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0422 - Der Pirat und die Hexe

0422 - Der Pirat und die Hexe

Titel: 0422 - Der Pirat und die Hexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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unglaublich. Der Rückstoß der in rasender Folge ausgestoßenen Projektile ließ den Kreuzer kurzzeitig seitwärts driften. Dann ging drüben, nicht einmal mehr eine Drittel Seemeile entfernt, die Welt unter.
    Die erste Salve riß die Flanke des Schiffes in Bugnähe knapp unter der Wasserlinie auf. Die zweite fegte ins Waffendeck und zerfetzte explodierende Kanonen und gelagerte Munition. Die dritte Salve krachte in die Pulverkammer.
    Das war das Ende.
    Ein Feuerball blähte sich auf und verschlang das Schiff innerhalb von Sekunden. Aufglutende, brennende Planken, Masten und Aufbauten flogen durch die Luft. Der Feuerball floß förmlich auf dem unruhigen Wasser auseinander, die Flammenfront breitete sich aus und fiel in sich zusammen. Brennende Reste trieben auf dem Meer. Ein Teil des Schiffsrumpfes war noch kurz als ein schwarzverkohltes, stellenweise glühendes Gerippe zu sehen, dann sank es innerhalb einer halben Minute.
    Dunkle Punkte, einige von ihnen brennend, trieben auf dem Meer.
    »Was zum Teufel war das denn?« keuchte Lieutenant Enders. »Der muß ja nur aus Munition bestanden haben, der ganze Kahn …«
    »Oder vollbetankt mit Kerosin.« Der Captain schüttelte den Kopf. »Unglaublich. So etwas habe ich noch nicht gesehen. Ob das einer überlebt hat?«
    »Ich werde Lieutenant Alworthy anweisen, sich mit seinen Troopern um Überlebende zu kümmern«, sagte Enders. »Er soll sich vier Boote nehmen, ablegen und das Gebiet absuchen. Wenn der Hubschrauber seine Passagiere abgesetzt hat, kann er sich an der Suche beteiligen.«
    Der Captain nickte.
    »Nichts gegen einzuwenden, Mister Enders. Funkrufen Sie den Kopter an. Er hat Landeerlaubnis auf dem Achterdeck. Den Passagieren wird die Genehmigung erteilt, an Bord kommen zu dürfen. Feuerleitstand MacMill, Sie kommen zum Rapport auf die Brücke. Überlegen Sie sich schon mal, was Sie für Geschosse verfeuert haben, daß es da drüben eine so verheerende Explosion geben konnte. An alle: Alarmzustand aufgehoben. Maschinen stopp. Mister Enders, lassen Sie die Reparaturtrupps an die Arbeit gehen. Vordringlich müssen die Lecks geschlossen und die Radaranlage wieder in Ordnung gebracht werden. Das wär’s, Gentlemen …«
    Auf der U.S.S. ANTARES kehrte wieder Ruhe ein …
    ***
    Rund dreihundert Meter hoch über der bizarren Szenerie schwebte der Sikorsky-Hubschrauber. Die beiden Piloten im vorderen Kanzel-Bereich schienen die Ruhe selbst zu sein. Das schnelle, heiße Seegefecht hatte sie scheinbar überhaupt nicht beeindruckt. In der zweiten Reihe neben dem Funker saß Zamorra, hinter ihm Nicole Duval, seine Lebensgefährtin und Sekretärin. Zamorra wandte den Kopf nach hinten. »Unglaublich, nicht wahr? Ein Piratenschiff … wie damals vor der französischen Küste, nur hat es damals keiner geschafft, es zu versenken. Aber das bedeutet doch auch, daß es sich hier nicht um ein Gespensterschiff handeln konnte, denn die haben sich noch nie versenken lassen …«
    »Wir werden sehen, wenn wir an Bord der ANTARES sind«, sagte Nicole.
    Der Navy-Kopter senkte sich langsam auf das Achterdeck des beschädigten Kreuzers nieder. An Deck waren nur ein paar Trooper zu sehen. Wahrscheinlich sah es unter Deck ganz anders aus. Da mußte jetzt der Teufel los sein. Reparaturen waren erforderlich. Die ANTARES hatte immerhin Schäden davongetragen.
    Allerdings keine so großen wie damals, als das Gespensterschiff den Kreuzer in Brand geschossen hatte und nur durch ein Wunder eine Explosion verhindert werden konnte …
    Der Hubschrauber setzte auf dem markierten Landefeld auf. Der Funker hieb auf die Schloßtaste seines Gurtes, sprang aus seinem Sitz und stieß die Ausstiegsluke auf, die langsam zur Außenseite wegschwenkte. Dann griff er nach den beiden Alu-Koffern und reichte sie nach draußen, wo zwei Trooper sie entgegennahmen. Ein kleines Köfferchen trug Zamorra selbst. Hinter Nicole stieg er aus und konnte gerade noch der Versuchung widerstehen, dem Funker des Hubschraubers ein Trinkgeld in die Pranke zu drücken.
    Der Rotorkranz wirbelte und zerrte an Kleidung und Haaren. Zamorra und Nicole sahen zu, daß sie aus dem direkten Sturmbereich kamen. Die Luke wurde geschlossen. Der Motor des Hubschraubers dröhnte lauter; die Maschine hob sofort wieder vom Deck ab und zog davon, dorthin, wo vier Beiboote der ANTARES den Überresten des explodierten Dreimasters entgegen strebten.
    Nicole sah ihnen nach.
    »Da stimmt etwas nicht«, sagte sie. »Ich habe ein ungutes Gefühl.

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