0438 - Im Jahr der Cappins
Geheimtür begab er sich in den Keller, wo die Funkanlage stand. Wie immer überzeugte er sich, dass sich hier nichts verändert hatte. Der Raum war bis auf die Funkanlage leer.
Ovaron fühlte sich hier unten nicht wohl. Er hatte jedes Mal das Gefühl, ein Gefangener zu sein.
Er schaltete das Funkgerät ein. Es arbeitete auf überdimensionaler Basis und konnte von niemand auf Lotron abgehört werden. Auch über die Herkunft dieser Anlage wusste Ovaron nichts. Sie war ihm von derselben Machtgruppe zur Verfügung gestellt worden, die ihn auch mit der Beaufsichtigung der Schaltstation OVARON und der Goldenen Spindel beauftragt hatte. Ovaron griff sich an die Stirn. Immer, wenn er hierher kam, legte sich ein dumpfer Druck auf seinen Kopf. Es konnte sein, dass er einige Stunden hier sitzen musste, denn Takvorlan konnte sich nicht ununterbrochen am Gegengerät aufhalten. Ovaron wusste jedoch, dass sein Vertrauter das Funkgerät in der Schaltstation in regelmäßigen Abständen kontrollierte. Diesmal dauerte es sogar nur ein paar Minuten, bis Takvorlan sich meldete.
Der Zentaur hatte offenbar neben dem Funkgerät auf Nachrichten Ovarons gewartet.
„Vorsicht!" rief Ovaron. „Es droht größte Gefahr. Ich habe einen Fehler begangen. Die gefangenen Fremden sind ab sofort als Gäste zu behandeln."
„Verstanden", antwortete Takvorlan. „Haben Sie weitere Anweisungen?" Ovaron zögerte.
„Später", sagte er. „Ich werde mich morgen wieder melden.
Vielleicht komme ich auch in die Station, um mit den Fremden zu sprechen. Das erscheint mir sehr wichtig. Ich muss jedoch aufpassen, denn ich werde mit Sicherheit überwacht."
Damit brach er das Gespräch ab. Er versiegelte die Funkanlage und verließ den Keller. Ein paar Minuten später stand er auf dem Dach des Gebäudes und atmete in tiefen Zügen die kühle Nachtluft. Hier oben war sein Lieblingsplatz.
Er warf einen Blick zum sternenklaren Himmel hinauf.
Einer dieser Sterne war vielleicht seine Heimatwelt. Ovaron glaubte nicht daran, dass er von jenem Planeten kam, den die anderen Cappins als Heimat ansahen. Er war ein Einzelgänger, ein Außenseiter.
Ein beleuchteter Gleiter flog über das Dach hinweg. Vielleicht ein Agent Tarakans, überlegte Ovaron. Er lehnte sich an die Brüstung und blickte auf die Gleiterstraße hinab, auf der sich zu dieser späten Stunde kaum jemand aufhielt.
Wer bin ich? fragte er sich zum wiederholten Mal an diesem Tag.
Er würde es herausfinden. Vielleicht konnten ihm die Fremden dabei helfen. Er wunderte sich, dass er anfing, sie als Verbündete anzusehen. Hatte das eine tiefere Bedeutung?
Als Ovaron das Dach verließ, ging bereits wieder die Sonne auf.
Trotzdem war der Cappin nicht müde. Er fühlte sich zuversichtlich und voller Tatendrang. Der neue Tag, so ahnte er, würde ihn weiter voranbringen.
ENDE
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