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0418 - Zwei Orchideen für eine Tote

0418 - Zwei Orchideen für eine Tote

Titel: 0418 - Zwei Orchideen für eine Tote Kostenlos Bücher Online Lesen
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starre, verzerrte Gesicht, wandte sich dann schnell ab und nickte heftig. »Das ist er.«
    Ich sah Phil an. »Du hast recht gehabt mit deiner Vermutung.«
    Wir stiegen in die Empfangshalle hinab. Leider stellte sich jetzt heraus, daß Mary Spring ihren Laden in recht großzügiger Weise führte. Ein Anmeldebuch existierte schon lange nicht mehr. Die Gäste kamen, erhielten gegen eine geringe Anzahlung auf den Zimmerpreis ihren Schlüssel, und damit hatte sich's.
    »Ich hoffe, Sie können uns wenigstens eine brauchbare Beschreibung liefern«, sagte ich.
    Die Alte konnte. Mit wenigen Worten zeichnete sie uns das Bild eines etwa dreißigjährigen Mannes. Sehr groß, breit und bullig, etwas fett. Er hatte einen olivgrünen Sommeranzug getragen, nie eine Krawatte umgebunden und das Hemd immer drei Knöpfe weit geöffnet.
    »Mir ging das richtig auf die Nerven«, behauptete Mary Spring. »Der Kerl hatte eine schwarzbehaarte Brust. Dichte Büschel schauten immer durch den Schlitz. Der Kerl schien mächtig stolz darauf zu sein. Er hatte einen runden, feisten Schädel mit dicken roten Ohren, fast blauschwarzes, kurzgeschorenes Haar, kleine Augen, fast keine Brauen und immer ein schmieriges Grinsen um den dünnlippigen Mund.«
    Ich nickte.
    »Sympathisch war er mir nicht«, fügte die Alte ihrer Beschreibung hinzu. »Aber danach kann ich in meinem Gewerbe nicht gehen. Er hat zehn Dollar angezahlt und wollte angeblich nur eine Woche bleiben.«
    Die Arbeit unserer Spezialisten hatte Erfolg. Zwar fanden sich in Nummer 24 rund ein Dutzend verschiedener, guterkennbarer Fingerabdrücke, aber nur eine einzige Sorte davon wiederholte sich auf der Türklinke des Mordzimmers im dritten Stock. Damit stand nahezu hundertprozentig fest, welche Prints Edgar Lubbing gehörten.
    »Für einen vorbereiteten Mord sind das reichlich viel Spuren«, sagte Phil.
    »Vielleicht war er gar nicht geplant.«
    »Wie stellst du dir den Hergang vor?«
    »Nehmen wir an«, sagte ich, »Lubbing und Vincent Hammer kennen sich schon eine Weile. Lubbing merkt, daß er in dem labilen, kriminell veranlagten Burschen ein williges Werkzeug hat. Lubbing erkundet eine Möglichkeit aus, besorgt Hammer eine Pistole und läßt ihn die Kastanien aus dem Feuer holen, das heißt die Bank überfallen. Dabei geschieht ein Mord. Sicherlich ein Umstand, der nicht vorgesehen war. Lubbing gibt Hammer Anweisung, sich versteckt zu halten. Aber Hammer wird von uns aufgestöbert und muß fliehen. Er versteckt sich irgendwo. Als die Luft rein ist, schleicht er in Richtung Battery,, versucht einen Wagen zu knacken, um für sich und seinen Freund eine Fluchtmöglichkeit zu schaffen. Wieder erwischt man ihn fast. Er flieht, läßt sich von dem Cop — der nach dem Sturz bewußtlos mimt — bluffen, kommt in das Hotel, in dem Lubbing wartet. Was sich hier abgespielt hat? Ich nehme an, als Lubbing von Hammer erfuhr, was inzwischen geschehen ist, standen ihm die Haare zu Berge — angesichts der drohenden Gefahr. Lubbing wird kurzerhand versucht haben, den Jungen auszubooten. Aber Hammer hat sich zur Wehr gesetzt und den Geldkoffer nicht hergeben wollen. Dann hat Lubbing sein Messer benutzt, den Koffer geschnappt und sich davongemacht.«
    »Wann?«
    »Unmittelbar nach dem Mord. Kurz vor unserem Erscheinen.«
    »Durch die Hintertür konnte er nicht.«
    »Als wir eintrafen, war die Eingangstür unbewacht. Der Cop erwartete uns in der Nebenstraße. Von seinem Standort aus konnte er das Hotel nicht sehen. Ein schwerer Fehler. Und nicht wiedergutzumachen.«
    »Kommt darauf an«, meinte Phil. »Selbst wenn der Cop den Mörder gesehen hätte, würde er ihn bestimmt nicht angehalten haben. Der Cop war nur hinter Hammer her. Von Lubbing und dessen Verbrechen konnte er noch nichts wissen.«
    Gegen neun Uhr vormittags verließen wir das Battery Hotel.
    Unsere Kollegen von der Mordkommission sorgten für den Abtransport der Leiche und für die Formalitäten.
    Wir fuhren zum FBI-Gebäude. In uns'erem Office war es heiß und trocken. Ich hatte wenig Lust zum Arbeiten, starrte zum Fenster hinaus, malte Männchen auf die Schreibunterlage und stellte mir vor, wie herrlich es wäre, bei diesem Wetter am Strand von Coney Island zu liegen, an der Westküste zu baden oder in Miami Beach auf Wellen zu reiten.
    Phil machte den Vorschlag, anständig zu frühstücken. Aber mir war der Appetit vergangen. Ich begnügte mich mit zwei Bechern heißen Kaffees.
    Während unsere Kollegen vom Archiv damit beschäftigt

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