0436 - Testflug nach Atlantis
alles wie gehabt, Bully. Plan IKARUS ist vorbereitet und steht. Sollte die Sonne erneut zu flammen beginnen, kann die Evakuierung sofort beginnen. Ich schätze, daß wir einen Monat brauchen, um alle Planeten zu räumen."
„Das ist verdammt lange", hielt Bully ihm entgegen. „Viel zu lange. Die Katastrophe kann in wenigen Tagen oder nur Stunden eintreten, wenn sie einmal ernsthaft beginnt. Ich weiß nicht, ob Rhodan sich die Frist nicht kürzer vorgestellt hat."
„Dann müßten wir gleich mit dem Abtransport der Einrichtungen beginnen." Tifflor machte eine abwehrende Handbewegung.
„Sagen wir es ihm, und dann denken wir weiter." Er deutete in Richtung des abgesperrten Geländes. „Hoffentlich ist alles gut verlaufen."
„Die Welt hat sich nicht verändert, also ist es gutgegangen."
„Sie werden Erkenntnisse mitbringen, die in erster Linie die Forscher interessieren. Uns interessiert vor allen Dingen, ob dieser Dakkar-Tastresonator funktioniert hat. Und wenn die Zeitmaschine dort auf dem Platz erscheint, ohne Energieglocken und Erdbeben, dann wissen wir, daß alles so verlaufen ist, wie wir es uns gewünscht haben Das letzte Mal auf Viti Levu ging ja auch alles glatt, aber immerhin mußten wir vorher das Gelände präparieren.
Hier ist das unnötig. Ich wette, wir brauchen uns keine Sorgen zu machen."
„Mache ich mir auch nicht, Julian Sie sind doch derjenige, der soviel redet, nur um sich selbst zu beruhigen."
Sie standen da und sahen hinauf zum Gipfel des 'Götterberges', wie sie den schneebedeckten Gipfel getauft hatten. Auf den Karten war er als Salsantay verzeichnet, mehr als sechstausend Meter hoch.
Sie sahen auf die Uhr. Julian Tifflor sagte, ohne sich umzudrehen: „Wenn wirklich alles gut verlaufen ist, müßte die Zeitmaschine jetzt in diesem Augenblick materialisieren. Natürlich dürfen wir einige Minuten Differenz einkalkulieren, denn so genau läßt sich die Reise nicht berechnen - ich meine die relative Reisedauer."
„Eine halbe Stunde etwa", sagte Waringer.
„Der entwickelt sich allmählich zu einem richtigen Zeitspezialisten. Sollte mich nicht wundern, wenn er eines Tages in der Zukunft verschwindet und im fünften Jahrtausend auf Rhodan wartet."
Julian Tifflor lächelte etwas ungläubig und drehte sich langsam um. Dann sagte er ruhig: „Sie sind da, Bully. Sie sind zurückgekehrt. Gehen wir."
Bully drehte sich ebenfalls um und sah, wie sich der Ausgang der Kuppel öffnete. Er erkannte zwei ungleiche Gestalten, die hinaus ins Freie traten.
„Natürlich!" knurrte er nicht ganz ohne Neid. „Gucky muß mal wieder der erste sein! Bin gespannt, was er uns wieder für Märchen erzählen wird."
Sie setzten sich in Bewegung. Rhodan winkte ihnen bereits von weitem zu. Er hatte sie erkannt.
„Märchen?" wiederholte Julian Tifflor. „Wahrscheinlich wird er damit prahlen, daß er mal wieder der einzige war, der Rhodans Anweisungen bis aufs I-Tüpfelchen befolgte."
„Wahrscheinlich", meinte Bully.
Sie schritten schneller aus, und beide ahnten sie nicht, welche Überraschung ihnen hinsichtlich Guckys Märchen noch bevorstand. Genau das Gegenteil würde er ihnen erzählen, und niemand würde ihm Glauben schenken. Wortlos reichten die beiden Männer Rhodan die Hand.
Gucky stand bescheiden dabei und wartete darauf, endlich nach seinen Erlebnissen gefragt zu werden.
Als auch die anderen kamen, fragte Bully ihn nur: „Na, bist du auch schön brav gewesen?"
Das hätte er lieber nicht tun sollen. Eine halbe Stunde später sah die Welt für ihn wesentlich komplizierter und unverständlicher aus, als sie es jemals in seinem Leben gewesen war. Rhodan beobachtete die beiden und lachte. Dann sah er hinauf in den Himmel. Die Sonne hatte sich noch nicht verändert. Der Menschheit blieb eine neue Galgenfrist.
ENDE
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