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0435 - Mörder bitten nie um Gnade

0435 - Mörder bitten nie um Gnade

Titel: 0435 - Mörder bitten nie um Gnade Kostenlos Bücher Online Lesen
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aufgerissen.
    Ein großer Mann mit einem schwarzen Cut und einer Melone auf dem Kopf stieß einen kleineren Mann heraus. Er hakte ihn unter und stützte ihn zusätzlich mit der anderen Hand. Der Mann im schwarzen Cut sah sich um. Dann verschwanden die beiden in Richtung Conover Street.
    »Das ist Shefferman«, sagte ich.
    »Wen hat er bei sich?« fragte Phil.
    »Einen Betrunkenen«, sagte Tom.
    »Seit wann bringt der Gangsterboß Betrunkene nach Haus«, zweifelte ich.
    »Okay!« sagte Phil, »hängen wir uns dahinter, wie es ausgemacht war.«
    Ich hatte plötzlich ein ungutes Gefühl. Deshalb bat ich Phil, sich vom nächsten Revier einen Wagen geben zu lassen, damit er den beiden Gestalten folgen konnte. Ich glaubte, daß mein Erscheinen in dem Haus drüben nötig sein würde. Phil war einverstanden.
    Tom stellte die Verbindung her. Unsere Kollegen von der City Police waren sofort bereit, uns einen Wagen zu schicken.
    Der Mann mit der Melone und der Betrunkene torkelten unter unseren Blicken die Straße entlang.
    »Die Sache gefällt mir nicht,« sagte ich.
    »Mir schon lange nicht«, sagte Tom. »Es ist wie an jedem Abend. Es hangt einem zum Halse ’raus. Ich wünschte, es käme bald zum Ende.« Tom schwieg plötzlich. Er sah mich mit großen Augen an. Dann sagte er: »Zum Teufel! Lil hat sich noch nicht gemeldet. Sie tat es jeden Abend und zur gleichen Zeit. Du konntest darauf warten.«
    »Sie könnte es vergessen haben«, sagte Phil. »Sie hat uns angerufen. Vielleicht schien ihr der Fall damit erledigt.«
    Ich zog Zigaretten heraus und reichte sie herum. Phil gab uns Feuer. Wir rauchten schweigend und warteten auf den Wagen. Als wir ihn um die Ecke biegen sahen, kniff Phil uns ein Auge zu und zog los. Wir sahen ihn einsteigen und in Richtung Conover Street davonrollen. Er folgte Shefferman und dessen Begleiter.
    Aus dem Eingang von gegenüber löste sich eine Frau. Es war eine große Frau mit kurzem Rock und ungewöhnlichem Gang. Sie trug eine dreiviertellange Jacke und ein Kopftuch. Sie ging hastig davon. Ich riß das Fenster auf. Tom und ich lehnten uns gleichzeitig hinaus.
    Die Frau rannte wie verrückt und kämpfte gegen den Sturm an. Dann verschwand sie hinter einer Biegung.
    Der Wind saugte den Gardinenfetzen aus der Öffnung und warf den schiefen Fensterflügel hin und her.
    »Wer war das?« fragte ich Tom.
    »Nie gesehen«, brummte er.
    Ich hatte plötzlich eine Ahnung, die mich nach draußen über die Straße trieb.
    ***
    Als ich das Haus betrat, erlosch gerade das Licht. Ich suchte den Schalter. Irgendwo schlug eine Tür. Es roch nach Staub. Sand knirschte unter meinen Tritten. Ich fand den Schalter. Das Licht flammte wieder auf. Ich stieg in den Lift. Er setzte sich brummend in Bewegung.
    Ich hatte Mühe, in dem trüben Licht die schmierigen Namensschilder der Bewohner dieses armseligen Hauses zu lesen. Es waren winzige Pappschildchen, durch matte Messingrahmen an dem morschen Holz der Türen festgehalten.
    Ich fand Lils Wohnung und klingelte, wartete und betrachtete die zerrissenen farblosen Tapeten an den beuligen Wänden.
    Sie wird schlafen, dachte ich und drückte den schiefen Klingelknopf. Aber es rührte sich nichts. Ich tastete nach dem Türknopf und drückte leicht gegen die Tür.
    Sie gab sofort nach und schwang knarrend auf.
    Das spärliche Licht des Treppenhauses warf einen spitzen Keil in den kurzen Flur, der vor mir lag. Ich zählte drei Türen, die alle geschlossen waren. Wo war Lil Hogan?
    Die Dielen knarrten unter meinen Tritten. Ich wischte an der Wand entlang, um den Schalter zu finden. Dann flammte eine matte Birne auf. Sie hing nackt in einer Fassung, die an einem verstaubten Draht baumelte. Ich schob die Korridortür zu.
    »Miß Hogan!« rief ich leise.
    Es kam keine Antwort. Aber ich hörte Schritte.
    »Miß Hogan!« rief ich nochmal.
    In dem Zimmer vor mir stieß etwas gegen einen Schrank. Mit zwei Schritten war ich an der Tür. Ich wollte sie aufreißen. Aber etwas Schweres warf sich dagegen. Ich klopfte energisch. Aber es blieb alles still. Ich hörte schweres Atmen.
    »Miß Hogan«, sagte ich, »Cotton ist hier. Machen Sie bitte auf!«
    Ich drückte die Türklinke hinunter.
    Plötzlich ließ der Gegendruck nach. Ich stolperte ins Zimmer, wirbelte herum und zog im gleichen Augenblick meine Smith & Wesson aus der Schulterhalfter.
    Mein unbekannter Gegner hatte sich hinter der Tür versteckt.
    Ich knipste das Licht an und überflog mit einem Blick das Zimmer. Lil Hogans Bett war

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