045 - Schizophrenia - Nächte des Wahnsinns
Wänden waren vollgestopft mit Büchern,
vergilbten Zeitschriftenstapeln und Aktenordnern. An der Wand hinter dem
Schreibtisch hingen Bilder und großformatige Fotos. Sie zeigten das
Anstaltsgebäude in früherer Zeit. Jahreszahlen waren angegeben. 1886... 1900...
1927... 1943...
Die
Namen der stattlichen Herren Doktoren konnte man den kleinen Schildern
entnehmen, die unter den Fotos angebracht waren. Der Gründer der Anstalt hieß
Dr. Emanuele Falco, dessen Sohn Ernesto... Es gab auch, im Kopf einer reich
verzierten Urkunde, ein Bild des jetzigen Leiters der Nervenheilanstalt: Dr.
Giuseppe Falco. Wie er leibte und lebte, trat er ihnen aus der Hintertür, die
zu einem angrenzenden Untersuchungszimmer führte, entgegen.
»Guten
Tag, meine Herren«, sagte Falco lächelnd. »Ich nehme an, ich habe es mit
Kommissar Tandelli und seinem Stab zu tun?«
Tandelli
nickte, reichte dem Arzt die Hand und stellte seine Begleiter vor. Von der
PSA-Zugehörigkeit Larry Brents ließ er vereinbarungsgemäß kein Wort verlauten.
»Sie
kommen, um Gina Muddi zu sehen, nicht wahr?« fuhr Giuseppe Falco fort.
Die
Ähnlichkeit zwischen ihm und seinen Vorfahren war auffällig. Auch er war ein
großer, stattlicher Mann. »Dann kommen Sie gerade recht. Ich habe ihr ein
Gegenmittel gespritzt, um die Wirkung eines sie stark dämpfenden und
antriebslos machenden Mittels herabzusetzen. Gina befindet sich im Nebenzimmer
und...« Da schlug das Telefon an, und Falco unterbrach sich abrupt. Nach dem
zweiten Klingeln schon hob er ab.
»Pronto?«
fragte er. Plötzlich fuhr er zusammen. Nicht nur er. Auch die anderen
Anwesenden, die sich in dem kleinen Büroraum aufhielten. Eine Stimme brüllte
aus dem Hörer, laut und so gewaltig, daß die Trommelfelle schmerzten.
»Verschwindet,
ihr Schnüffler! Oder ich mache euch den Garaus... Wenn ihr nicht in zwei
Minuten das Gebäude verlassen habt, geschieht ein Unglück!«
Es
war jene grauenhafte Stimme, die Larry Brent heute schon mal gehört hatte. Aus
dem Mund der sechszehnjährigen Franca Rossi!
●
Sie
wollte die Tür sofort zuwerfen. Da flog sie ihr schon entgegen und warf Morna
Ulbrandson zurück. Die schwarzgekleidete Gestalt des Dreiköpfigen kam mit
schnellem Schritt auf sie zu, ebenfalls blitzschnell zischte die Sichel durch
die Luft. Morna sah die unheimliche Mordwaffe nur noch wie einen metallisch
glänzenden Strich auf sich zukommen. X-GIRL-C reagierte geistesgegenwärtig und
ging in die Knie. Das hätte keine zehntel Sekunde später erfolgen dürfen... Die
Spitze der Sichel hackte knirschend in die Stelle, wo sich vor einem Moment
noch Morna Ulbrandsons Kopf befunden hatte.
»Flieh!« rief eine helle, besorgt klingende Frauenstimme. Es
war der blonde Kopf, links neben dem massigen, schwarzhaarigen Schädel des
Mannes mit den Mörderaugen. »Ich würde dir gern helfen! Flieh!«
Aus
dem Mund des mittleren Kopfes kam ein tierisches Knurren, und die Gestalt riß
mit einem einzigen Ruck die Sichel aus der Tür, in die sie zentimetertief
eingedrungen war. Rechts neben dem Männerkopf, ein weiterer Frauenkopf. Das
eingetrocknete, welke Gesicht einer uralten Frau. Die schmalen, blutleeren
Lippen bewegten sich. »Keine Angst«, wisperte es heiser und kichernd aus dem
Mund. »Es ist doch alles in Ordnung... Massio wird das schon machen.«
»Massio
macht das«, sagte der Männerkopf, und es klang grausam und tödlich. Morna Ulbrandson
wollte das, was Massio machten wollte, nicht abwarten. Sie versetzte der
unheimlichen, monströsen Gestalt einen Tritt gegen die Beine. Massio taumelte
einen Schritt seitwärts. Der Weg zur Tür war einen Moment frei, und die
Schwedin nutzte ihre Chance. Zwei schnelle Schritte, und sie befand sich
jenseits der Türschwelle. Vor ihr lag ein etwa drei Meter langer Korridor. An
der Decke hing eine altmodische, verstaubte Lampe. Am Ende des Flurs befand
sich eine Tür. Gleichzeitig machte der Flur einen Knick nach rechts.
Morna
flog auf die Tür zu. Der Unheimliche mit den drei Köpfen stapfte mit großen
Schritten hinter ihr her. Die drei Köpfe gaben unterschiedliche Laute von sich.
Der verwelkte Frauenkopf kicherte leise, der kantige Männerschädel schickte ihr
eine Drohung nach, die Blondine auf der linken Schulter rief ihr nach, zu
fliehen. »Du kannst dich auf mich verlassen! Ich kenne mich hier aus... kenne
jeden Fußbreit Boden. Das ist die Anstalt... und ich bin Schwester Marina
Ordelli...«
●
X-GIRL-C
warf sich gegen die Tür. Sie war
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