042 - In den Klauen der Knochenmänner
ein.
Was hatte sie gewollt? Wonach hatte sie gesucht? Nach einer Antwort vielleicht?
Nach einer Antwort auf welche Frage?
Hatte sie die Antwort gefunden? Anscheinend ja, doch sie erinnerte sich nicht mehr daran… Rückkehr … Ja, sie glaubte, daß sie zurückkehrte … Mit einer Neuigkeit … Mit einer Sensation … Aber für wen? Und wohin war sie zurückgekehrt? Hatte sie den Ort aufgesucht, der ihre Heimat war? Wo war sie zu Hause? Sie wußte es nicht mehr.
Das Shlaakgift machte ihr das Denken ungemein schwer. Es errichtete Barrieren in ihrem Gehirn, die von den Gedanken kaum zu überwinden waren.
Metal…
Wo war er?
Roxane richtete sich langsam auf. Obwohl sie viele Dimensionen kannte, wußte sie nicht, wo sie sich befand. Sie versuchte zusammenzubekommen, was Metal gesagt hatte.
Der Shlaak hatte sie zu töten versucht, doch der Silberdämon hatte es verhindert. Er, der Feind, hatte ihr das Leben gerettet. Doch er hatte es nicht uneigennützig getan.
Arma… Nun fiel es ihr wieder ein. Ich soll zu Arma werden …
Der Höllennektar wird mich verändern… Habe ich davon schon getrunken?
Metal sprach sie plötzlich an. Sie wandte den Kopf. Er stand breitbeinig da und hielt einen Silberkelch in seiner Hand. Roxane wußte sofort, was sich darin befand.
Der Höllennektar, dieser gefährliche Trank, der sie verändern würde.
Metal kam näher. Er beugte sich über sie und setzte ihr den Silberkelch an die Lippen. »Trink, Arma, trink!« befahl er.
Ich bin Roxane! schrie es in der Hexe. Ich bin nicht Arma! Roxane ist mein Name!
»Trink!« hörte sie den Silbermann wieder sagen.
Er hob den Kelch. Die rubinrote Flüssigkeit benetzte ihre Lippen.
Warm wie Blut war sie.
»Trink, Arma!«
Wie von selbst öffneten sich Roxanes Lippen, und der rote Höllennektar floß in ihren Mund, glitt über ihre Zunge und stürzte sich förmlich in ihre Kehle. Sie wollte nicht schlucken, mußte es aber tun.
Sie spürte den Höllennektar in ihrem Magen. Die Flüssigkeit schien aufzuquellen, verströmte ein seltsames Gefühl, das ihr Angst machte.
Entsetzt riß sie die Augen auf.
Metal grinste sie triumphierend an. »Du und ich – wir gehören zusammen, Arma. Es wird so werden wie früher, du wirst mich auf allen Wegen begleiten und mir stets zur Seite stehen. Unzertrennlich werden wir sein, wie wir es früher waren. Metal und Arma… Nichts ist passiert … Du bist nicht im Sarg der tausend Tode gestorben. Du lebst. Wir sind wieder zusammen, Arma. Wie früher … Wie früher …«
Was nützte es, wenn die Hexe aus dem Jenseits innerlich verzweifelt ihren anderen Namen schrie? Sie wußte, daß sie ihn und ihre derzeitige Identität verlieren würde.
Metal hatte recht, wenn er sie Arma nannte. Noch war sie es zwar nicht, aber sie würde es werden.
Roxane? Es würde bald nur noch ein Name sein. Der Name einer Fremden, die für Arma ohne Bedeutung war…
***
Wir trafen in Daryl Crennas großem Haus ein. Susannah Bonner befand sich nicht mehr bei uns. Daryl hatte sie zu Hause abgesetzt. Ich nahm mir vor, morgen nach ihr zu sehen.
Morgen, wenn ich mich wieder normal bewegen konnte.
Fystanat war schrecklich ungeduldig. Wir konnten das alle verstehen. Seit er, aus der Welt des Guten kommend, in London eingetroffen war, lag er hier auf dieser Ledercouch, die er nun schon schrecklich hassen mußte; lag hier und konnte keinen Finger rühren, war voller Tatendrang, wollte seinen Freunden helfen, wußte, wie dringend sie ihn manchmal gebraucht hätten, und konnte sich nicht nützlich machen.
Endlich zeichnete sich ein Ende der magischen Lähmung ab.
Fystanats Augen strahlten. Er fieberte dem Moment entgegen, wo er aufstehen und sich wie wir bewegen konnte.
Thar-pex und Anthony Ballard stießen Clint Harrison auf Fystanat zu.
»Hier bringen wir dir nicht bloß irgendeinen Shlaak, sondern sogar deren Anführer«, sagte Brian Colley.
»Das Gift!« verlangte Fystanat aufgewühlt. »Gebt es mir zu trinken!«
Sie zwangen Clint Harrison, seine Shlaakgestalt anzunehmen. Damit es keine Panne gab, hielten ihn Colley und der Hexenhenker fest. Wir beobachteten gespannt, was weiter geschah.
Mir fiel auf, daß sich Mr. Silver schon wieder etwas schneller bewegte. Bei ihm hielt die Wirkung der Shlaakpfeile nicht so lange vor wie bei Vicky Bonney und mir.
Der Motor des Ex-Dämons kam mehr und mehr auf Touren, und bald war er wieder der alte, während Vicky und ich uns immer noch so komisch bewegten. Doch nun konnte der Hüne mit
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