045 - Schizophrenia - Nächte des Wahnsinns
Schatten
stand der Mann plötzlich hinter ihr, und dann nahm das Unheil auch schon seinen
Lauf... Eine Hand, die einen chloroformgetränkten Wattebausch hielt, preßte
sich auf Mund und Nase.
Die
Wirkung trat sofort ein, noch ehe Morna zu einer Gegenwehr fähig war. Was
danach geschehen war, wußte sie nicht. Sie konnte sich nur eine Vorstellung
davon machen. Bewußtlos mußte Roncolli Morna aus dem Hotel geschafft haben.
Aber das war sicher nicht ganz einfach gewesen. Wie hatte er es bewerkstelligt?
X-GIRL-C
richtete sich auf. Ihr Blick klärte sich, das Brummen und Summen in ihrem Kopf
aber wich nicht. Morna registrierte, daß sie nicht gefesselt war. Also mußte
der Platz für ihren Widersacher ziemlich sicher erscheinen. Sie war in einer
fensterlosen Kammer. Die Luft war stickig und sauerstoffarm. Das Atmen fiel ihr
schwer. Sie lag auf einer Bahre, und die war alt und klapprig. Die Räder
rollten weg, als sie sich bewegte. Sie waren nicht festgestellt.
Morna
Ulbrandson kam auf die Beine zu stehen. Sie hatte das Gefühl, Pudding in den
Knien zu haben. Die fensterlose, schummrige Kammer war klein und quadratisch.
Zwei Schritte... und die Agentin konnte sie durchqueren. Bevor sie sich der Tür
näherte, hielt X-GIRL-C Ausschau nach ihrer Handtasche. Sie war nirgends
auffindbar. Darin befand sich die Waffe. Offenbar rechnete Frederico Roncolli
nicht mit ihrem schnellen Erwachen. Das konnte eine Chance für sie sein, auch
ohne den Smith & Wesson Laser. Schließlich war sie in verschiedenen
Kampfsportarten ausgebildet und konnte sich ihrer Haut wehren. Vorausgesetzt,
sie tappte nicht wieder in eine Falle.
Morna
wollte zunächst wissen, wo sie sich befand. Sie ging an die Tür und lauschte.
Nichts war zu hören... Aber dahinter mußte etwas sein. Vielleicht Roncolli?
Oder jemand, der beauftragt war, sie zu bewachen? War dies eine Gefängniszelle?
Die Kammer kam ihr eher wie ein Kellergewölbe vor.
Vorsichtig
legte Morna Ulbrandson die Hand auf die Klinke und unternahm einen ersten
Versuch. Sachte drückte sie sie herab. Wenn dabei ein Geräusch entstand,
verriet sich die Agentin. Wenn draußen jemand die Tür im Auge behielt, würde
ihm die sich senkende Klinke nicht entgehen. Das Ganze war ein Vabanquespiel.
Die Klinke war unten, und die Tür war nicht verschlossen! Sie ließ sich nach
innen ziehen! Morna biß sich auf die Lippen und hielt den Atem an. Sie öffnete
die Tür fingerbreit und wartete…
Was
würde passieren? Wurde Alarm ausgelöst und tauchte jemand auf?
Weder
das eine noch das andere geschah.
Die
Schwedin hatte in zahllosen Einsätzen ihre Nervenkraft unter Beweis gestellt
und war eine Frau, die mit ungewöhnlichen Situationen fertig wurde. Dies war
eine solch ungewöhnliche Situation. Instinktiv fühlte Morna: hier lauerte
Gefahr. Was immer dieser Roncolli mit ihr im Schilde führte, er würde sein
geschickt eingefangenes Opfer nicht auf naive Weise entkommen lassen, wie es
den Anschein erweckte.
Die
Tür ließ sich leise öffnen.
Morna
tat es und beugte sich herum, um einen Blick dahinter zu werfen. Noch war alles
unverändert, aber nicht mehr in der nächsten Sekunde. Da war kein Korridor,
kein anderer Raum. Etwas Schwarzes stand vor ihr. Sie sah eine Hand, die eine
rasiermesserscharfe Sichel umspannt hielt. Mornas Blick jagte in die Höhe. Eine
ganz in Schwarz gekleidete Gestalt stand vor ihr. Und sie hatte drei Köpfe...
●
Der
Haupteingang wurde bewacht. In einem baufällig aussehenden kleinen
Ziegelsteinhaus saß tagsüber ein Mann, der die Besucher einließ. Das alte
schmiedeeiserne Tor, voller Rostflecken und keineswegs mehr so stabil, wie es
den Eindruck erweckte, war fast vier Meter hoch. Auf der Mauer, die links und
rechts sich anschloß, war Stacheldraht gespannt, um ein Überklettern
auszuschließen. Ein älterer Mann kam aus dem kleinen Haus, als der mausgraue
Ferrari mit dem blonden, sonnengebräunten Mann am Steuer den Weg entlangrollte.
Larry
Brent kurbelte das Fenster herunter. »Ich werde von Dr. Falco erwartet.«
»Si,
schon in Ordnung, Signore«, erklärte der Alte und zog erst den einen Flügel des
riesigen Tores, dann den anderen auf. Er tippte sich grüßend an die Stirn.
»Vielen
Dank«, sagte X-RAY-3 und fuhr den schmalen, unbefestigten Weg zwischen Bäumen
und Büschen bis zum Hauptgebäude. Auf dem Weg nach dort sah er im Park einige
Heiminsassen bei der Arbeit. Unter der Aufsicht von Pflegerinnen in weißen und
blauen Kitteln sammelten sie Holz und
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