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0445 - Die Macht des Träumers

0445 - Die Macht des Träumers

Titel: 0445 - Die Macht des Träumers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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die Waffe in der Hand, aus seiner Sichtdeckung ins Freie und richtete das Rohr auf den Peitschenmann.
    Der zuckte zusammen, als er den bewaffneten Cascal sah.
    »Ombre!« stieß Shirona hervor. »Du hast lange gebraucht, nachdem ich dir die Tür öffnen half.«
    Silberne Augen…
    Warum mußte er gerade jetzt wieder daran denken? Fast hätte ihn der Moment der Ablenkung das Leben gekostet. Die Peitsche zischte auf ihn zu. Er riß das Rohr hoch, fing damit die Peitschenschnur auf. Sie wickelte sich um die Waffe und riß sie ihm aus der Hand. Er setzte sofort hinterher. Wie eine Raubkatze sprang er den Peitschenmann an, der seine gefährliche Waffe im Nahkampf nicht mehr einsetzen konnte. Er wehrte sich mit seinen Fäusten gegen Cascal und versuchte, den Morgenstern von seinem Gürtel zu lösen. Aber Cascal war schneller. Er kannte ein paar Tricks, denen der Schwarze nichts entgegenzusetzen hatte. Der Pseudo-Ninja wirbelte durch die Luft, versuchte sich abzufangen, verhedderte sich in seinem Umhang und stürzte. Im nächsten Moment war Cascal über ihm. Seine Hand zuckte vor, fand die empfindliche Stelle, die er suchte, und leicht drückte er mit den Fingern zu. Der Schwarze verlor fast augenblicklich die Besinnung.
    Shirona schritt heran.
    »Du bist ein Verrückter, Ombre«, sagte sie. »Warum hast du ihn nicht erschossen? Oder ihn durch die Kraft deiner Gedanken gezwungen, ins Vergessen zu entschwinden?«
    Cascal sah auf. Er sah in ihre Augen, die wieder silbern schimmerten, und er erkannte den gleichen silbernen Farbton wie bei seinem Amulett, aber als er diesen Vergleich zog, wurde Shironas Augenfarbe wieder normal.
    »Wer bist du?« flüsterte er heiser. »Oder - was bist du?«
    Sie antwortete nicht.
    »Ich bin kein Killer«, murmelte er. »Warum hätte ich ihn ermorden sollen, wenn es eine andere Möglichkeit gab? Und ihn in Gedanken zu vergessen… das ist auch nichts für mich.« Er löste den Umhang des Bewußtlosen und warf ihn Shirona zu. »Zieh das an«, sagte er. »Deine Nacktheit irritiert mich.«
    »Wirklich, du mußt verrückt sein«, brachte sie spöttisch hervor.
    »Wir müssen von hier verschwinden«, sagte er. »Ich hoffe, du kennst den Weg, nachdem dü angeblich meine Tür geöffnet hast.«
    »Du bist undankbar.« Sie hängte sich den schwarzen Stoff um die Schultern. Cascal betrachtete die Gesichtsmaske mit dem weißroten Kreissymbol. Er glaubte, einige der Symbole von seinem Amulett her zu kennen. Aber er verzichtete auf einen Vergleich. Er wollte in Shironas Gegenwart das Amulett nicht hervorholen. Im Wald hatte sie sich etwas zu sehr dafür interessiert. Das gefiel ihm nicht.
    Aber er zog dem Mann die Maske vom Kopf und starrte in das Gesicht des Bewußtlosen.
    Er kannte es.
    Er hatte diesen Mann schon einmal gesehen.
    »Robert Tendyke«, flüsterte er.
    ***
    »Ich träume«, flüsterte Nicole Duval mit offenen Augen. Aber sie spürte, daß es mehr als ein Traum war.
    Sie erhob sich wie eine Schlafwandlerin, aber es war kein Schlafwandeln. Sie befand sich in der Welt, die sie im Traum gesehen hatte. Das war hier aber kein Traum. Oder?
    Sie war auf einer relativ freien Fläche erwacht. Ein Halbdach ragte aus einer Steinwand über sie, und vor ihr lag eine Art offener Burghof. Er war menschenleer. Das beruhigte Nicole etwas. Immerhin war sie hier so erwacht, wie sie im Château Montagne eingeschlafen war - ohne einen Faden am Leib.
    »Verflixt, so etwas gibt es doch gar nicht.« Sie sah nach oben und erkannte eine Art erhöhter Treppe. Sie sah die Säulen mit den teufelskopfartigen Verzierungen, und sie sah die blauen Feuer wie in ihrem Traum. Was sich da oben abspielte, konnte sie aus ihrer Position heraus nicht erkennen, aber sie hörte Stimmen, ohne verstehen zu können, was dort gesprochen wurde.
    »Wie, bei Merlins Stiftzahn, bin ich hierher gekommen?« Da war eine Verbindung zu Zamorras Amulett gewesen. FLAMMENSCHWERT? Nein. Es mußte etwas anderes gewesen sein. Es hatte sie hierher gezerrt. Zamorra mußte mit dem Amulett experimentiert haben. Er hatte also doch keine Ruhe gegeben. War er mit Merlins Stern auch hier? Sie hoffte es. Denn ansonsten war es illusorisch, an eine Rückkehr zu denken.
    Eine Rückkehr aus einer Traumwelt…
    Sie verzog das Gesicht. Erst einmal brauchte sie etwas zum Anziehen. Sie war alles andere als prüde und bewegte sich recht gern nackt, aber das hier war eine fremde Umgebung mit fremden Bewohnern, und sie fühlte sich hier mehr als unwohl und ausgeliefert

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