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0435 - Mörder bitten nie um Gnade

0435 - Mörder bitten nie um Gnade

Titel: 0435 - Mörder bitten nie um Gnade Kostenlos Bücher Online Lesen
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durchwühlt. Der Schrank und die Laden standen offen. Überall waren die Sachen des Mädchens verstreut. Der Geruch von Schweiß und Schmutz stieg in meine Nase. Dieser Geruch schien von der Tür herzukommen.
    Ich fand einen kugelrunden Mann dahinter. Er war so breit wie hoch. Die Hose hing unter seinem Bauch. Die Füße steckten nackt in ausgefransten Pantoffeln. Er trug ein Unterhemd, das sich prall um seinen Kugelbauch spannte. Aus seinem Mund flatterte mir eine Schnapsfahne entgegen. Er tupfte sich mit einem Sackfetzen dicke Schweißperlen von der glänzenden Stirn. Die Farbe der Augen war nicht zu erkennen.
    Er starrte ängstlich auf meine Pistole und schnaufte.
    »Was suchen Sie hier?« fragte ich scharf. Die 38er ließ ich wieder in die Schulterhalfter gleiten.
    Der Bauch des Dicken begann zu wackeln, verursacht durch das Schütteln seines Kopfes. Ich fragte mich, ob er bei seiner Fülle überhaupt fähig war, zu sprechen.
    »Haben Sie dieses Zimmer durchwühlt?«
    Er wackelte wieder.
    »Wo ist Miß Hogan?«
    Sein Bauch wackelte jetzt von oben nach unten. Das konnte soviel wie ein Schulterzucken bedeuten.
    Ich wurde ungeduldig, stellte mich vor den Dicken, stemmte die Arme in die Seiten und schimpfte. Ich war wütend, daß der Mann keine andere Auskunft gab als nur das zweifelhafte Gewackel seiner Fettmassen.
    ***
    Er wich erschrocken zurück. Sein speckiges Gesicht bekam einen Riß, und ich hörte, daß er auch sprechen konnte. Die Stimme war kläglich dünn.
    »Ich weiß nicht, wo Miß Hogan ist. Ich habe überhaupt keine Ahnung«, sagte er.
    »Was machen Sie hier in Lil Hogans Wohnung?«
    »Ich weiß nicht, wo Miß Hogan ist, ich hab’ überhaupt keine Ahnung«, sagte er wieder.
    Ich glaubte ihm, denn ich ahnte, wo Miß Hogan war. Und ich hatte plötzlich das Gefühl, daß wir zu weit gegangen waren, als wir sie baten, uns zu helfen. Mir war auch plötzlich klar, wie Dio Shefferman uns getäuscht hatte. Wir hatten ihn sicherlich nicht unterschätzt, aber wir hatten geglaubt, daß er das doppelte Spiel Miß Hogans nie durchschauen würde.
    Der Dicke bebte am ganzen Körper.
    »Wie heißen Sie?« fragte ich ihn.
    »Nathan Lambert«, quetschte er aus sich heraus. Er deutete mit seinem fleischigen Finger auf die gegenüberliegende Wohnung. »Ich habe Krach gehört im Flur. Da bin ich wachgeworden. Jemand sprang die Treppe runter. Ich bin gucken gegangen. Eine große Frau lief aus der Wohnung der Miß. Die Tür stand offen. Da bin ich ’rein. Was seh ich? Alles durcheinander. Aber die Miß ist nicht da. Meine verfluchte Neugierde. Ich hab mich umgesehen in dem Zimmer der Miß. Dafür können Sie mich nicht bestrafen. Das ist alles, glauben Sie mir.«
    Ich nickte und gab ihm zu verstehen, daß er in seine Wohnung gehen solle.
    Er rollte erleichtert aus der Tür.
    Ich blickte mich im Zimmer um. Aber ich fand nichts, was auf Shefferman hätte schließen lassen.
    Ich verließ das Zimmer, untersuchte die Korridortür, fand keinen Schlüssel und zog die Tür nur ins Schloß.
    Als ich an der Tür der Bar vorbeiging, prüfte ich nicht einmal, ob sie unverschlossen war. Es schien mir belanglos, denn für mich stand fest, daß Shefferman längst das Haus verlassen hatte. Außerdem erschien es mir wichtiger, mit Phil Verbindung aufzunehmen.
    Ich machte mir Vorwürfe, daß wir Lil Hogan eingeschaltet hatten. Wo war sie? Befand sie sich noch hier im Haus. War der dicke Lambert glaubwürdig? Hatte Shefferman wirklich das Haus verlassen, oder hielt er sich irgendwo verborgen?
    Ich ging zu Tom Basset zurück, erzählte ihm das Vorgefallene und fragte auch nach dem dicken Mr. Lambert. Tom konnte mir über den Mann nichts sagen. Der Dicke war ihm noch nie aufgefallen.
    Ich starrte schweigend vor mich hin. Shefferman war uns entwischt und hatte Lil Hogan mitgenommen.
    Tom schien meine Gedanken zu erraten. Er sagte: »Jerry, du hast dir nichts vorzuwerfen. Mit dieser Reaktion Sheffermans brauchte niemand zu rechnen. Wir haben uns alle nichts vorzuwerfen. Irgend jemand muß unseren Plan verraten haben.«
    Ich sah ihn mit leerem Blick an. Er hatte recht, aber es war nur ein schwacher Trost. Dadurch wurde Lil nicht aus den Händen dieses gefährlichen Gangsters gerissen.
    Wir saßen schweigend da und rauchten. Jeder hing den gleichen Gedanken nach. Minuten vergingen. Es war still um uns herum. Der Dunst unserer Zigaretten hing unter der niedrigen Decke.
    Ich war der Meinung, daß Tom seinen Posten hier aufgeben konnte.
    Er atmete

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