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0428 - Der Gedanken-Töter

0428 - Der Gedanken-Töter

Titel: 0428 - Der Gedanken-Töter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Louisiana und auch hier bei Atlanta haben wir uns ein wenig Ruhe verdient. Was wäre geeigneter, als ein paar Urlaubstage an und auf dem Lake Powell zu verbringen und eine Bootsfahrt zu unternehmen?«
    Der hochgewachsene Parapsychologe, der eher einem James-Bond-Darsteller glich als einem weltfremden Professor, sah Nicole nachdenklich an. »Seltsam, daß du ausgerechnet jetzt damit kommst, wo die Tickets bereits gebucht sind. Was lockt dich zu dieser Stunde an diesen blöden Tümpel?«
    Sie löste sich von ihm. »Blöder Tümpel?« fauchte sie ihn an. »Dich hat wohl der texanische Größenwahn gepackt, wie? Der Lake Powell zieht sich über eine Länge von bald hundertfünfzig Kilometern, vielleicht sogar noch ein paar Zentimeter mehr! Da kannst du mit dem Boot tagelang unterwegs sein. Und diesen riesigen See nennst du einen blöden Tümpel?«
    Zamorra grinste. »Ich passe mich nur den Sprachgepflogenheiten in unserem derzeitigen Gastland an. Wenn die Amis den Atlantik einen ›großen Teich‹ nennen dürfen, ist es mir wohl gestattet, den Lake Powell als Tümpel zu bezeichnen. Der Größenvergleich dürfte doch wohl hinkommen, oder?«
    »Männer!« fauchte Nicole. »Ignoranten!« Sie marschierte davon, mit wiegenden Hüften, die Straße entlang und zwischen anderen Passanten hindurch an den Schaufenstern vorbei. Zamorra lachte leise. Wie er es erwartet hatte, blieb sie schon nach ein paar Metern stehen, drehte sich um und winkte ihm zu. »Komm schnell. Schau dir das hier mal an.«
    Sie stand vor dem Schaufenster einer kleinen Boutique und deutete auf die Auslagen, denen man anscheinend vorsichtshalber keine Prise etikettiert hatte, um mögliche Kunden nicht schon vor Betreten des Ladens zu verschrecken. Nicole deutete auf ein fransenbesetztes Lederhemd mit indianischen Stickereien und Straßbesatz. »Du, was meinst du? Darin müßte ich doch großartig aussehen. Stell dir mich auf einem Boot auf dem Lake Powell vor, vor den kantigen Uferfelsen, mit diesem Hemd bekleidet… und mit sonst nichts«, setzte sie verschwörerisch flüsternd hinzu.
    »Verlockend«, gestand Zamorra. »Aber fünf Minuten später taucht die Wasserpolizei auf und nimmt dich wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses fest. Was glaubst du wohl, was an und auf diesem See los ist? Da kollidierst du alle paar Meter mit Horden von Touristen auf Segeljollen und Fährschiffen. Also sparen wir uns den Ärger und das Geld. Das gute Stück dürfte nämlich viel zu teuer sein.«
    »Du gönnst mir aber auch gar nichts«, protestierte Nicole und verschwand in der Boutique. Zamorra blieb demonstrativ draußen und wartete ab, bis Nicole nach etwa zwei Minuten wieder nach draußen kam -ohne das bestickte Lederhemd. »Wirklich zu teuer«, sagte sie verdrossen. »Stell dir vor, tausend Dollar wollen sie dafür haben. Für das Geld kann ich mir zwei von diesen Hemden maßschneidern lassen. Außerdem - wie ich dich kenne, ziehst du es mir nach ein paar Sekunden ja ohnehin aus.«
    Zamorra grinste. »Schau an, meine süße Nici hat dazugelernt. Allmählich entwickelst du dich in Richtung Sparsamkeit und Pflegeleichtigkeit.«
    »Elender Schurke…« Und sie sahen sich aus lachenden Augen an und küßten sich.
    Nur ein paar Meter weiter war auf dem Gehsteig ein kleiner Verkaufsstand aufgebaut worden. Ein Sonnenschirm, ein Tischchen, das mit ein paar Dutzend Exemplaren eines dicken Buches überladen war, ein paar Listen und einige Plakate, die auf das Buch, seinen Verfasser und die Organisation der »Scientisten«, hinwies, die hinter Autor und Buch zu stehen schien.
    »Scientisten? Nie gehört, aber das klingt nach Wissenschaft, nicht?« murmelte Nicole leise, die sich bei Zamorra untergehakt hatte.
    Die beiden Frauen am Verkaufsstand hatte wohl schon vorher bemerkt, daß Zamorra, während er auf Nicole wartete, einige Male herübergesehen hatte. Jetzt, da auch Nicole auf die Plakate aufmerksam geworden war, sprachen sie sie und Zamorra an. Der Parapsychologe sah, daß in den Listen Namen und Adressen handschriftlich eingetragen waren. Das sah kaum nach Bestellung für das vorgestellte Buch aus, sondern eher nach Mitgliedschaften. Jetzt entdeckte er hinter den Büchern auch einen Stapel Hochglanzbroschüren, die sich dem Titel nach mit den »Scientisten« befaßten.
    Die beiden Frauen redeten auf Zamorra und Nicole ein, als ginge es darum, den Eskimos Kühlschränke zu verkaufen. Mister Elron Havard, der Autor des Buches »Parascience«, habe viele Jahre lang

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