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0440 - Mein Boß saß in der Todeszelle

0440 - Mein Boß saß in der Todeszelle

Titel: 0440 - Mein Boß saß in der Todeszelle Kostenlos Bücher Online Lesen
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überhaupt in diesen Wagen? Langsam dämmerte es mir. Die beiden hatten sich wahrscheinlich die Arbeit geteilt. Während der Fahrer Phil erledigte, wartete die Type mit dem Stetson auf mich. Und damit ich keinen Verdacht schöpfen sollte, war der eine mit Phil weggefahren. Unterwegs hatten sie meinen Bezwinger und mich dann aufgeladen.
    Aber wo befand sich Phil? Daß sie sich mit mir die Transport-Mühen machten, war noch zu verstehen, schließlich hatte ich ihnen das Geld gebracht, und vielleicht erwarteten sie noch mehr Bucks. Es konnte auch sein, daß Phil im Kofferraum schlummerte. Diese Möglichkeit ließ mich wieder hoffen. Bis heute hatte es noch niemand fertiggebracht, Phil und mich gemeinsam in Situationen hineinzubringen, die völlig aussichtslos waren.
    »Er is’ wach, Babe«, knurrte der mit dem Stetson neben mir. Er sprach den typischen Boston-Dialekt, der dem Englischen mehr ähnelt als dem Amerikanischen, aber er sprach ihn nicht sauber, sondern verschluckte viele Buchstaben. Das war mir auch schon bei unserer kleinen Unterhaltung am See aufgefallen.
    »Dann paß gut auf ihn auf«, antwortete Babe, ohne einen Blick auf mich zu werfen.
    »Wo habt ihr meinen Freund gelassen?« fragte ich. Meine Stimme klang wie das Quietschen eines lange nicht geölten Tür-Scharniers. Und das Sprechen machte mir Kopfschmerzen, wahrscheinlich war bei den Schlägen auf den Hinterkopf irgendein sensibler Nerv angezapft worden.
    »Der schwimmt im See«, antwortete Babe am Steuer, und wieder bewegte er seinen Kopf nicht um einen halben Inch. Stur starrte er geradeaus.
    Ehe ich auffahren konnte, hörte ich ein Geräusch. Hinter mir hatte es geklopft. Dreimal, in ganz bestimmten Abständen. Erleichtert atmete ich auf. Das mußte Phil sein, der sich im Kofferraum bemerkbar machte. Mir war, als wären die Kopfschmerzen wie weggeblasen, als hätte ich nie einen Schlag auf den Kopf bekommen. Und ich konnte mich plötzlich sogar aufrecht setzen, ohne daß sämtliche Gelenke in einen Proteststurm ausbrachen und mich vor Schmerz fast aufschreien ließen.
    Phil war da! Ich war voller Zuversicht. Mit ihm mußte es mir ganz einfach gelingen, aus dieser Misere wieder herauszukommen. Diese Scharte mußte ausgewetzt werden.
    Der Bentley machte mit Leichtigkeit seine 130 Meilen, und Babe war kein schlechter Fahrer. Trotzdem kam es mir verrückt vor, mit dem Wagen von St. Louis nach New York zu fahren. Es war eine gute Tagesreise, und sie würde selbst wenn wir mit einem Schnitt von 100 Meilen fahren konnten, immerhin 10 Stunden dauern. Warum hatten die beiden Gangster nicht gewartet, bis wir in New York ankamen? Wenn sie so gut unterrichtet waren — der Himmel mochte wissen, woher und von wem — dann hätten sie doch auch wissen müssen, daß wir das Geld nach New York brachten.
    Es hatte keinen Zweck, sich den Kopf über diese Fragen zu zerbrechen. Ich würde dann eine Antwort finden, wenn ich die Zusammenhänge genau geklärt hatte. Der Rechtsanwalt Andersen, der mir schon die schöne Catrin auf den Leib geschickt hatte, schien seine Finger ganz tief im Spiel zu haben. Ich würde ihn mir zuerst vorknöpfen, wenn ich wieder in New York war.
    Aber zuerst mußten wir diesen beiden Typen entwischen. Mein flacher Tank, dessen Inhalt uns in diese Situation gebracht hatte, lag neben dem Fahrer auf dem Boden. Wenn wir in eine scharfe Kurve fuhren, rutschte der Behälter zur Seite. Argwöhnisch schaute Babe ihm dann nach, und der Bursche neben mir lehnte sich vor, wie um sich Zu vergewissern, daß kein Schein herausgefallen war.
    Es war wohl die langweiligste Fahrt, die ich je mitgemacht habe. Aufrichtigen Herzens bedauerte ich Phil, der es ja im Kofferraum noch unbequemer hatte als ich. Ab und zu klopfte er in dem rhythmischen Abstand, um mir zu zeigen, daß er noch da war. Die beiden Gangster nahmen keine Notiz davon, sie verzogen keine Miene. Auf der Fahrt — Babe schaffte es bis Trenton, einer mittleren Großstadt vor New York, in neun Stunden — sprachen die beiden vielleicht ganze sieben Sätze.
    Ich hatte gehofft, daß Babe sich ablösen ließ und daß ich dann vielleicht Gelegenheit hatte, mich aus meiner Situation zu befreien, aber er tat mir den Gefallen nicht. Er legte die Strecke allein, ohne Pause zurück. Zwischen durch trank er aus einer Thermosflasche, stopfte Kekse und Sandwiches in sich hinein und reichte sie dann an den Burschen neben mir weiter.
    Mein Magen knurrte. Ich hatte zuletzt gefrühstückt, und meine letzte

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