Flirt mit dem Tod
Prolog
S ie hatte zu viele Drinks gehabt. Wieder einmal. Zwei Wochen lang hatte sie keinen Schluck getrunken, war kein einziges Mal ausgegangen. Aber heute Abend war es wieder passiert. Die Einsamkeit und die Sehnsucht hatten sie in diesen Club getrieben, in dem sie in den vergangenen Monaten viel zu oft gewesen war. Sie war so verzweifelt auf der Suche nach Liebe und Zuneigung gewesen – nach der einen großen Sache – die es nur in Romanen und Filmen zu geben schien.
Wenn sie genügend getrunken hatte und der Rausch die Konturen der Wirklichkeit verschwimmen ließ, dann konnte sie glauben, dass zwischen ihr und den Männern, die sie mit in ihre Wohnung nahm, mehr war als nur die schäbige Leidenschaft einer Nacht. Sie konnte davon träumen, morgens neben einem Mann aufzuwachen, in liebevoll lächelnde Augen zu blicken und zu wissen, sie hatte den Mann ihres Lebens gefunden.
Sie hatte versucht, damit aufzuhören. Versucht, sich von den Clubs fernzuhalten, keine Männer mehr abzuschleppen. Gerade einmal zwei Wochen lang hatte sie es geschafft. Es war leichter gewesen, solange ihre Mitbewohnerin noch in der Stadt gewesen war. Aber Carole war nicht da und die Einsamkeit brachte sie um. Wie ein Sog hatte sie sie zurück in die Clubs gezerrt. Und an diesem Abend hatte die Jagd noch nicht einmal erfolgreich geendet. Sie hatte allein in einem Taxi nach Hause zurückkehren müssen.
Und dann war da plötzlich er gewesen.
Im ersten Moment hatte sie nicht darüber nachgedacht, wieso sie ihn vor ihrer Haustür getroffen hatte. Der Alkohol und die Freude darüber, die Nacht doch nicht allein verbringen zu müssen, hatten solche Gedanken überhaupt nicht erst zugelassen. Sie hatte ihn mit in ihre Wohnung genommen, bereit, ihm alles zu geben. Sie hatte keine Angst vor ihm gehabt – das ließ der Rausch nicht zu. Außerdem kannte sie ihn flüchtig. Vor einiger Zeit hatte sie ihn sogar einmal abgewiesen, daran erinnerte sie sich noch. Warum sie damals nicht mit ihm gegangen war, wusste sie allerdings nicht mehr.
Langsam drang der Gedanke durch den Alkoholnebel, dass es ein Fehler gewesen war, ihn in ihr Bett einzuladen.
Als er ihre Hände an die Bettpfosten fesselte, hielt sie es noch für ein Spiel und lachte. Als er in sie eindrang, obwohl sie noch nicht bereit für ihn war, schluckte sie den Schmerz hinunter. Aber als er sanft seine Hände um ihren Hals legte und langsam begann, zuzudrücken, tauchte sie schlagartig aus dem Nebel der Cocktails dieser Nacht auf. Sie versuchte, sich zu wehren, und bäumte sich unter ihm auf.
»Verdammt! Was tust du?«, keuchte sie, als er losließ und sich ihre Lungen wieder mit Sauerstoff füllten. »Das ist nicht witzig. Binde mich sofort los!«
Er lachte und stieß seinen Penis noch tiefer in sie. Sie hatte das Gefühl, er war noch härter geworden, während er sie gewürgt hatte.
»Schätzchen, es gibt keinen Grund, aufzuhören. Du wolltest doch gefickt werden, oder etwa nicht? Du bettelst doch bei jedem Kerl darum, sich zwischen deine Beine zu legen.«
Langsam drückten die Hände um ihren Hals wieder zu.
Er beobachtete ihre verzweifelten Versuche, sich zu befreien und lockerte seinen Griff dann wieder.
Sie sah das Lächeln in seinem Gesicht und spürte den eiskalten Schauder, der ihr über den Rücken lief. Irgendetwas stimmte nicht mit diesem Typen. Sein Blick hatte einen Ausdruck angenommen, der ihr Angst machte.
Todesangst.
»Bitte«, bettelte sie, als er seine Finger wieder von ihrem Hals löste. Das brennende Verlangen nach Sauerstoff trieb ihr Tränen in die Augen. Ihre Stimme drang heiser und rau aus ihrer Kehle, was ihr Flehen noch verzweifelter klingen ließ. »Bitte. Hör auf. Lass mich gehen.« Ihre Lippen bebten bei dem Versuch, nicht laut loszuschluchzen.
Wieder lächelte er, sanft diesmal, und liebevoll. Mit den Fingerknöcheln strich er zart über ihre Wangenknochen. Dann senkte er den Kopf und biss ihr in die Brust.
Mit einem Schmerzensschrei bäumte sie sich unter ihm auf, versuchte, zu entkommen. Aber er war in ihr, drückte sie mit seinem Körper in die Matratze und stieß immer wieder zu, während sie wie verrückt an ihren Fesseln riss.
»Bitte, bitte! Hör auf.«
Verzweifelt kniff sie die Augen zusammen, doch sie konnte die Tränen nicht aufhalten. Sie liefen an ihren Schläfen entlang in ihr Haar. Eiskalter Schweiß bedeckte ihren Körper. Dann spürte sie es wieder. Er legte seine Hände um ihren Hals – ganz sanft zunächst –
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