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043 - Der Teufelskreis

043 - Der Teufelskreis

Titel: 043 - Der Teufelskreis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Wolf
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Opfer zu suchen oder nur um ins Mystische und Okkulte weisende Subkulturen zu gründen und die menschliche Gesellschaftsordnung langsam zu zersetzen und von innen her zu zerstören. Dorian konnte jedoch nicht glauben, daß auch das Vanilla eine Bastion der Dämonen war. Viel eher schien es ihm, daß findige Manager den neuen Trend dazu nützten, Kapital daraus zu schlagen.
    Die Dekorationen des Lokals waren zwar auf das Okkulte ausgerichtet, aber es waren eben nur leere Dekorationen, die bloß auf die optische Wirkung abzielten. Die auf die Wände hingekritzelten Bannsprüche waren nicht authentisch, die Folterwerkzeuge waren Attrappen, die Kleidung der Klubmitglieder gefällig und modisch. Dem ahnungslosen Besucher konnte der Anblick des Inventars und der Hexenjünger vielleicht Schauer über den Rücken jagen - was ja bezweckt wurde - doch Dorian konnte nur schmunzeln. Wer mit den wahren Dämonen zu tun hatte und deren abscheuliche Riten kannte, der konnte von diesem Spektakel nicht beeindruckt werden. Auch wenn sich die Hexenjünger noch so sehr bemühten, mit Eingeweiden von Tieren, Bechern, die mit Lammblut gefüllt waren, und geheimnisvollen Andeutungen über Hexen, Teufel und Vampire Gänsehautatmosphäre zu erzeugen Dorian ließ das alles kalt. Er wunderte sich nur darüber, warum Morton ihn hierherbestellt hatte. Ein besonders gelungener Gag war das jedenfalls nicht.
    Dorian setzte sich an die Bar, die in Form eines Drudenfußes angelegt war und sich inmitten des Lokals befand. Auch die Sitze der Barhocker hatten die Form eines Drudenfußes. Der Barkeeper trug ein Phantasiekostüm, und in seinen grünschillernden Umhang waren Motive des Hexensabbats eingestickt. Als Kopfbedeckung hatte er einen Stahlhelm auf, auf den Totenköpfe gemalt waren. „Hat Satan schon deine Seele, Bruder?“ wurde Dorian vom Barkeeper gefragt.
    „Ich habe meine Seele dem Scotch verschrieben“, antwortete Dorian und fügte dann erklärend hinzu: „Einen Doppelten!“
    „Gibt es bei uns nicht“, erklärte der Keeper. „Aber vielleicht darf es galliger Angstschweiß von schottischen Jungfrauen sein?“
    „Meinetwegen“, knurrte Dorian.
    Als Dorian an dem Glas nippte, stellte er fest, daß er besten schottischen Whisky serviert bekommen hatte - mindestens vier Jahre alt. Warum nur diese läppische Bezeichnung? Sie war kindisch und überspitzt - typisch amerikanisch.
    Die Beleuchtung ging aus, und auf die Wände wurden Lichteffekte gezaubert. Zum Klang von elektronischer Musik begann sich auf der kleinen Bühne ein hysterisch schreiender Jüngling die Kleider vom Leib zu reißen. Dorian war überzeugt, daß er reichlich mit LSD oder anderen Drogen vollgestopft war.
    „Noch einen Scotch! Einen doppelten!“ bestellte Dorian.
    „Gibt es bei uns nicht“, versicherte der Barkeeper. „Aber vielleicht darf es …“
    „Halt die Klappe!“ unterbrach ihn Dorian.
    Der Barkeeper rümpfte die Nase, brachte ihm jedoch das Gewünschte.
    Dorian hatte den Nachmittag drüben in New Jersey verbracht. Der Taxifahrer schien sich überhaupt nicht gewundert zu haben, daß er ihn kreuz und quer durch die westlichen Vororte New Yorks kutschieren sollte. Dorian hatte ausgiebig gegessen und sich dann im nächstbesten Laden einen Regenmantel gekauft. Er hatte sogar erwogen, sich den Schnurrbart abrasieren zu lassen, um von den Krüppeln nicht so leicht erkannt zu werden, sich dann aber doch nicht dazu überwinden können. „Jetzt kommt Gail, die Hexe“, sagte der Barkeeper geheimnisvoll.
    Gail war ein verwahrlostes junges Ding in einem Zigeunerkostüm. Sie rief den Teufel an und verlangte von ihm, daß er, ihr beischlafe. Und tatsächlich schien der Höllenfürst sie zu erhören, denn sie fiel rückwärts auf die Bühne und ihr Körper begann ekstatisch und im Rhythmus der gespenstischen Sphärenklänge zu zucken. Sie simulierte sogar den Höhepunkt und das gekonnt, wie Dorian zugeben mußte. Aber das Ganze war eben nichts anderes als perfekt vorgetragener Porno. Nicht mehr. Der Teufel war die ganze Zeit über unsichtbar geblieben.
    Die Zeit verging. Dorian hielt sich schon über eineinhalb Stunden in dem Lokal auf, ohne daß jemand mit ihm in Kontakt getreten wäre. Auf der Bühne exerzierte ein Neger mit leuchtenden Stigmata im Gesicht vor, was man anstellen mußte, um von Satan Potenz geschenkt zu bekommen.
    Es war einfach widerlich. Zumindest in dieser Beziehung standen die Darbietungen im Vanilla den Geschehnissen bei den echten

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