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0422 - Die Zeitpendler

Titel: 0422 - Die Zeitpendler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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normal." Er schob zwei halbtransparente Meßblätter übereinander. Der Abstand, in dem sie angefertigt worden waren, betrug achtundvierzig Stunden. Das zweite, oberste Meßblatt War eben unter dem Stift des Kurvenschreibers hervorgezogen worden.
    „Normal?"
    „So gut wie. Sieh dir diese Kurven an."
    Die Kurven lagen eine Handbreit auseinander. Die Kurve des oberen Meßblattes lag nur wenig über den normalen Werten, die jeder der Astronomen auswendig kannte.
    „Ich habe drüben auf dem Spektroheliogramm auch alles mögliche beobachtet", sagte der Kollege, der sich nur mit Hilfe von Kaffee und Alkohol auf den Beinen hielt. „Die Wirbelstrukturen der Sonnenflecken-Umgebung zeigen wieder die typisch zyklonischen Ausmaße."
    „Können wir riskieren, unsere Beobachtungen weiterzugeben?" fragte der Diensthabende leise. „Ich möchte nicht, daß sich unser Observatorium unsterblich blamiert. Außerdem hängen an uns einige Milliarden Hoffnungen."
    Dann meinte er: „Sucht mir bitte die wichtigsten Daten zusammen, also die Werte der ermittelten Unterschiede. Ich werde unser fliegendes Laboratorium anrufen. Übrigens - wie ist der Funkverkehr? Hat jemand etwas gehört?"
    „Weniger gestört", sägte ein anderer Astronom.
    „Also doch!"
    Während sie sich unterhielten, während die Leitstelle den Ruf nach dem fliegenden Sonnenobservatorium durchstellte, sahen sie auf den Projektionsschirmen, wie eine riesige Protuberanz - ein flammenartiges Gebilde aus der Chromosphäre, bestehend aus Wasserstoff und anderen Gasen - fünfzigtausend Kilometer über der Sonnenoberfläche zurückgebogen wurde und wieder mit der Materie verschmolz. In den vergangenen Tagen waren die eruptiven Protuberanzen fast ausnahmslos in den interplanetaren Raum hinausgeschleudert worden und hatten sich an den Paratronschirmen gebrochen.
    Eine Stunde später sagte der Leiter: „Los! In die Betten. Von mir aus kann die nächste Abteilung jemanden herschicken, aber ich bin restlos überzeugt."
    Die Männer verabschiedeten sich leise und schlichen hinaus.
    Der Leiter setzte sich hin, holte tief Atem und sagte dann zu dem Mädchen, das auf dem Interkomschirm auftauchte: „Stellen Sie bitte ein Gespräch in die Administration durch. Ich muß unbedingt Perry Rhodan sprechen."
    „Stichwort?"
    Der Astronom lächelte grimmig und sagte: „Stichwort: Sterbende Sonne."
    Das Mädchen nickte und versuchte, die Verbindung herzustellen.
    10. Neunter Tag: Nacht über Terrania.
    Aber keine Dunkelheit.
    Aus einigen Millionen Lichtquellen erfüllten die Farben die nächtliche Stadt. Aus dem Meer der Lichter zeigten wie schlanke Bäume aus Stahlbeton die Wohntürme, die Verwaltungsbauten und die Antennen der Sender. Die Drehscheinwerfer des Kybernetischen Turms und der Raumhafentower schufen künstliche Blitze. Es war die erste Nacht, in der man, ohne die Maschinen zu überlasten, im Freien sitzen und sich dabei wohlfühlen konnte.
    Ghislaine Cordelier und Lordadmiral Atlan saßen am Ende des Stegs, der weit in den Goshunsee hineinragte. Die Uferstreifen waren wesentlich breiter geworden, und man sah genau, wo die Robots das Ufer noch nicht gereinigt und von Abfällen gesäubert hatten. Der See roch durchdringend nach toten Fischen, aber das störte weder Atlan noch das Mädchen.
    Sie murmelte: „Die Gefahr ist vorbei, Atlan?"
    Zwischen ihnen stand ein niedriger Tisch, auf dem in Kühltaschen die Getränke steckten. Mücken summten um das starke Windlicht. Die Flamme des Lichts spiegelte sich in den Augen der beiden Menschen und auf der Scheibe des tragbaren Empfängers, der, ohne Ton, mit laufendem Bildteil, schräg zwischen Gläsern und Essensresten auf der Tischplatte stand. Atlan konnte es sich in diesem Stadium der Dinge nicht leisten, nicht mit der Administration verbunden zu sein. Er war Tag und Nacht erreichbar.
    „Es scheint so, Ghis", sagte er leise.
    Trotz der späten Stunde begann das Leben in den Adern der Riesenstadt zögernd wieder zu pulsieren.
    Der kühle Wind, der von den Hängen des Himalaja herabkam, schien die Gedanken an Ruhe und Geborgenheit mit sich zu führen. Glitzernde Ströme von Bodengleitern unter und auf den Feldbrückenkonstruktionen brachten die Menschen an die Orte, an denen sie sich Erholung von den furchtbaren Wochen erhofften. Der Umsatz von alkoholischen Getränken begann wieder zu steigen, dafür nahmen die Zahlen über die epidemieähnlichen Wellen von Allergiereaktionen ab. Sie fielen ständig, und die überfüllten

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