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0422 - Der Pirat und die Hexe

0422 - Der Pirat und die Hexe

Titel: 0422 - Der Pirat und die Hexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Energie dosiert abrufen und ebenso dosiert einsetzen.
    Aufmerksam beobachtete er Tatjana. Das Mädchen sah überrascht auf die Uhr. »So lange hat das gedauert?« staunte sie. »Dabei merke ich überhaupt nichts.«
    »Die Sperre wirkt nicht?« fragte Saranow enttäuscht.
    Tatjana lauschte in sich hinein. Das Bernsteinlicht der fast niedergebrannten Kerzen ließ ihr Haar schimmern. Plötzlich hellte sich ihr Gesicht auf. »Ich glaube, es funktioniert«, sagte sie. »Aber … ich muß lernen, damit umzugehen. Es ist so … so neu und ungewohnt. Es ist so leer.«
    »Ich könnte jetzt einen Kaffee gebrauchen«, murmelte Zamorra.
    »Besorge ich«, versprach Saranow. Er sprang auf und verließ die Kabine. Tatjana wechselte die Kerzen gegen neue aus. Mit dem Tropfwachs, das sich um den dreiarmigen Leuchter gebildet hatte, gab es Schwierigkeiten, aber sie winkte ab, als Zamorra ihr helfen wollte. »Seltsam«, sagte sie leise. »Diese Leere in mir … ich glaube, so habe ich mich in meinem ganzen Leben noch nicht ge fühlt. Es ist, als wäre ich eine andere Person geworden. So … vereinsamt. Es fehlt etwas. Aber wenn ich die Sperre öffne, ist wieder alles wie früher.«
    »Glaubst du, daß du dich daran gewöhnst?«
    Sie nickte. »Sicher. Ich danke dir, Zamorra. Wie kann ich mich dafür jemals bedanken? Was kann ich für dich tun?«
    »Du kannst etwas für mich tun, aber nicht aus Verpflichtung. Es ist der zweite Teil des Experimentes, das ich machen möchte.«
    »Es hat mit dem Ring zu tun, nicht wahr?«
    »Woher weißt du das? Hast du Saranows Gedanken gelesen?«
    »Nein«, sagte sie. »Ich hatte mich bemüht, ihn wegzuschalten. Es überkommt mich oft, daß sich mir die Gedanken anderer aufzwingen, aber in diesem Fall geschah das nicht. Alles ist immer unterschiedlich. Aber jetzt werde ich wohl keine Probleme mit fremden Gedanken mehr haben … Nein. Ich komme darauf, weil ich gesehen habe, daß du ihn bei deinem ersten Besuch nicht getragen hast. Ringe passen auch nicht zu dir, Zamorra. Du hast ihn mitgebracht, weil ich etwas damit tun soll.«
    Saranow trat wieder ein. Er brachte Kaffee mit und eine Wodkaflasche, die zu einem Drittel gefüllt war. »Du solltest das schwarze Zeugs damit auffüllen«, schlug er vor. »Das gibt neue Kraft.«
    Zamorra winkte ab. Der Gedanke, eine Art ›Kosakenkaffee‹ zu genießen, war reizvoll, aber in diesem Moment war Alkohol etwas, das er überhaupt nicht gebrauchen konnte. Er trank ihn schwarz.
    »Schau dir den Ring an, Tatjana«, sagte er. »Ist es Yannatehs Ring?«
    Er legte ihn vor der Telepathin auf den Tisch.
    Sie nahm ihn in die Hand wie drüben in der ANTARES Saranow es getan hatte, und betrachtete ihn. »Ich weiß es nicht«, sagte sie dann. »Glaubst du, daß er es ist?«
    »Vielleicht kannst du mich in jene Para-Schiene einfädeln, die du erreicht hast, als du von Yannatehs Ring und dem Dolch sprachest«, sagte Zamorra.
    »Wahrscheinlich werde ich dich dabei wieder überlagern.«
    »Nicht, wenn wir es so machen, wie ich es mir vorstelle. Versuche, Kontakt mit ›Fedor‹ aufzunehmen, und versuche dabei, an den Ring und den Dolch zu denken. Vielleicht gleitest du dann in diese Sphäre ab – und dann werde ich mich in diese Verbindung einklinken. Wenn ich mit ›Fedor‹ Kontakt bekomme und über ihn in die Ring-Sphäre gelange, werde ich weniger Schwierigkeiten haben.«
    Sie starrte ihn aus großen Augen an.
    »›Fedor‹? Das … das will ich nicht. Du nimmst ihn mir weg?«
    »Nein. Vermutlich werde ich sein Denken gar nicht verstehen, und er meines nicht. Er wird nur so etwas wie ein Bezugspunkt sein. Ein Eckpfeiler, auf dem ich mich abstützen kann.«
    »Ich muß es ihm vorher sagen!« verlangte Tatjana. »Er würde es vielleicht sonst mißverstehen. Er ist mein Freund. Aber er kann kaum mit den anderen ›reden‹. Da ist eine unsichtbare Mauer zwischen. Er würde dich auch ablehnen. Aber … du hast zwar die Gabe, Zamorra, aber du bist doch kein Telepath. Wie kannst du Kontakt mit ›Fedor‹ aufnehmen wollen?«
    Zamorra klopfte leicht auf sein Amulett.
    »Mit dieser Silberscheibe, die Yannatehs Ring so ähnelt …? Du glaubst, daß sie dir hilft?«
    »Was man nicht versucht, Tatjana, wird nie gelingen können. Laß es uns ausprobieren, bitte …«
    Langsam schloß die Telepathin die Augen.
    ***
    Da war die Nacht gekommen, und sie lieferte die Kraft, die nötig war, um aus dem Nichts das Schiff Henryk van Buurens wieder entstehen zu lassen.
    Es würde immer

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