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043 - Der Teufelskreis

043 - Der Teufelskreis

Titel: 043 - Der Teufelskreis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Wolf
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„Du besitzt vielleicht stärker ausgeprägte Fähigkeiten als die anderen, aber du bist ein ganz abscheulicher Dämon. Wir werden dich noch in die Knie zwingen!“ Dorian sah ein, daß es keinen Sinn hatte zu argumentieren. Sie hatten sich in die fixe Idee verrannt, daß er ein Dämon sei, und waren nicht mehr davon abzubringen. Sie würden sich erst zufriedengeben, wenn sie ihn gerichtet hatten.
    Er zerrte den brennenden Mantel von seinem Körper und schleuderte ihn den Krüppeln entgegen. Einer von ihnen konnte nicht mehr rechtzeitig ausweichen und war plötzlich in die brennenden Fetzen gehüllt. Seine Kameraden kamen ihm zu Hilfe, und mit vereinten Kräften gelang es ihnen, die Flammen zu ersticken. Dorian duckte sich unter einem langen, spitzen Holzpfahl, den ein grobschlächtiger Krüppel nach ihm warf, hindurch und schlug nach einem anderen, der versuchte, ihm eine mit magischem Kot versehene Silberschlinge um den Hals zu legen, und stürmte auf den Ausgang zu.
    Dort erwarteten ihn zwei verwachsene Zwerge. Der eine warf eine mit Blut gefüllte Hühnerblase nach ihm, während der andere hastig mit einer Kreide Striche über den Boden zog und sie mit hebräischen Buchstabenkombinationen aus der Kabbala versah.
    Dorian duckte sich und packte gleichzeitig eine der verstreut herumliegenden Matratzen. Hinter sich hörte er einen wütenden Aufschrei, als die blutgefüllte Hühnerblase einem Mißgestalteten ins Gesicht klatschte. Er schleuderte die Matratze und fegte die beiden Gnomen vom Eingang fort. Als der Weg frei war, brauchte er nur noch die Kreidestriche mit den Schuhsohlen zu verwischen. Seine Füße begannen zwar zu brennen, als hielte er sie in glühende Kohlen, aber er verbiß den Schmerz und setzte über die Kreidestriche hinweg.
    Das wütende Geheul der Krüppel verfolgte ihn, während er über die Treppe ins Erdgeschoß hetzte. Durch den offenen Ausgang sah er die Straße in strahlendem Tageslicht vor sich. Er wähnte sich bereits in Sicherheit, aber gerade als er auf die Straße treten wollte, sprang ihn ein Schatten an, der auf einem der Mauervorsprünge im Stiegenhaus auf ihn gelauert hatte.
    Obwohl der Körper, der plötzlich auf seinem Rücken landete, nicht besonders schwer war, wurde er von dem Aufprall in die Knie gezwungen. Er mußte sich mit einer Hand an der Mauer abstützen, um das Gleichgewicht nicht zu verlieren. Und während er noch um seinen Halt kämpfte, sah er, wie von hinten ein Dolch über seine Schulter geschwungen wurde und sich auf seine Brust niedersenkte. Dorian duckte sich instinktiv, und der Quälgeist auf seinem Rücken wurde nach vorn geschleudert. Trotz dieser blitzschnellen Reaktion konnte er je doch nicht mehr verhindern, daß ihn der scharfe Stahl an der Wange ritzte. Den Handrücken an die blutende Wunde gedrückt, stürzte er auf die Straße. Ein körperlich schwacher Krüppel, der sich dort postiert hatte, warf sich auf ihn und bekam ihn an einem Bein zu fassen. Dorian schleifte ihn ein paar Meter mit sich, bevor den Krüppel die Kräfte verließen und er loslassen mußte.
    Dorian rannte, bis er in eine belebtere Straße kam. Er winkte ein Taxi heran und ließ sich erschöpft in den Fond sinken.
    „Zum Central Park!“ trug er dem Fahrer auf.
    „Und wohin genau?“ wollte der Fahrer wissen.
    „Zu Cleopatra’s Needle.“ , sagte Dorian. Er warf einen Blick auf die Armbanduhr, und als er überrascht feststellte, daß es bereits Viertel vor zehn war, fügte er hinzu: „Ich habe dort um zehn eine Verabredung.“
    „Bei dem Verkehr können Sie von Glück sagen, wenn Sie morgen um diese Zeit an Ihr Ziel kommen“, meinte der Fahrer lakonisch.
    Als er im Rückspiegel Dorians blutige Wange sah, runzelte er die Stirn, und seine Stimme wurde sofort um eine Spur unhöflicher.
    „Passen Sie auf, daß Sie mir die Sitzpolster nicht besudeln, Mister! Sie sehen ja aus, als hätte Sie jemand durch den Wolf gedreht. Ich weiß nicht …“
    Dorian zerstreute die Bedenken des Taxifahrers mit einer Zwanzig-Dollar Note.
     

     
    Zwanzig nach zehn stieg Dorian aus dem Taxi; weitere zehn Minuten später erreichte er den Treffpunkt, den er Tim Morton genannt hatte.
    Dorian kannte das monumentale Denkmal, das säulenartig in den Himmel aufragte und Cleopatra’s Needle hieß, nur von einem Prospekt her. Er wußte nicht, woher der Name kam und welche Bedeutung das Denkmal hatte. Daß er sich hier mit Tim Morton treffen wollte, hatte keinen tieferen Sinn. Ihm war nur kein anderer

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