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0422 - Der Pirat und die Hexe

0422 - Der Pirat und die Hexe

Titel: 0422 - Der Pirat und die Hexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Geister jagten oder sich in anderen Dimensionen mit Ungeheuern und Magiern herumschlugen. Sie begaben sich ständig wieder in tödliche Gefahr und konnten nicht davon ausgehen, daß sie immer überlebten. Zu viele aus ihrer Crew hatte es im Laufe der Zeit schon erwischt; Tanja Semjonowa, Colonel Odinsson, den Halbdruiden Kerr, Zamorras ältesten Freund Bill Fleming, den Mongolen Wang Lee Chan … sie waren alle nicht unsterblich. Von daher waren Zamorras Worte bei weitem nicht so makaber, wie sie klangen. Er schätzte nur das Risiko, wie meist, recht realistisch ein. Nur wer damit rechnete, auch verlieren zu müssen, vermied es, leichtsinnig zu werden.
    »Na gut«, brummte Saranow. »Setzen wir zur GOGOL über. Aber eines sage ich dir: Wenn du das Mädchen so durcheinanderbringst, daß es die nächsten Tage und Wochen mal wieder für kein Experiment mehr brauchbar ist, setze ich dich mit einem Nachttopf auf hoher See aus und bohre ein Loch hinein, damit du schneller untergehst … mitten zwischen den Haien.«
    »Die armen Viecher«, murmelte Zamorra bedauernd. »Das wäre ja Tierquälerei …«
    ***
    »Sie schon wieder?« fauchte Sergej Stern, als Zamorra Tatjanas Aufforderung nachkam, einzutreten. Der Telepath erhob sich mit gerunzelter Stirn, aber ein strenger Blick des nachfolgenden Saranow ließ ihn verstummen.
    »Bitte, laß uns allein, Sergej«, sagte Tatjana. »Wir können uns später weiter unterhalten.«
    »Wenn du später dazu in der Lage bist«, murmelte Stern verdrossen und trollte sich. Tatjana wies auf zwei Stühle. Dann setzte sie die Kerzen in Brand, die schon bei Zamorras erstem Besuch geflackert hatten und die jetzt nur noch kurze Stummel waren. Sie löschte das elektrische Licht.
    »Ich möchte einen Versuch machen«, sagte Zamorra. »Er besteht aus ingesamt zwei Teilen, und er ist weder einfach zu erklären noch in seinem zweiten Teil einfach durchzuführen.«
    Sie antwortete nicht, sondern sah nur den Ring an, der an Zamorras Finger steckte.
    »Der erste Teil ist, daß ich mein Versprechen einlöse und dir eine Möglichkeit verschaffe, dich abzuschirmen.«
    Jetzt leuchteten ihre Augen auf. »Wie willst du das machen, Zamorra?« erkundigte sie sich.
    »Ich werde dich hypnotisieren und schichtweise diese Sperre in dir aufbauen, die du dann nach Belieben öffnen und schließen kannst.«
    »Dauert das nicht ein wenig lange?« warf Saranow ein. »Und wird es dich nicht zu sehr verausgaben?«
    »Ich glaube nicht«, erwiderte Zamorra. »Ich mache das ja nicht zum ersten Mal. Die einzige Schwierigkeit wird es sein, diese Barriere praktisch seitenverkehrt zu errichten. Bei Nicole, bei mir, bei diversen anderen Leuten soll sie verhindern, daß andere unsere Gedanken lesen können. Bei Tatjana soll sie verhindern, daß sie von den Gedanken anderer überschwemmt wird. Aber das schaffen wir schon.«
    »Und Tatjana? Wie sehr wird es sie belasten?«
    »Überhaupt nicht«, erwiderte Zamorra. »Sie wird hypnotisiert, das ist alles. Sie merkt nichts davon, aber wenn sie erwacht, wird sie die Sperre besitzen und sie mit einem Schaltwort, das sie nur intensiv zu denken braucht, nach Belieben aufheben und wieder in Funktion setzen können. Das ist alles.«
    »Hm«, machte Saranow. »Ich bin gespannt.«
    »Und ich bin bereit«, sagte Tatjana ruhig. »Soll ich mich hinlegen?«
    »Wenn es dich erleichtert, bitte …«
    Es ging alles blitzschnell. Zamorra hatte Routine. Noch ehe Tatjana wußte, wie ihr geschah, war sie bereits in hypnotischer Trance versunken. Mit Hilfe seines Amulettes begann Zamorra, die Gedankensperre schichtweise aufzubauen.
    Saranow drehte Däumchen.
    Was Zamorra tat, konnte er nicht nachvollziehen, weil es sich lautlos abspielte. Er hatte auch nicht die Möglichkeit, es auf geistiger Ebene zu verfolgen, weil ihm die eigene Parabefähigung fehlte. Aber zwischendurch hatte er Stern und Glokowa abzuwimmeln, deren feinen Sinnen Zamorras Tun nicht verborgen geblieben war, obgleich sich einige Kabinenwände zwischen ihnen befanden.
    Immer wieder sah Saranow auf die Uhr.
    Nach einer Stunde begann er ungeduldig zu werden. Aber er hatte noch einmal fast vierzig Minuten zu warten, bis Zamorra die Trance des Mädchens auflöste. Er fühlte sich erschöpft, wie jedesmal nach einer solchen Marathon-Sitzung. Natürlich hatte ihn die geistige Konzentration Kraft gekostet, auch wenn Merlins Stern ihm eine große Hilfe als Energielieferant und Steuerungsinstrument gewesen war. Aber immerhin mußte er diese

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