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043 - Der Teufelskreis

043 - Der Teufelskreis

Titel: 043 - Der Teufelskreis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Wolf
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Treffpunkt eingefallen.
    Es war ein milder Februartag. Der Nebel über dem Park hatte sich bereits gelichtet, und die Sonne blinzelte durch die Dunstglocke, die über New York hing.
    Der Central Park, der in der Nacht der Schrecken aller braven Bürger war, zeigte sich am Tag als fast paradiesisch zu nennende Landschaft. Mütter gingen mit ihren Kindern spazieren, auf den Bänken ruhten sich einige Alte aus, und ein Straßenkehrer sammelte die alten Zeitungen ein, mit denen sich die Landstreicher, die des Nachts hier kampierten, zugedeckt hatten.
    Dorian nahm all das nur unterbewußt wahr. Er hielt nach Morton Ausschau, doch von dem Freund war nichts zu sehen. Vielleicht war er schon dagewesen und wieder gegangen, weil Dorian nicht zum verabredeten Zeitpunkt erschienen war. Dorian konnte es ihm nicht verdenken. Morton hatte Wichtigeres zu tun, als stundenlang auf ihn zu warten.
    Es konnte aber auch sein, daß Morton keine Zeit gehabt hatte, die Verabredung einzuhalten. In diesem Fall konnte Dorian nur hoffen, daß es ihm wenigstens möglich war, um zwölf zum UNO-Gebäude zu kommen. Wenn auch das nicht klappte, dann mußte Dorian zusehen, wie er allein zurechtkam.
    War es möglich, daß Morton ihn fallengelassen hatte? Glaubte er vielleicht auch, daß Dorian mit den Dämonen unter einer Decke steckte? Das war ein erschreckender Gedanke, der aber, völlig absurd schien. Er würde sich auf Morton verlassen können, weil Morton genügend Beweise dafür hatte, daß er die Dämonen kompromißlos jagte.
    Dorian lächelte grimmig. Er war ein Jäger, der zum Gejagten geworden war. Seit er amerikanischen Boden betreten hatte, schienen ihn alle möglichen Interessengruppen als Freiwild anzusehen.
    „Mr. Hunter!“
    Dorian fuhr herum und zuckte zusammen, als er den Mann mit dem viel zu großen Kopf und dem debilen Gesichtsausdruck erblickte, der hinter Cleopatra’s Needle zum Vorschein gekommen war. Ein Krüppel, durchzuckte es ihn. Hatte Morton ihn verraten?
    „Laufen Sie nicht davon!“ sagte der Mißgestaltete. „Tim hat mich geschickt, weil er selbst verhindert war.“
    Dorian entspannte sich etwas, blieb aber auf der Hut. Er mußte damit rechnen, daß weitere Krüppel auftauchten. Er durfte kein Risiko eingehen. Das Erlebnis im Asyl hatte ihm gezeigt, daß die Krüppel nicht zu Verhandlungen bereit waren und ihn töten wollten.
    Der Debile kam langsam heran. Seine scheue Haltung und die Angst, die sich in seinen Augen widerspiegelte, ließen Dorian hoffen, daß er allein war. Fünf Schritte vor Dorian blieb er stehen.
    „Warum hat Tim ausgerechnet Sie geschickt?“ fragte Dorian mißtrauisch.
    „Sie meinen, weil ich ein Krüppel bin?“ fragte der andere und beobachtete Dorian mißtrauisch. Dorian wußte, daß er bei der geringsten verdächtigen Bewegung das Weite suchen würde.
    „Die Krüppel halten mich für einen Dämon“, sagte Dorian. „Sind Sie nicht derselben Meinung?“ Der Debile hob die Schulter und wischte sich den Speichel von den Lippen.
    „Niemand fragt mich danach, was ich denke.“ Er grinste einfältig. „Ich denke nicht viel. Die Schwarze Familie hat dafür gesorgt, daß ich in der Verbannung nicht viel denken kann. Sind Sie etwa kein Dämon?“
    „Hat Tim Ihnen das nicht gesagt?“
    „Er sagte mir, daß Sie sein Freund sind.“
    „Wie heißen Sie?“
    „Alle nennen mich York - wie die Stadt.“
    „Wir könnten auch Freunde sein, York.“
    Der Debile wich einen Schritt zurück und winkelte die Arme vor der Brust ab.
    „Ich weiß nicht. Tim hat mir nur aufgetragen, hier auf Sie zu warten.“
    „Warum kam er nicht selbst?“
    „Er muß die Verhandlungen führen.“
    Dorian deutete auf den Weg, der sich durch den Park schlängelte.
    „Begleiten Sie mich ein Stück, York!“ sagte er. „Wir können uns auch während des Gehens unterhalten. Wenn wir hier stehen, erregen wir nur unnötiges Aufsehen.“
    Dorian setzte sich in Bewegung. York folgte seinem Beispiel, hielt jedoch einen Sicherheitsabstand zu ihm. Er kam nie näher als auf fünf Meter heran.
    „Welche Verhandlungen hat Tim zu führen?“ fragte Dorian.
    „Ich glaube, er will sich mit den Dämonen besprechen“, sagte York unsicher. „Ich begreife das nicht. Die Dämonen sind doch unsere Feinde! Aber Tim sagte, daß es keinen anderen Weg mehr gäbe, als sich mit ihnen an den Verhandlungstisch zu setzen.“
    „Das wäre wahrscheinlich das beste“, meinte Dorian.
    Vielleicht würde sich dieser Krieg, der zu nichts führte und

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