Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
042 - In den Klauen der Knochenmänner

042 - In den Klauen der Knochenmänner

Titel: 042 - In den Klauen der Knochenmänner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
Vom Netzwerk:
ein.
    Susannah fühlte sich elend. Sie erhob sich steif und stakste ins Bad.
    Aus dem Spiegel blickte ihr eine Fremde entgegen.
    Vatermörderin! sagte eine verächtliche innere Stimme zu ihr. Jetzt bist du unglücklich und verzweifelt. Warum hast du nicht vorher an die Folgen gedacht? Du wußtest doch, daß dein Vater ein schwaches Herz hat.
    Warum hast du ihn so maßlos aufgeregt? Wolltest du, daß ihn sein Herz im Stich läßt?
    »Nein!« schrie Susannah schluchzend auf. »Ich habe Dad geliebt!«
    Aber du warst nicht bereit, ihm zu gehorchen! fuhr die anklagende Stimme fort. Als er verlangte, du solltest die Finger von Clint Harrison lassen, hast du dich für Clint und gegen deinen Vater entschieden.
    »Das ist nicht wahr!«
    Mach dir nichts vor, Susannah, sich selbst kann man nicht belügen. Du hast deinen Vater für Clint geopfert, und das ist schäbig. Eine Tochter, die sich gegen den eigenen Vater wendet, ist das letzte!
    »Ich wollte doch nicht, daß er stirbt!« weinte Susannah. Sie lehnte ihr verzerrtes Gesicht gegen den Spiegel, und die Tränen rannen über das Glas.
    Hat eine Vatermörderin ein Recht zu leben? Kommst du dir nicht schä-
    big vor, Susannah? Und unnütz? Wo bleibt die Gerechtigkeit, die dein Vater immer vertreten hat? Du solltest wissen, was jetzt zu tun ist, Mädchen. Es ist ein schweres Verbrechen, dessen du dich schuldig gemacht hast , und es gibt nur eine Möglichkeit, dafür zu sühnen!
    Susannah wurde bleich. Sie wußte kaum noch, was sie tat. Diese Stimme, diese verfluchte Stimme gab ihr keine Ruhe. Mit zitternder Hand öffnete sie die linke Tür des Spiegelschranks.
    Dort bewahrte sie Rasierklingen auf. Sie besaß ein Gerät, mit dem es möglich war, sich selbst die Haare zu schneiden. Hin und wieder mußte man die Klinge auswechseln. Deshalb lag eine Packung im Schrank.
    Geistesabwesend zog das Mädchen eine Rasierklinge heraus. Das Neonlicht des Spiegelschranks zauberte blitzende Reflexe auf das dünne, scharfe Metallplättchen.
    Ja! sagte die innere Stimme mitleidlos. Wenigstens drückst du dich jetzt nicht vor der Verantwortung. Es ist ein schmerzloser Tod. Nur der Schnitt brennt ein wenig, aber dann… Das Leben wird aus deinem Körper fließen.
    Du wirst schwach werden, immer schwächer. Und bald wirst du deinen Vater wiedersehen. Dann kannst du dich bei ihm entschuldigen.
    Susannah setzte die Rasierklinge an ihr Handgelenk.
    Plötzlich begriff sie, welchen Wahnsinn sie zu tun im Begriff war, schrie entsetzt auf, warf die Klinge fort, wirbelte herum und rannte wie von Furien gehetzt aus dem Bad.
    Sie brauchte jetzt jemanden, der ihr beistand. Wenn sie allein blieb, brachte sie sich wirklich noch um. Sie konnte sich nicht mehr auf sich verlassen.
    Der Tod ihres Vaters hatte ihren Geist so sehr verwirrt, daß sie kaum noch wußte, was sie tat. Jemand mußte sie vor sich selbst schützen. Das konnte nur einer tun: Clint Harrison.
    Sie mußte zu ihm. Sie brauchte ihn. Jetzt würde sich zeigen, was für ein guter Freund er war. In der Not lernt man die wahren Freunde kennen.
    Susannah stürmte aus dem Apartment.
    Sie ließ das Licht brennen, schloß nicht ab, warf hinter sich nur die Tür zu, fuhr mit dem Fahrstuhl zur Tiefgarage hinunter, und als die Türen auseinanderglitten, blickte das Mädchen automatisch dorthin, wo ihr Vater gelegen hatte.
    Ihr Herz krampfte sich zusammen.
    Sie wandte den Kopf und eilte zu ihrem Wagen. Nicht denken, nur nicht mehr denken, denn Gedanken können so furchtbar grausam sein… Rasch stieg sie ein und startete den Motor.
    Augenblicke später raste sie viel zu schnell durch die Garage. Der Motor dröhnte, die Pneus quietschten. Eigentlich war es unverantwortlich von Susannah, daß sie sich in ihrem Zustand hinter das Lenkrad eines Wagens setzte. Sie hätte sich ein Taxi nehmen sollen, aber dieser Gedanke war ihr nicht gekommen.
    An der Auffahrt mußte sie scharf bremsen, sonst wäre es ihr nicht möglich gewesen, die Tiefgarage zu verlassen. Sie redete sich zu, sich zusammenzunehmen, sonst würde sie bei Clint nie ankommen, sondern im günstigsten Fall in einem Unfallkrankenhaus landen.
    Nervös bog sie in die Straße ein und fuhr gleich darauf an jener Telefonzelle vorbei, in der sie einen Polizisten stehen sehen hatte.
    Daß es sich hierbei um den Mörder ihres Vaters handelte, wußte sie nicht.
    Es war Woccy, den sie beobachtet hatte. Woccy in der Gestalt des Polizisten Keith Simpson, den er getötet und in die Themse geworfen hatte. Susannah

Weitere Kostenlose Bücher