Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0418 - Zwei Orchideen für eine Tote

0418 - Zwei Orchideen für eine Tote

Titel: 0418 - Zwei Orchideen für eine Tote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren:
Vom Netzwerk:
eines Menschen verriet.
    Ich zog die Tür auf.
    Das Zimmer glich Nummer 31 in seiner Ausstattung aufs Haar. Aber auf dem schmalen Holzbett lag Vincent Hammer.
    Wir traten ein und zogen die Tür hinter uns zu. Das Zimmer roch nach Schweiß, nach Blut und nach Tod.
    Die beiden winzigen Fenster waren geschlossen. Phil öffnete das rechte und ließ die laue Morgenluft, schon von Sonne und Staub und Großstadtduft erfüllt, herein.
    Vincent Hammer lag auf dem Rücken. Der Hals sah grauenhaft aus. Der Mörder hatte ein Messer benutzt. Von dem Geldkoffer war nichts zu entdecken.
    Ich öffnete den Kleiderschrank. Er war leer.
    Ich blickte unters Bett und in jedes mögliche Versteck.
    Der Koffer blieb verschwunden.
    »Raubmord«, sagte Phil. »Jemand hat ihm den Koffer abgenommen. Hammer hat sich vermutlich gewehrt. Aber der andere war stärker.«
    »Verdammt plötzlich«, sagte ich rauh. »Wie konnte das so schnell geschehen? Vor einer halben Stunde ist der Junge hier ins Hotel geflüchtet. Die Inhaberin hat ihn nicht mal gesehen.«
    »Das behauptet sie.«
    »Na schön. Nehmen wir an, sie lügt. Trotzdem — woher sollte sie wissen, daß er 80 000 Dollar in seinem Koffer mit sich ‘rumschleppt. Ich halte es für unmöglich, daß Hammer so dumm war, seine Beute zu zeigen.«
    Mein Freund nickte. Er hatte sich eine Zigarette angezündet und rauchte in tiefen Zügen. Auch ich hatte eine Nervenberuhigung nötig. Ich steckte mir eine Lucky Strike ins Gesicht und dachte nach.
    »Es gibt nur eine Möglichkeit, Phil. Hammer muß in diesem Laden mit dem Mörder verabredet gewesen sein. Der Täter hat ihn erwartet, hier in das Zimmer geführt, ihn umgebracht und das Geld an sich genommen.«
    »Dann muß der Täter von den 80 000 Bucks gewußt haben.«
    »Natürlich.«
    »Außerdem muß der Täter unter den Hotelgästen zu finden sein. Es ist undenkbar, daß er sich hier in aller Frühe mit Hammer verabredet hat, ohne in diesem Bau ungehindert ein- und ausgehen zu können.«
    »Er konnte, Phil. Die Eingangstür steht die ganze Nacht offen. Auch wir sind ‘reingekommen, ohne daß uns jemand gesehen hat.«
    Phil kaute auf der Unterlippe. »Ich schlage trotzdem vor, daß wir sämtlichen Hotelgästen auf den Zahn fühlen.« Wir traten auf den Gang, schlossen das Zimmer ab und stiegen die Treppe hinunter. Die Alte — sie hieß Mary Spring, wie wir anschließend erfuhren — hatte sich weisungsgemäß eingeschlossen. Als wir ihr mitteilten, daß in ihrem Hause ein gräßlicher Mord verübt worden war, blieb sie erstaunlich ruhig. Wir benachrichtigten unsere Mordkommission. Es dauerte nur zehn Minuten, bis die Kollegen eintrafen.
    Versteht sich, daß wir inzwischen beide Eingangstüren abgeschlossen hatten. Niemand konnte das Hotel verlassen. Aber es hatte auch niemand die Absicht. Sämtliche Gäste schliefen noch. Wach wurden sie erst durch den unvermeidlichen Lärm, den die Beamten unserer Mordkommission verursachten. In der Hotelhalle wollten wir die ersten Vernehmungen durchführen. Aber dazu kam es nicht mehr. Denn als wir die Gäste zusammentrommelten, blieb unser Pochen gegen die Tür von Nummer 24 im zweiten Stock ohne Antwort.
    Von bösen Ahnungen erfüllt, riß ich die Tür auf. Das Zimmer war leer. Das zerwühlte Bett, ein zum Überlaufen gefüllter Aschenbecher, die offenstehenden Türen des Kleiderschranks, aufgezogene Schubladen — das alles sagte genug. Hier war jemand fluchtartig aufgebrochen.
    Von Mary Spring erfuhren wir, daß sich der Bursche vor vier Tagen unter dem Namen Edgar Lubbing eingemietet hatte.
    »Bevor Sie uns den Mann beschreiben, noch eine andere Frage«, sagte ich. »Hatte Lubbing Besuch?«
    »Soviel ich weiß, zweimal«, antwortete die Alte.
    »Wie sah der Besucher aus?«
    »Es war ein junger Bursche. Gut gekleidet. Mittelgroß. Fast weißblondes Haar und sehr helle blaue Augen.«
    »Blau? Nicht grün?«
    Die Frau dachte nach. »Sie können auch grün gewesen sein. Mir fiel nur auf, daß die Augen sehr hell waren. Faszinierende Augen.«
    »Dann, Missis Spring«, sagte ich, »kann ich Ihnen leider die Identifizierung nicht ersparen. Sie müssen sich den Toten ansehen.«
    Die Alte verfärbte sich etwas, nickte dann, holte eine mächtige Ginflasche aus ihrem Zimmer und nahm einen Schluck, der einen durstigen Seemann umgehauen hätte.
    Ich veranlaßte, daß die Halswunde des Ermordeten mit einem Tuch bedeckt wurde, bevor Mary Spring die Leiche zu sehen bekam.
    Die Frau warf nur einen kurzen Blick auf das

Weitere Kostenlose Bücher