Das fängt ja super an! Coming-out-Roman
1. KAPITEL
Endlich Sommerferien. Die letzten, die ich haben werde. Irgendwie hatte es heute jeder noch eiliger, aus unserem netten, kleinen Betonbunker, auch Schule genannt, zu flüchten. Ja, so klein war er dann doch nicht. Aber das interessiert eigentlich sowieso keinen, denn irgendwie findet doch jeder Schüler die Schule zum Ko…
Ich schweife vom Thema ab. Also weiter im Text. Ich war gerade auf dem Weg zu meinem Fahrrad, als ich plötzlich einen Schlag in die Rippen bekam. Ich drehte mich um und da stand Thomas vor mir.
»Hey Sammy, freust du dich schon?«
»Ja, was denkst du denn?«
»Also, ich bin dann um eins bei dir.«
»Ja, ja, schon klar, war ja so besprochen.«
Tommy schaute mich mit diesem fragenden Blick an, denn sehr erfreut habe ich wirklich nicht geklungen und dann fing er auch gleich an, mich zu nerven.
»Was ist denn los, habe ich dir etwas getan oder ist dir nur eine Laus über die Leber gelaufen?«
»Nein, schon alles okay, aber ich will jetzt erst nach Hause und was essen, wir können doch später weiter reden, oder?«
»Ist ja schon gut. Ich habe mich nur gefragt, ob ich etwas falsch gemacht habe.«
»An dir liegt es nicht, aber ich will nicht hier darüber reden.«
Nun ja, das hatte er anscheinend einfach so hingenommen, denn er sagte noch kurz: »Okay, bis dann« und war er auch schon weg. In der Zwischenzeit hatte ich mir mein Fahrrad geschnappt und schwang mich darauf. Mehr oder weniger mit Elan bin ich losgefahren und kam auch irgendwann daheim an.
Als ich die Tür aufschloss, wehte mir schon ein angenehmer Duft in die Nase. Lasagne, mein Lieblingsessen. Da hatte sich meine Mutter aber heute wieder Mühe gegeben.
»Hi, Mama, bin wieder da!«
»Und ich habe schon gedacht, der Weihnachtsmann steht vor der Tür.«
Da musste ich erst einmal grinsen. Ja, so viel zu meiner Mutter. Immer zu einem Scherz aufgelegt. Aber so ging das ständig bei uns beiden. Denn ich lass mich halt mit solchen Sprüchen auch nicht lumpen.
»Das wäre dir recht gewesen. Und am liebsten gleich noch mit Knecht Ruprecht und seiner Rute, stimmt’s?«
»Werd bloß nicht frech, mein Kleiner, sonst setzt es was.«
Ja, ›Kleiner‹ war gut, aber das Grinsen in ihrem Gesicht verriet mir, dass sie das nicht ernst meinte. Ich setze mich also zum Essen hin, und während ich meine große Portion Lasagne verdrückte, starrte mich meine Mutter an und meinte, ob ich denn noch so viel zu essen brauchte, denn schließlich war ich ja 1,92 groß. Aber jeder, der in meinem Alter ist, wird sicherlich wissen, wie wichtig es ist, immer genug Essen zu kriegen.
Da fällt mir ein, ich habe mich noch gar nicht vorgestellt. Also, wie ich heiße, habt ihr schon weiter oben erfahren, oder vielmehr wie mich alle nennen, denn laut Ausweis heiße ich Johannes Markus Samuel Josef Meier. Vielen Dank auch liebe Eltern. Aber Gott sei Dank nennt mich niemand so und nur wenige kennen meinen richtigen Namen.
Bei der Größenvergabe habe ich gleich zwei Mal »Hier!« geschrien und mir damit die beachtlichen 1,92 m erkämpft. Über die bin ich eigentlich sehr dankbar, denn in manchen Lebenslagen konnten sie sehr hilfreich sein. Aber weiter … Ich werde bald 19 und habe bestimmt eine recht gut Figur. Nicht, dass ich einen super Adonis-Körper hätte, aber ich habe auch kein Gramm zu viel auf den Rippen. Eigentlich habe ich, so könnte man sagen, eine recht normale Figur. Ich habe schulterlange, dunkelblonde Haare, die ich meistens zusammenbinde und grüne Augen. Ich glaube, das ist das Wesentliche. Ach, und falls es sich nicht eh schon alle denken, ich bin schwul.
Mittlerweile hatte ich meine Malzeit beendet. Meine Mutter kam mit einem Stapel Wäsche an und stellte ihn unter einem Seufzen ab. »Was willst du eigentlich alles mitnehmen? In Kalifornien ist es bestimmt ziemlich heiß!«
»Ich weiß nicht so genau, aber auf jeden Fall auch was Warmes und eine Regenjacke, man weiß ja nie.«
»Alles klar, ich suche mal die Regenjacke und du kannst ja schon mal alles andere packen.«
»Ja Mama, ich geh hoch und fang an. Eigentlich müsste Thomas gleich vorbeischauen. Du kannst ihn dann zu mir schicken.«
»Ja, und stell die Musik nicht zu laut, sonst ruft wieder der Müller von nebenan an und beschwert sich, weil sein Wellensittich nicht schlafen kann.«
Das blöde Vieh, wenn es die ganze Nacht durch krächzte, durfte man sich nicht beschweren, aber wenn die Musik zu laut war, dann rief er gleich an und beschwerte sich und drohte mit
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