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0440 - Mein Boß saß in der Todeszelle

0440 - Mein Boß saß in der Todeszelle

Titel: 0440 - Mein Boß saß in der Todeszelle Kostenlos Bücher Online Lesen
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hatte die größere Standfestigkeit. Er konnte uns aushungern hier, wir kannten weder seine Stärke noch seine Waffen, und wir durften ihm gar nicht erst die Chance geben, alle Register zu ziehen.
    Ich gab Phil einen Wink, dann schlich ich zwischen den beiden Tischbeinen auf meiner Seite an die Wand, an der sich auch die Tür befand. Ich war jetzt für die Schützen im toten Winkel. Nur Querschläger konnten mich erwischen. Jedenfalls dachte ich das, bis eine Kugel so nahe an mir vorbeistrich, daß sich meine Haare sträubten. Geräuschlos ließ ich mich auf den Boden fallen. Die nächste Kugel aus der neuen Richtung schlug einen Yard über mir ein.
    Ich robbte bis zur Türecke und peilte vorsichtig in den Gang. Meine beiden Bekannten von der St.-Louis-Fahrt hockten dort, mir schräg gegenüber, und ich sah gerade noch das Aufzucken der Mündungsblitze, dann war ich wieder hinter der schützenden Mauerecke. Die beiden Kugeln rissen häßliche Kratzer in die Wand. Schnell stellte ich mich wieder auf die Beine, dann schoß ich zweimal in die Ecke, in der ich meine beiden Freunde gesehen hatte.
    Jemand heulte auf. Es klang so echt, daß ich nicht an eine Hinterlist glaubte.
    Jetzt erst hörte ich mir gegenüber ein paar Schüsse, es mußten Kugeln aus Phils Smith and Wesson sein, denn der Klang seiner Waffe war mir vertraut.
    »Schaffst du es?« schrie Phil.
    »Alles okay«, gab ich zurück. »Wo bist du?«
    »Ich will dem Boß nach.«
    In unsere Unterhaltung platzten zwei weitere Kugeln. Aber sie galten nicht mir, sondern.Phil. Mein Freund fluchte laut. »Ist etwas passiert?« rief ich, aber er sagte nur: »Die Kerle sollen mich in Frieden lassen.«
    Sie taten es wirklich. Dafür wandten sie sich mir wieder zu. Oder war es nur noch einer? Ich peilte wieder um die Ecke. Tatsächlich sah ich einen Gangster ausgestreckt auf dem Boden liegen.
    Ein Schuß peitschte auf, und dann verlöschte das Licht in dem langen Gang. Das war meine Chance. Ich legte mich auf den Boden und verließ die Deckung. Schließlich konnte ich nicht stundenlang in dem Zimmer hocken. Lautlos wie ein Indianer auf dem Schleichpfad bewegte ich mich vorwärts, die Pistole in der rechten Hand immer ein Stück voraus, den Finger am Abzug.
    Ich hörte, wie eine Pistole nachgeladen wurde. Das würde mir auch nicht erspart bleiben, wenn ich richtig gezählt hatte, besaß ich noch zwei Kugeln, und Ersatzmunition hatte ich nicht. Kurz entschlossen raffte ich mich auf und lief, diesmal ohne Rücksicht auf verräterische Geräusche, den Gang entlang.
    Am Ende des Ganges stieß ich gegen eine Tür, ich riß sie auf und stürmte die Treppe hoch. Dort stieß ich mit Phil zusammen. Er war außer Atem und mußte einen Augenblick verschnaufen, bevor er stottern konnte:
    »Er… ist… verschwunden.«
    »Hast du noch Munition?«
    »Nein.«
    »Dann lauf schnell zum nächsten Telefon und rufe das Revier an. Sie sollen einen Arzt mitbringen. Im Flur liegt einer der Gangster. Ich warte hier, bis Verstärkung kommt. Hast du eine Ahnung, wieviel Mann noch in dem Gebäude stecken?«
    Er zuckte die Schultern. »Es gibt einen zweiten Ausgang. Aber ich glaube nicht, daß alle abgehauen sind, nur weil zwei G-men zu schießen begannen.«
    »Vielleicht waren sie auch nur zu dritt.« Aber das hörte er schon nicht mehr. Phil stürmte die Treppen hinauf.
    Ich suchte den Lichtschalter und drückte auf alle möglichen Knöpfe, die ich erreichen konnte. Endlich hatte ich den richtigen erwischt. Ich lief zurück und bückte mich zu dem Mann hinunter, der ausgestreckt auf dem Boden lag.
    Er atmete schwach. Kein Doc der Welt würde ihn noch retten können.
    »Wer ist euer Boß?« sagte ich langsam und deutlich. Der Mann reagierte nicht. Ich wiederholte meine Frage, aber offensichtlich nahm der Gangster mich nicht mehr wahr.
    Ich gab es auf. Leises, anhaltendes Stöhnen durchdrang die Stille, die nach der turbulenten Viertelstunde tausendfach eindringlicher wirkte.
    Zehn Minuten später waren Phil und sechs Cops sowie ein Arzt zur Stelle. Phil hatte sie auf dem Wege hierher schon instruiert. Wir ließen uns nicht in lange Diskussionen ein und durchkämmten zunächst einmal das Gebäude, nachdem der Doc angeordnet hatte, den Gangster ins Krankenhaus zu bringen.
    Es handelte sich um ein sechsstöckiges Gebäudes in der Gegend südlich des Broadway. Vom Erdgeschoß bis zur sechsten Etage waren Büros untergebracht. Der Keller war auch für Büroräume gedacht, aber nicht das geringste Mobiliar

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