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0435 - Mörder bitten nie um Gnade

0435 - Mörder bitten nie um Gnade

Titel: 0435 - Mörder bitten nie um Gnade Kostenlos Bücher Online Lesen
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nahm.
    Shefferman fluchte.
    Es war stockdunkel in dem alten Treppenhaus. Dio tastete die Wände nach dem Schalter ab. Endlich leuchteten die staubigen Birnen auf. Sie erhellten das Treppenhaus ebensowenig wie Glühwürmchen die Nacht- Aber es reichte, um die Stufen nicht zu verfehlen.
    Shefferman raste die Treppen hinunter.
    Der Lift fiel gleichmäßig brummend in die Tiefe. Lil zitterte der untersten Etage entgegen. Ihre Hand lag feucht auf dem Glas der Tür, bereit, sie aufzustoßen und in die Freiheit zu laufen. Sie hörte nicht die polternden Schritte Dio Sheffermans. Sie preßte ihre heiße Stirn gegen die kalte Scheibe und atmete schwer. Die Enttäuschung zermürbte sie.
    Lil war vom Pech verfolgt. Sie lief Shefferman genau in die Arme. Er faßte sie brutal an der großen Jacke und schüttelte sie. Lil flog hin und her.
    »Das hast du dir so gedacht!« fauchte Shefferman, »mich ’reinlegen und dann verschwinden. Du steckst dir deinen Teil ein, ob du willst oder nicht.«
    »Dio«, sagte Lil gefaßt, »mit deinen Drohungen kommst du nicht weit. Selbst wenn du mich töten läßt, diesmal kriegen sie dich- Du hast nicht die geringste Chance. Das Haus wird Tag und Nacht bewacht.«
    »Na und?« fragte Shefferman. »Ich werde die Bullen an der Nase herumführen, daß ich meinen Spaß daran habe. Ihr sollt mich noch kennenlernen.« Er sah Lil lange an, atmete schwer und sagte dann: »Ich hätte es wissen müssen, daß du gegen mich spielst. Ich hätte es wissen müssen, verdammt!« Der Griff seiner Hand schmerzte sie. Dann fügte er hinzu: »Und dafür mußt du sterben.«
    »Du bist ein Teufel!« sagte Lil bitter. Sie wußte jetzt, daß sie keine Chance mehr hatte. Und ihr kam es zum Bewußtsein, daß sie von vornherein damit gerechnet hatte, seit der Stunde, als der FBI sie gebeten hatte, Shefferman überführen zu helfen.
    Aber sie bereute es nicht. Sie betrachtete es als ihr Schicksal, daß sie unbedingt durchstehen mußte.
    »Du kommst nicht ungesehen aus diesem Haus, Dio«, sagte Lil leise. »Die Polizei wird dir endlich das Handwerk legen.«
    Shefferman drehte sich um und wischte sich übers Gesicht- »Du hast recht«, sagte er. Seine Stimme klang spröde. »Aber du könntest mir helfen. Das wäre auch eine Chance für dich. Ich kann mich in den Staaten nicht mehr halten. Ich muß ins Ausland. Dafür brauche ich einen Paß, und zwar einen gefälschten. Dich kennt niemand. Wir könnten irgendwo ein neues Leben anfangen, wenn du willst. Ich kann dir alles bieten. Ich habe Geld. — Hörst du mir überhaupt zu?«
    Shefferman faßte das Mädchen grob am Arm. Schweiß lief ihm über die Stirn. Er schüttelte das Mädchen. Hinter ihm polterte Charles die Treppe herunter.
    »Sag doch etwas! Verdammt, versteh doch! Du kannst alles haben«, drängte Shefferman.
    Aber Lil schüttelte entschieden den Kopf.
    »Du willst nicht!« fauchte Shefferman. »Okay!« Er drehte sich zu Charles hin: »Du weißt, was du zu tun hast.«
    Charles nickte, drückte sich die Melone in die Stirn und stieß Lil in Richtung Haustür.
    ***
    Die Nacht war kalt. Phil und ich kletterten endlich aus dem Jaguar, den wir in einiger Entfernung von der Geisha-Bar stehen ließen. Der Wind fegte um die Ecken und trieb uns den Staub in die Augen. Er pfiff und rüttelte an den brüchigen Fensterläden der alten Häuser. Wir drückten uns im Schatten entlang und schoben uns in den Eingang eines abbruchreifen Hauses gegenüber der Bar.
    Die Treppe knarrte unter unseren Tritten. Es roch nach fauligem, feuchtem Holz und nach Tabak. Das Geländer ächzte und war schmierig von den tausend Händen, die es im Laufe der Jahre gebraucht hatten.
    Tom Basset, unser Kollege, hockte auf einer wackligen Truhe in der Nähe des blinden Fensters. Er hatte die Gardine einen Finger breit zur Seite gezogen.
    Er war froh, uns zu sehen. Ich konnte es ihm nachfühlen, denn er mußte seit drei Tagen in diesem stickigen Zimmer des verlassenen Hauses wachen. Wir konnten es nicht wagen, ständig neue Leute in dem Haus ein und aus gehen zu lassen- »Hallo!« sagte Tom. »Was Bestimmtes?«
    »Ja«, sagte ich, »Lil Hogan hat angerufen.«
    »Ist er bei ihr gewesen?«
    »Er ist noch da, wenn wir Glück haben.«
    Tom stöhnte: »Sind eine Menge Gäste in das Lokal gegangen, muß wohl Lohntag gewesen sein.«
    Wir beobachteten das gegenüberliegende Haus. Ein Fenster war schwach erleuchtet. Die restlichen Fensteröffnungen starrten uns tot entgegen.
    Plötzlich wurde die Haustür

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