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0438 - Schlangenhand

0438 - Schlangenhand

Titel: 0438 - Schlangenhand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Seite gedreht wurde. Aber er hielt seine Augen auch weiterhin offen und entdeckte innerhalb des gläsernen Wassers eine Gestalt.
    Sie besaß diese Hand!
    Sie stand auf dem Meeresgrund, trug eine lange wehende Kutte, die fast so aussah wie die langen Wasserschleier, die in dieser Tiefe trieben.
    Und die Gestalt hatte ein Gesicht.
    Nur verschwommen zu erkennen, aber als Gesicht identifizierbar. Eine leicht wogende Masse, die die Farbe des Wassers angenommen hatte.
    Auch die Haare wurden von den Wogen erfaßt und trieben schleierartig in die Höhe.
    Jorge sah zwei Augen, eine klumpige Nase, sogar einen Mund mit den dicken Lippen, und er konnte auch auf den linken Arm schauen, dessen Hand in einem weißen Handschuh steckte. Mit der anderen hielt er sein Opfer noch immer fest.
    Jorge war nicht bekannt, wieviel Zeit seit seinem Untertauchen vergangen war, er wußte auch nicht, wie lange ein Mensch ohne Sauerstoff existieren konnte, ihm war nur klar, daß sein Tod dicht bevorstand.
    Plötzlich drehte sich die Gestalt. Sie wirkte so, als wollte sie mit den Wasserströmungen zusammen eine Pirouette schlagen. Ein gewaltiger Wirbel erfaßte den Jungen. Die Welt zerplatzte vor seinen Augen, als hätte man die gründunkle Wasserwand in zahlreiche Teile gesprengt, die nach allen Seiten hin verschwanden.
    War das der Tod?
    Sein Denken, Fühlen und Handeln waren ausgeschaltet. Er sah nur Wasser, Wasser - und…
    Etwas stieß gegen sein Kinn, schabte über die Lippen, berührte auch seine Wangen, und es war nicht naß.
    In einer unendlich mühsam wirkenden Bewegung hob der Junge den Kopf. Er öffnete automatisch den Mund und saugte die frische Luft ein.
    Luft?
    Wo kam sie her?
    Jorge hustete und spie Wasser aus, das als Rinnsal im Sand dicht vor seinem Gesicht versickerte.
    Du bist nicht tot!
    Diese vier Worte setzten sich in seinem Gehirn fest, und er konnte es kaum glauben. Beide Hände bewegte er und schleifte sie dabei durch den Sand.
    Sand?
    Den gab es doch am Strand! Jorge überlegte, er stemmte sich hoch, fiel aber wieder hin, weil er nicht die Kraft hatte, sich auf beide Hände zu stützen.
    So brauchte er seine Zeit, um den Schrecken zu überwinden, der ihn gepackt gehalten hatte. Nach etwa zehn Minuten hatte er sich so weit erholt, daß er sich auf einen Felsen setzen konnte. Es war der gleiche Stein, auf dem er vorher gesessen und das Meer beobachtet hatte.
    Der Unheimliche in der Tiefe und dessen Schlangenhand waren plötzlich so weit entfernt, als hätte er diesen Schrecken nur geträumt. Das aber war ein Irrtum, denn als er sich seine Kleidung anschaute, spürte er die Feuchtigkeit.
    Sie klebte an der Hose, hatte den Pullover durchdrungen, und auch seine Haare lagen klatschig auf dem Kopf. Mit fünf Fingern fuhr er hindurch und strich sie nach hinten.
    Was war geschehen?
    Wieder glitt sein Blick über das Wasser, und abermals konnte er sich keinen Reim auf die Geschichte machen. Er hatte einen Menschen gesehen, der in der Tiefe des Wassers lebte und dessen Finger der rechten Hand aus Schlangen bestand.
    Würde man ihm das glauben?
    Auf keinen Fall. Deshalb beschloß er, die Geschichte für sich zu behalten. Niemand sollte davon erfahren. Er wollte nicht zum Gespött seiner Freunde werden.
    Zunächst einmal blieb er sitzen und ruhte sich aus. Über sein Gesicht rannen die salzigen Wassertropfen. Mit dem ebenfalls feuchten Taschentuch wischte er sie weg und schaute wieder auf das Meer, dessen Wellen so harmlos und ruhig dem Strand entgegenliefen.
    Aber Jorge wußte jetzt mehr. So harmlos, wie das Wasser aussah, war es nicht. Dahinter steckte mehr. Es barg ein unheimliches Grauen, ein Monster, das ihn gefangen, aber auch wieder freigegeben hatte. Und darüber dachte Jorge nach.
    Er hatte mit seinen fünfzehn Jahren bereits mehr erlebt als die meisten Jugendlichen in seinem Alter. Deshalb reagierte er oft auch nicht so ungestüm, sondern mit mehr Überlegung. Er fragte immer nach. Auch hier mußte dieses Monster einen Grund gehabt haben, ihn wieder laufenzulassen. Aber welchen?
    Jorge starrte auf das Wasser, als könnten ihm die dort anrollenden Wellen eine Antwort auf seine Frage geben. Auch sie sagten nichts. Sie rauschten ihr ewiges Lied, denn Wasser kann nicht sprechen.
    Doch er entdeckte etwas.
    Es lag nicht weit entfernt. Etwa eine Körperlänge von den ausrollenden Wellen entfernt. Der Gegenstand mußte angeschwemmt worden sein, denn er lag im Sand, war aber nicht völlig von den feinen Körnern verdeckt worden. Ob

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