns entkommen — mit dem Geld. Seine Brieftasche hat er allerdings vergessen. Hier ist sie.«
    Ich zog sie aus der Tasche, nahm den Führerschein heraus, den Brief mit der Adresse und die Versicherungspolice. Ich reichte alles dem Mann. Dabei sah ich die dicken Schweißperlen auf seiner Halbglatze.
    Elroy Hammer blätterte die Unterlagen durch, starrte darauf’ drehte sie zwischen den Fingern. Sein Blick war stumpf und nach innen gerichtet.
    Schließlich gab er mir alles zurück. »Es stimmt«, sagte er rauh. »Die Sachen gehören Vincent.«
    Ich sah die Frau an. »Vorhin sagten Sie, Madam:… Vincent hat zwar… Dann unterbrachen Sie sich. Was wollten Sie sagen?«
    Die Frau schüttelte den Kopf. Ihr Gesicht war so reglos wie das einer Wachspuppe.
    »Hören Sie!« knurrte ich. »Wir leiten eine Morduntersuchung. Wir sind nicht zum Spaß hier. Bitte, erzählen Sie uns jetzt, was mit Ihrem Sohn los ist! Er ist bewaffnet, hat bereits einen Menschen umgebracht und läuft frei herum. Wir müssen verhindern, daß er einen zweiten Menschen tötet. Deshalb brauchen wir Ihre Aussage.«
    Wieder war es still im Zimmer. Ich hörte den Regen, der sanft gegen das Fenster klopfte.
    »Da gibt es nicht viel zu erzählen«, sagte Elroy Hammer in die Stille. »Wir haben Schwierigkeiten mit unserem Sohn. Er war immer schon ein schwer erziehbares Kind, hat allerlei Unfug angestellt. Vor kurzem mußten wir ihn vom College nehmen. Man hatte es uns nahegelegt. Wir sind nicht unvermögend. Aber es war verdammt schwer, eine Lehrstelle für ihn zu finden. Er hat in drei verschiedenen Betrieben angefangen. Nirgendwo gefiel es ihm. Nirgendwo hielt er es aus. Nirgendwo schmeckte ihm die Arbeit. Aber überall bekam er Streit mit seinen Kollegen.«
    »Was waren das für Stellen?«
    »Bei einer Versicherungsgesellschaft. Dort war er knapp zwei Wochen.«
    »Und dann?«
    »In einem Werbebüro. Genauso lange.«
    Hammer zog ein Taschentuch hervor

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