045 - Schizophrenia - Nächte des Wahnsinns
Sie war Sender und Empfänger. Es gab zwei
Möglichkeiten, wieso es zu dem kommen konnte, wovon er Zeuge geworden war.
Franca erzeugte die Dinge entweder unbewußt selbst, oder sie wurde als ein
Werkzeug benutzt. Aber da war die Stimme...
Was
sie gesagt hatte, klang wenig freundlich, und die Botschaft galt offensichtlich
den Menschen, die Zeuge der Vorgänge geworden waren. X-RAY-3, der Mann, der in
ungewöhnlichen und seltsamen Abenteuern seinen Mann gestanden hatte, wußte, daß
die Welt längst nicht alle ihre Rätsel und Geheimnisse preisgegeben hatte.
Viele wollten das nicht wahrhaben, aber gerade in seinem Beruf zeigte sich
diese unerbittliche Wahrheit fast täglich. Er setzte sich ans Steuer des
mausgrauen Ferrari und fuhr los. Das im Palazzo-Stil errichtete Wohnhaus aus
der Jahrhundertwende blieb zurück. Wenig später schon war X-RAY-3 außerhalb der
Stadt und lenkte den Wagen Richtung Mombello. Auf dem Weg nach dort machte sich
das leise, akustische Signal in seinem Spezialring bemerkbar. Ein Lebenszeichen
von Morna?
»Hier
ist X-RAY-1«, meldete sich die vertraute, väterlich klingende Stimme aus der
Ferne. »Wir haben ein Todessignal erhalten, X-RAY-3...«
Larry
Brent lief es eiskalt über den Rücken und sein Gesichtsausdruck versteinerte. »Morna!« entfuhr es ihm.
»Nein.
Über das Schicksal von X-GIRL-C gibt es nach wie vor keine Gewißheit. Das
Signal wurde von X-RAY-9 ausgesandt. Er weilt nicht mehr unter uns...«
Larry
zerdrückte einen Fluch zwischen den Zähnen. »Wie ist es passiert, Sir? Weiß man
schon etwas Näheres?«
»Leider
nein. Der Ausgangspunkt des Signals konnte inzwischen einwandfrei berechnet
werden. An dem Ort, wo X-RAY-9 starb, wo logischerweise auch jetzt noch seine
Leiche liegen müßte, ist genau eine Nervenheilanstalt, die von einem gewissen
Dr. Giuseppe Falco geleitet wird...«
●
Larry
Brent zog scharf die Luft ein. »Sie werden es nicht glauben, Sir. Aber in
diesem Moment befinde ich mich auf dem Weg in die Nervenheilanstalt Falcos...«
Er berichtete von den Ereignissen bei den Rossis.
»Da
scheint sich etwas zuzuspitzen, was wir in dieser Form nicht voraussehen
konnten und offenbar doch einen Zusammenhang ergibt... Ich habe auch eine
Neuigkeit, X-RAY-3. Die Meldung stammt aus Mailand. Sie betrifft ein Mädchen
namens Gina Muddi, die eine erstaunliche und ungewöhnliche Geschichte zum
Besten gegeben hat, und die Kontakt zu X-RAY-9 hatte...«
Larry
erfuhr von dem Treffen zwischen Juan y Ramonez und Gina Muddi. Aber auch das
war noch nicht alles. Auch der Fall Marina Ordelli kam zur Sprache. Kommissar
Tandelli hatte nach dem Bekanntwerden der Beichte Dr. Falcos umgehend den Fall
weitergegeben. Meldungen mit außergewöhnlichem Inhalt wurden ebenfalls
kurzerhand an die zentrale Erfassungsstelle für mysteriöse Verbrechen und
Ereignisse weitergemeldet. Der Name Dr. Giuseppe Falco und dessen Anstalt waren
binnen weniger Stunden mehrfach genannt worden und spielten nach der Begegnung
mit Franca Rossi auch in den Überlegungen Larry Brents eine Rolle.
»Ich
werde die Augen offen halten, Sir, und mich genau auf dem Gelände umsehen«,
versprach X-RAY-3. »Sie möchte ich bitten, mich umgehend zu informieren, wenn
es irgendeine Neuigkeit über Morna Ulbrandson alias X-GIRL-C gibt. Gleich – wie
die Nachricht auch ausfällt...«
»Ich
verspreche es Ihnen.«
●
Die
Frau, von der sie sprachen, schlug in diesem Moment die Augen auf. In der
Dunkelheit registrierte sie einen schwachen Lichtschein, der unter einer
breiten Türritze einfiel. Morna Ulbrandson war benommen, in ihrem Kopf brummte
es wie in einem Bienenschwarm. Die Betäubung war massiv gewesen. Sie merkte,
wie sie wieder wegzusacken drohte, und stemmte sich mit aller Willenskraft gegen
die Müdigkeit und Schwäche in ihren Gliedern. Noch während sie lag, versuchte
sie über die zurückliegenden Ereignisse Klarheit zu gewinnen. Sie erinnerte
sich an das Hotel Azzura , in das sie ohne Vorankündigung gelotst wurde.
Das Zimmer dort war schon bestellt gewesen. Was Roncolli von ihr wollte, war
ihr ein Rätsel gewesen. In einem, wie sie glaubte, unbeobachteten Augenblick
hatte sie mittels PSA-Funk ihre Kollegen über die veränderte Lage informiert.
Noch während sie schnell ihre Botschaft in das winzige Mikrofon hauchte,
passierte es auch schon...
Sie
hatte Roncollis Annäherung, dessen Stimme sie Sekunden zuvor noch in der
kleinen Diele der Hotel-Suite gehört hatte, nicht bemerkt. Wie ein
Weitere Kostenlose Bücher